Robert Wickens mit klarem Ziel bei Formel-E-Schaulauf: "Mache alles zu einem bestimmten Zweck"
Timo Pape
Seit seinem schweren IndyCar-Unfall am 19. August 2018 auf dem Pocono Raceway ist Robert Wickens auf einen Rollstuhl angewiesen. Trotzdem drehte der Kanadier im Rahmen den Portland E-Prix im Juni einige Runden in einem modifizierten Formel-E-Auto. Wickens sei aber nicht nur für die Schlagzeilen ins Fahrzeug gestiegen, sondern um seine Chancen auf ein Stammcockpit in der Elektroserie zu verbessern.
Für den Testlauf in Portland hatte die Formel E das Gen3-Demofahrzeug so umgebaut, dass Wickens mit den Händen beschleunigen und bremsen konnte. "In der Formel E wird natürlich nicht geschaltet, aber ich habe jetzt ein tolles Gefühl für meine linke Hand beim Gasgeben, sodass ich das einfach beibehalten kann. Es ist ein bisschen anders als mit den Füßen, aber es funktioniert für mich", erklärt Wickens bei The Race.
Ein reines Schaulaufen sei die Aktion für ihn nicht gewesen. "Ehrlich gesagt bin ich zu alt und ungeduldig, um noch etwas zum Spaß zu machen", sagt der 35-Jährige. "Ich mache alles, was ich in meiner Karriere anpacke, zu einem bestimmten Zweck. Und hier ist es nicht anders. Ich möchte dies als eine Evaluation einer Karrierechance nutzen."
Die Formel E sei auf ihre Art und Weise einzigartig, findet Wickens. "Ich habe mir sie immer sehr genau angeschaut. Es gibt einen harten Wettbewerb, das sieht man an den vielen verschiedenen Siegern und an der geringen Anzahl Titelverteidigungen - es ist so schwierig. Das ist es, was ich liebe."
Etappenziel Valencia
So hofft Wickens auf einen weiteren Einsatz in wenigen Monaten: "Im November, wenn die Formel E die Rookie-Tests in Valencia durchführt, werde ich hoffentlich von einem der Teams in der Startaufstellung berücksichtigt, um die gleiche Chance auf einen Rennplatz zu haben wie alle anderen, die sie in Betracht ziehen."
"Ich muss beim Rookie-Test so gut abschneiden, dass das Team mich unter Vertrag nehmen will, weil ich die beste Option bin, um Ergebnisse zu erzielen, und nicht, weil ich der behinderte Fahrer bin." Es gebe bereits Teams, mit denen Wickens im Gesprächen sei - "sei es zwanglos oder offiziell."
Formel-E-CEO Dodds: "Inklusiver Sport für mich ein Muss"
Auch für Formel-E-CEO Jeff Dodds waren die Testrunden von Wickens in Portland "nicht nur zum Spaß": "Ich möchte jetzt und in Zukunft Fahrer wie Robert sehen, die auf hohem Niveau im Rennsport konkurrieren. Ein inklusiver Sport ist für mich ein Muss. Diese Geschichten sind so menschlich und inspirierend, dass sie es verdienen, erzählt und weitergeführt zu werden."
Dodds rechnet Wickens durchaus Chancen zu, es in die Formel E zu schaffen: "Robert hat die Ausdauer, in diesem Auto und möglicherweise in zukünftigen Autos besondere Dinge zu tun. Roberts Ehrgeiz ist bemerkenswert, und er hat jede Menge Talent, das er nutzt, um eine Karriere fortzusetzen, die er liebt", so Dodds.
Wickens' Einsatz in Portland war übrigens nicht seine erste Berührung mit der Formel E: Im Jahr 2020 wurde er von Toto und der damaligen Teamchefin Susie Wolff mit Venturi in Verbindung gebracht, um für das monegassische Team einen angepassten Simulator zu testen, bei dem die Gas- und Bremspedale auf das Lenkrad übertragen wurden. Ob der Kanadier eine weitere Chance erhält, erfahren wir womöglich im November.
0 Kommentare
Einen Kommentar schreiben