Formel E

Reportage: So sieht der Alltag des Safety-Car-Mechanikers von Porsche in der Formel E aus

Tobias Wirtz

Tobias Wirtz

Viele Dinge, die an einem Formel-E-Wochenende passieren, sind für die Zuschauer:innen unsichtbar, obwohl sie für den Ablauf des Rennens zwingend notwendig sind. Dazu zählt auch das Safety-Car-Prozedere: Nur weniger erahnen, wie viel Vorarbeit notwendig war, damit Rennleiter Scot Elkins nach einem Zwischenfall den Safety-Car-Fahrer Bruno Correia in seinem bis zu 815 kW starken Porsche Taycan Turbo GT mit Weissach-Paket auf die Strecke schicken kann.

Diese Arbeit leistet zum Großteil Adam Kot. "Ich arbeite bei Manthey Racing und mache den technischen Support für die Safety-Cars in der Formel E und zusätzlich auch in der Langstrecken-Weltmeisterschaft WEC", beschreibt Kot im Gespräch mit e-Formel.de in den Manthey-Werkshallen in Meuspath, in unmittelbarer Nähe zum Nürburgring.

"Anfangs habe ich auch noch ganz normal in der Werkstatt mitgearbeitet, als es nur die WEC war", erklärt er weiter. "Aber mit der Erweiterung auf die Formel E (2022) ist der Umfang so groß geworden, was die Einsätze und die gesamte Planung angeht, dass ich mich aktuell nur noch um Safety-Cars kümmere."

Safety-Car-Mechaniker ist ein Vollzeitjob, zumal es auch noch weitere Safety-Cars gibt, um die sich Manthey Racing im Jahresverlauf kümmert. "Wir machen auch den technischen Support und den Teile-Support im Sports Cup und im Carrera Cup. Anfang des Jahres kommt ein Auto zu uns, das wir auf Safety-Car umrüsten und nach der Saison wieder zurückrüsten." Das sei aber nur ein Randbereich seiner Tätigkeiten.

"Wir mussten das Schritt für Schritt entwickeln"

"In der Formel E reisen wir meistens Mittwoch an, sodass wir am Donnerstag an der Rennstrecke sein können, wenn noch kein Fahrbetrieb ist", stellt er dar. "Das Gute an der Formel E ist, dass die Logistik über die Rennserie läuft. Wenn ich an die Rennstrecke komme, ist eigentlich schon alles vorbereitet: Die Autos und auch das Werkzeug stehen im Idealfall schon da." Es folgen Routinen. Kot checkt die Autos durch, inkl. Bremsen- und Reifenverschleiß, Beleuchtung, Fehlerspeicher und Batterieladung. Selbst waschen, putzen und aussaugen gehört zu seinen Aufgaben. "Ich prüfe quasi alles, damit das Auto startbereit ist."

Die richtige Vorbereitung ist alles. "Ich habe ein Checkliste, die ich abarbeite. Wir haben aus der WEC einiges für die Formel E übernommen. Wir sind am Anfang ohne Vorkenntnisse gestartet, also mussten wir die Abläufe Schritt für Schritt entwickeln. Über die Zeit sind uns zusätzliche Dinge aufgefallen, die man bei einem Safety-Car überprüfen sollte."

"Wenn Bruno (Correia, Safety-Car-Fahrer) nach der Fahrt etwas zu beanstanden hat, stehe ich mit Rat und Tat zur Seite", erklärt Kot. "In der Regel funktioniert alles gut, also haben wir nicht mehr so viel zu tun, wenn der Fahrbetrieb anfängt - außer sauber machen und laden. Aber wenn doch etwas sein sollte, ist es meine Aufgabe, Abhilfe zu schaffen."

Saisonpause eröffnet Möglichkeiten für "größere Sachen"

Auch wenn in der Formel E gerade Saisonpause ist - Kot hat trotzdem einiges zu tun: "Die Autos kommen ziemlich zügig nach dem letzten Rennen zu uns. In London (beim Saisonfinale) wurden sie ein oder zwei Tage später verladen und waren am Mittwoch oder Donnerstag nach dem Rennen schon hier in Meuspath. Dann prüfen wir alles. Alle Verschleißteile werden getauscht, dazu ziehen wir neue Reifen drauf. Das Auto wird quasi in einen Neuzustand versetzt, damit es wieder in die Saison starten kann."

"Die Off-season ist die einzige Zeit, in der wir das Auto hier in der Werkstatt haben. Sonst sind die Autos immer unterwegs", erklärt er. "Sobald sie die Werkstatt für die Logistik der Formel E verlassen, also für den Vorsaison-Test, kommen sie bis zum Saisonende nicht mehr zurück. Sie werden von Rennen zu Rennen transportiert. Die Zeit zwischen dem letzten Rennen und dem Vorsaison-Test ist die einzige Möglichkeit, auch irgendwelche größeren Sachen machen zu können."

Ob Safety-Car-Mechaniker ein Traumjob ist? "Ja, schon", meint Kot. "Mein Interesse war schon immer groß, in den Bereich Motorsport zu gehen. Aber man muss auf jeden Fall reisebegeistert sein. Die Reiserei ist Fluch und Segen zugleich. Man ist viel unterwegs und hat dadurch wenig Freizeit. Aber der Job an sich ist klasse. Ich finde es immer wieder beeindruckend, wenn man die Rennstrecke nach einem Rennen verlässt, und zwei, drei Wochen später an einem komplett anderen Ort auf der Erde - einige tausend Kilometer entfernt - ist wieder alles genau so da."

Am Steuer des Safety-Cars sitzt Kot übrigens nur selten. "Ich bin natürlich schon selbst gefahren, aber nicht im Renntempo. Höchstens mal Probefahrten, beim Verladen an der Strecke oder hier in Meuspath", beschreibt er. "Mitgefahren bin ich schon des Öfteren. Ganz cool war letztes Jahr in Valencia, als wir ziemlich lange gefahren sind - sechs oder sieben Runden. Das hat Spaß gemacht. Aber sonst ist relativ wenig Zeit für so etwas."

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