Formel E

"Rennen werden sich verändern" - Wird der Verschleiß der neuen Formel-E-Reifen zum Problem?

Tobias Wirtz

Tobias Wirtz

Eine der großen Änderungen für die elfte Formel-E-Saison sind die Reifen: Einheitslieferant Hankook hat den iON Race deutlich überarbeitet, um den Fahrern auf trockener Strecke, insbesondere mit aktiviertem Allradantrieb, mehr Performance zu bieten. Dies geht jedoch klar auf Kosten der Langlebigkeit der Pneus. Im Fahrerlager erwartet man, besonders bei Rennen auf Strecken mit einem aggressivem Belag, dass dies für Probleme sorgen könnte.

Bereits mit bloßem Auge war bei den Vorsaison-Testfahrten in Madrid zu erkennen, dass die Hankook-Reifen auf dem rauen Asphalt des Circuito del Jarama zu leiden hatten. Ein Bild, das wir auch über die kommende Saison häufiger sehen werden - da sind sich viele Fahrer, Techniker und Teamchefs einig.

"Der Reifen ist definitiv anders", beschreibt Phil Charles von DS Penske im Interview mit e-Formel.de. "Ich möchte nicht zu viel verraten, denn wir fahren hier gegen all diese Jungs. Aber der Reifen verhält sich über seine Lebensdauer ganz anders."

"Bis jetzt war der Reifen in der Formel E ziemlich genügsam", erklärt er weiter. "Beide Hersteller, Michelin und Hankook, haben sehr gute Arbeit geleistet, um einen Reifen zu liefern, der zu jeder Strecke passte. Er funktionierte auch unter verschiedenen Bedingungen und war wirklich sehr stabil. Man konnte also zehn Runs fahren, und die Rundenzeiten des ersten und des zehnten Runs waren ziemlich ähnlich."

Charles: "Abnutzungskurve wird sich auf die Rennen auswirken"

"Das haben wir jetzt nicht mehr", fährt er fort. "Das wird sich auf die Rennen auswirken, weil man eine Abnutzungskurve hat. Und man hat ein Temperaturprofil, mit dem der Reifen zufrieden ist, und ein Temperaturprofil, mit dem er nicht zufrieden ist. Die Rennen werden sich also verändern."

"Gut möglich, dass manchmal Fahrer Reifen fürs Rennen sparen", wirft er einen Blick auf die kommende Saison. "Wie genau, das lernen alle gerade noch. Ich denke, bei einigen Rennen müssen wir das Wochenend-Profil des Reifens berücksichtigen. Die Kurve des Reifens muss zum Wochenende passen."

"Die Reifen sind ein großer Schritt", stimmt Maserati-Teamchef Cyril Blais gegenüber e-Formel.de zu. "Jetzt sind wir etwas näher an einem Rennreifen, bei dem es eine Leistungsspitze gibt, wenn er neu ist. Im Rennen baut er mehr ab. Je nach Streckenbedingung und Temperatur wird es mit dem Reifenabbau ein weiteres Element geben, mit dem der Fahrer während des Rennens umgehen muss."

Hughes: "Reifen hat Leistungsspitze von 1 oder 2 Runden"

"Ich kann mir vorstellen, dass im 1. Freien Training nicht mehr als ein Reifensatz verwendet wird, weil man sich einen weiteren Satz für das Qualifying aufheben muss", erklärt Taylor Barnard auf Nachfrage von e-Formel.de. Maserati-Fahrer Jake Hughes stimmt ihm zu: "Bei einem Single-Header wie in Brasilien und Mexiko haben wir nur zwei Reifensätze. Wir müssen das 1. Freie Training mit einem Satz bestreiten. Man muss sich also entscheiden, ob man den zweiten Satz für das Qualifying oder für das Rennen nehmen will."

"Ich bin mir sicher, dass dies eine Möglichkeit sein wird, Reifen für das Rennen zu sparen", so Hughes weiter. "Der Reifen hat, wenn er neu ist, eine Leistungsspitze von einer oder zwei Runden. Es gibt einen großen Sprung in der Rundenzeit, mehr als eine halbe Sekunde. Bei einer Runde im Qualifying wissen wir, dass das einen Vorteil in der Startaufstellung bringen kann."

"Wir müssen noch verstehen, wie sich das bei einer Renndistanz von 35 oder 40 Runden auswirken kann, wenn man mit neuen oder gebrauchten Reifen startet", fährt der Brite fort. "Ich glaube, dass man in den ersten Rennen viele verschiedene Ansätze sehen wird, was den richtigen Zeitpunkt für den Einsatz (eines neuen Reifensatzes) angeht."

Wäre es denkbar, dass manche Fahrer das Qualifying abschenken, um stattdessen im Rennen frische Reifen zur Verfügung zu haben? McLaren-Teamchef Ian James glaubt das nicht, wie er e-Formel.de erklärt: "Am Ende des Tages ist es wichtig, dass wir eine gute Startposition erzielen."

Es lässt sich also noch nicht genau sagen, welche Reifenstrategie die beste sein wird. Genaueres werden wir am 7. Dezember erfahren, wenn in Sao Paulo das erste Rennen für die Gen3-Evo-Boliden mit dem neuen Hankook iON Race ansteht.

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1 Kommentare

EffEll ·

Ich freue mich darauf! Endlich kommen mehrere strategische Varianten hinzu, die das Feld ziemlich durchmischen können!

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