Formel E

Rom ePrix: Anwohner wehren sich gegen Formel E

Tobias Bluhm

Tobias Bluhm

Die Hoffnungen der italienischen Formel-E-Fans auf einen potenziellen Rom ePrix könnten platzen, bevor die im Juni gewählte Stadtregierung um Virginia Raggi überhaupt mit den Planungen begonnen hat. Nur wenige Tage nachdem Raggi ankündigte, dass sie die Formel E in die italienische Hauptstadt holen möchte, begannen erste Proteste von Anwohnern.

Schon für das erste Rennen der Formel E im Herbst 2014 stand ein Rom ePrix als Premierenrennen im Raum. Letztendlich verhinderten jedoch ein Regierungswechsel und der neue Bürgermeister das Event - die Formel E verlegte ihr erstes Rennen nach Peking in China. Auch damals sträubten sich bereits Organisationen gegen das Autorennen in Rom.

"Nach so vielen Jahren versuchen die Politiker jetzt das gleiche Event in die Stadt zu holen, gegen das wir schon protestiert haben", beschweren sich die Römer aus dem Stadtviertel EUR, wo das E-Rennen in der Nähe des Colosseo quadrato geplant war, in einem offenen Brief. "Die Anwohner werden komplett ignoriert." Mehrere Organisationen verteilten in den vergangenen Wochen bei Flashmobs und kleineren Demonstrationen Flyer gegen das Formel-E-Rennen.

"Wir geben nicht auf, bis die Idee der Formel E endgültig verworfen wird", wird Matilde Spadaro, die die Demonstrationen organisierte und leitete, im Lokalblatt 'La Repubblica' zitiert. "Wir organisieren Treffen mit verschiedenen Gruppen, um das Rennen zu verhindern." In Planung sei unter anderem eine Demonstration von über zwölf lokalen Vereinen auf dem Kapitolsplatz.

In einem offenen von Hunderten Anwohnern unterschriebenen Brief an die Stadtverwaltung drückte die Bürgerinitiative ihre Sorge über negative Auswirkungen für Parks, den Verkehr und das öffentliche Leben aus. Die EUR (Esposizione Universale di Roma, zu Deutsch: "Weltausstellung Rom"), ein Stadtviertel, das einst nach dem Willen Mussolinis für die Weltausstellung 1942 geplant wurde, zählt zu den größten Problembezirken Roms und kämpft seit Jahren mit sozialen Problemen und Prostitution. "Dass Raggi hier den Glamour der Formel E demonstrieren will, macht uns sprachlos", beschweren sich die Anwohner in ihrer Petition.

Kurios: Nach der Idee von Formel-1-Zampano Bernie Ecclestone, der ab 2013 ebenfalls ein Rennen in der "ewigen Stadt" wollte, hätte auch der Formel-1-Grand-Prix in EUR stattgefunden. Der Italien-Grand-Prix bleibt jedoch bis auf Weiteres in Monza.

"Ein Rom ePrix wäre scheinheilig"

Die Formel-E-Gegner machen im Zuge ihrer Proteste insbesondere auf den Zustand des Transportsystems aufmerksam. So stehen in Rom gerade einmal 85 Aufladestationen für E-Fahrzeuge - das Umland bereits eingerechnet. Zum Vergleich: In München findet man knapp 200 dieser Stationen, in Berlin sogar 300. "Wenn wir noch nicht einmal über die richtige Infrastruktur verfügen, wieso brauchen wir dann überhaupt ein Event für die Promotion von E-Mobilität?", fragt Roberto Scacchi von der Umweltorganisation Legambiente Lazio.

"Warum zeigen wir, wie umweltfreundlich wir sind, wenn die Bürger selbst keine Ladestationen haben? Ein Rom ePrix wäre schlicht und ergreifend scheinheilig. Bei rund 6.100 Kilometern Straßenland in Rom müssen E-Auto-Besitzer im Schnitt über 75 Kilometer zur nächsten Ladestation fahren. Wenn Raggi einen ePrix will, brauchen wir zuerst einmal eine bessere Infrastruktur, die wir bewerben können."

Auch im Lichte von Raggis Aussprache gegen die Olympischen Spiele 2024 sorgt der Rom ePrix bei vielen Bürgern für Stirnrunzeln. In den ersten Monaten ihrer Amtszeit lehnte sie eine Bewerbung Roms beim Internationalen Olympischen Komitee (IOC) ab - entgegen dem Willen vieler Römer. Dass sich "Miss No Olympic Games", wie Raggi inzwischen oft in Zeitungen betitelt wird, nun um die Formel E bemüht, wirke, so das Argument, lediglich wie ein Versuch der Wiederherstellung ihres öffentlichen Ansehens.

Mehr Informationen und Meinungen von unseren 'e-Formel.de'-Redakteuren über die "Aufruhr in Rom", erfahrt ihr übrigens auch in der achten Ausgabe unseres Formel-E-Podcasts "ePod" - powered by e-Formel.de und CLEANELECTRIC.

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