Formel-E-Pilot Robin Frijns fordert: "1. Freies Training auf den Freitag vorziehen"
Tobias Wirtz
45 Rennen hat Robin Frijns in der Formel E absolviert. Nach zwei Saisons für Andretti und einer einjährigen Pause kehrte der Niederländer 2018 in die Elektrorennserie zurück, wo er seitdem für Envision Virgin Racing an den Start geht. Im Interview mit 'Formule1.nl' spricht Frijns über den internationalen Stellenwert der Formel E und darüber, was er am traditionellen Eintagesformat persönlich gern ändern würde.
Dass sich die Formel E auch im sechsten Jahr ihres Bestehens noch nicht mit der Formel 1 - der "Königsklasse" des Motorsports - messen kann, liegt auf der Hand. Nicht nur, dass die Elektrorennwagen bei der Performance nicht annähernd mit dem Niveau der Hybridboliden mithalten können - auch die öffentliche Aufmerksamkeit und das Zuschauerinteresse ist bei der seit 70 Jahren existierenden Formel 1 noch um ein Vielfaches höher.
Aber laut Frijns ist die E-Rennserie wettbewerbsmäßig mittlerweile schon auf dem zweiten Platz angekommen: "Die Rennen sind nie langweilig, die Teams sind ehrgeizig. Es ist eine Kategorie mit Zukunft. In der Formel E gibt es mehr Hersteller als in der Formel 1. Audi, BMW, Mercedes, Citroen, Jaguar; sie alle fahren dort", schildert der Virgin-Pilot den aktuell wohl größten Vorzug der Formel E - während die Formel 1 nach dem angekündigten Rückzug von Honda Ende 2021 nur noch drei Hersteller an Bord haben wird.
Aber nicht nur im Wettbewerb, sondern auch in der öffentlichen Wahrnehmung habe sich die Elektrorennserie weit nach vorn gearbeitet. "In einigen Ländern ist die Formel E nach der Formel 1 die zweitwichtigste Klasse, in einigen Ländern ist sie es noch nicht", erklärt Frijns. "In Asien ist die Formel E sehr populär, und in Europa entwickelt sie sich zunehmend."
"Um als Hersteller 'grün' zu werden, muss man in der Formel E sein"
Obwohl er eigentlich "nur" Fahrer ist, sieht sich Frijns selbst in der Pflicht und in einer Position, die Serie tatsächlich voranzubringen. Besonders in seinem Heimatland: "In den Niederlanden hat man vor fünf Jahren gesagt: 'Oh Mann, Formel E, lass mal stecken'. Das ändert sich jetzt, wie ich feststelle. Eindhoven zum Beispiel möchte einen E-Prix organisieren. Mir gefällt das, und ich helfe, wo ich kann."
Das Wachstum der Formel E und das große Herstellerinteresse haben für den 29-Jährigen vor allem imagetechnische Gründe: "Um als Hersteller 'grün' zu werden, muss man unbedingt in der Formel E sein." Die Auswirkungen der COVID-19-Pandemie, die viele Unternehmen im Automobilsektor schwer getroffen hat, bekommt jedoch auch der Motorsport zu spüren.
Frijns, der neben seinem Formel-E-Engagement auch als Werksfahrer für Audi in der DTM an den Start geht, hat dies mit dem Ausstieg der Ingolstädter aus der Meisterschaft Ende dieses Jahres am eigenen Leib erfahren. "Ich denke, es werden irgendwann nur noch einige Serien übrig bleiben. Wenn man sich anschaut, was mit der DTM passiert, sieht man es schon kommen. Die Hersteller werden in ihren Entscheidungen noch selektiver."
"Wüsste nicht, was verbessert werden könnte"
Die Formel E ist seiner Meinung nach wegen ihrer zukunftsträchtigen Ausrichtung auf Elektromobilität jedoch nicht gefährdet und dabei auch für die Fans äußerst attraktiv. "Es passiert viel mit dem FANBOOST, Autogrammstunden und so weiter. Ich wüsste nicht wirklich, was verbessert werden könnte, das Format ist gut", findet Frijns.
Der straffe Zeitplan eines Renntages ist seiner Meinung nach jedoch optimierungsfähig. "Wir haben das Freie Training, das Qualifying und das Rennen an einem Tag. Ich habe manchmal gefragt: Warum machen wir die erste Trainingseinheit nicht einen Tag früher? Dann hat man immer noch ein Training, Qualifying und Rennen am Samstag."
Er nennt auch einen konkreten Anlass für seinen Vorschlag: "In diesem Jahr hatten wir in Santiago (am Auto) ein Problem in der ersten Trainingssitzung. Wir konnten es aber einfach nicht finden. Im zweiten Training hatte das Auto nach drei Runden eine Panne, und dann haben wir erst das Problem gefunden. Ich würde gerne die erste Trainingssitzung auf Freitag verlegen, damit man, wenn man ein Problem hat, mehr Zeit hat, es zu lösen. Aber abgesehen davon denke ich, dass die Formel E ein sehr modernes Format hat."
Die siebte Formel-E-Saison beginnt am 16. Januar 2021 in Santiago. Robin Frijns wird dabei erneut für Envision Virgin Racing mit Kundenmotoren von Audi an den Start gehen.
Foto: Peter Minnig / Spacesuit Media
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