Formel E

"Rennleitung möchte Exempel statuieren" - Müller analysiert Aufwärtstrend & Bird-Unfall bei Formel E in Berlin

Thomas Grüssmer

Thomas Grüssmer

Nico-Müller-Berlin-Andretti

Andretti-Pilot Nico Müller ist weiterhin Aufschwung, was seine Form angeht. Beim "Double-Header" in Berlin konnte er am Samstag in die Punkte fahren und am Rennsonntag zum ersten Mal, seit er bei Andretti fährt, in die Duellphase des Qualifyings einziehen. Im Rennen kam es allerdings zu einem unglücklichen Zwischenfall mit McLaren-Pilot Sam Bird, für den Müller eine Strafe kassierte. Der Schweizer kann die Entscheidung zwar nicht nachvollziehen, zeigt sich in Interview mit e-Formel.de aber trotzdem positiv über den Aufwärtstrend in einer für ihn wichtigen Phase der Saison.

Müller scheint sich bei Andretti immer wohler zu fühlen. Was schon seit mehreren Rennen zu beobachten war, konnte er nun endlich auch im Qualifying unter Beweis stellen: Am Sonntag qualifizierte er sich zum ersten Mal in dieser Saison für die Duelle. Durch die Rückversetzung des später gekrönten Weltmeisters Oliver Rowland rückte er auf Startplatz 6 vor. "Von der Performance her lief es ganz gut. Seit Jakarta haben wir etwas gefunden, was mich deutlich mehr Performance aus dem Auto holen lässt. Ich fühle ich wohler. Die Rennperformance war schon immer gut, aber jetzt hat es auch im Qualifying besser geklappt", erklärt er.

Duellteilnahme "nicht besonders weltbewegend"

Über den Einzug in die Duellphase zeigt sich der 33-Jährige jedoch unbeeindruckt: "Das ist nicht weltbewegend, muss ich ganz ehrlich sagen. Letztes Jahr durfte ich das relativ regelmäßig machen, daher weiß ich, wie sich das anfühlt. Dieses Jahr hat es oft auch knapp nicht gereicht. Es ist, wie es ist - dieses Format ist tough. Es ist sicher gut, dass wir das (mit der Duellteilnahme) an diesem Wochenende abhaken konnten, aber mehr auch nicht."

Durch die nassen Bedingungen waren beide Andretti-Piloten am Vortag nur mäßig konkurrenzfähig. Müller startete von Platz 13 und konnte sich während des Rennens zumindest ein bisschen nach vorn arbeiten. Mit Platz 8 nahm er am Ende immerhin vier Punkte mit. Anders kam es am Sonntag, denn das Rennen fand unter trockenen Bedingungen statt. Ein "Peloton-Rennen" stand somit bevor: "Heute war es brutal chaotisch. Gestern waren wir im Nassen nicht ganz schnell genug. Am Morgen haben wir dafür gute Schritte gemacht."

Unfall mit Bird: "Kleine Berührung mit großen Konsequenzen"

Das Sonntagsrennen schloss er dennoch nur auf Platz 17 ab. Grund dafür war ein vorangegangener Unfall mit McLaren-Pilot Sam Bird: "Es war wie üblich bei den Rennen mit viel 'Coasting' - man versucht, möglichst effizient zu sein. Durch das Layout der Strecke weiß man nie so richtig, was der Fahrer vor einem macht. Er ist in Kurve 2 für einen späten Move gegangen. Ich persönlich hätte das nicht gemacht, aber er hat es probiert. Es gab eine ganz leichte Berührung mit großen Konsequenzen", analysiert Müller den Unfall.

Im Anschluss musste das Safety-Car auf die Strecke, um Birds Fahrzeug zu bergen, für den das Rennen somit zu Ende war. Müller konnte zwar weiterfahren, musste aber an die Box, um das kaputte Rad zu wechseln. Später bekam er eine 10-Sekunden-Strafe für den Kontakt, die ihn schlussendlich auf besagten 17. Platz zurückwarf. "Ich denke, die Rennleitung möchte hier ein Exempel statuieren - das darf ich jetzt ausbaden. Das akzeptiere ich, aber ich denke, wir haben in der Vergangenheit ganz andere Szenen gesehen, für die es keine Strafen gab."

Nichtsdestotrotz denkt er an seinen Fahrerkollegen Bird, der nicht weitermachen konnte: "Für ihn tut mir das leid. Niemand will, dass nach so einem kleinen Kontakt das Rennen vorbei ist."

Wie Müller durchblicken lässt, ist seine Zukunft in der Formel E noch nicht geklärt. Ob es in Saison 12 bei Andretti für ihn weitergeht? "Weiß ich noch nicht. Wir haben da keinen Stress. Auf jeden Fall fühle ich mich Rennen für Rennen immer wohler mit dem Auto und mit der Arbeit im Team. Da ist klar ein Aufwärtstrend zu erkennen." Der Aufschwung kommt definitiv zur rechten Zeit in Müller, und er sollte versuchen, ihn auch für das finale Wochenende in London weiterhin aufrechtzuerhalten. Schließlich besteht für Andretti noch die Möglichkeit, Platz 6 in der Teammeisterschaft zu holen. Mahindra liegt zum jetzigen Zeitpunkt 17 Punkte vor den US-Amerikanern. Der letzte "Double-Header" der Saison findet am 26. und 27. Juli statt.

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