Formel E

Rookie-Test der Formel E in Berlin: Felipe Drugovich & Maserati mit Bestzeit, Sheldon van der Linde crasht

Timo Pape

Timo Pape

Crashed-Car-Jaguar-Sheldon-van-der-Linde

Aston Martins Formel-1-Nachwuchsfahrer Felipe Drugovich hat den Rookie-Test der Formel E mit der schnellsten Rundenzeit abgeschlossen. Auf dem Kurs in Berlin-Tempelhof gelang dem Brasilianer, der für Maserati MSG antrat, eine Rundenzeit von 1:05.509 Minuten. Die deutschen Nachwuchsfahrer, David Beckmann und Tim Tramnitz, schafften es auf die Plätze 8 und 11. Für Verwunderung sorgte ein Zwischenfall mit Sheldon van der Linde, der die Session nach einem mysteriösen Unfall vorzeitig beenden musste.

Nach dem verregneten Rennsonntag schien am Montagmorgen wieder die Sonne über Tempelhof. Bei noch frischen 15 Grad Lufttemperatur ging es pünktlich um 9 Uhr los. Drei Stunden hatten die Rookies in der Vormittagssession Zeit, um sich mit dem Gen3-Auto vertraut zu machen und für sich selbst zu werben. Anfangs waren jedoch nur wenige Fahrer auf der Strecke, darunter die beiden Mahindra - Jordan King und Jehan Daruvala - und Will Stevens im DS.

Envision trat am Montag überraschend nur mit einem Fahrzeug an. Das Auto mit der Startnummer 16 von Sebastien Buemi befand sich nach Informationen von 'e-Formel.de' mit einem Schaden aus dem Sonntagsrennen bereits auf dem Weg nach Italien zur Untersuchung durch Chassis-Hersteller Dallara. Jack Aitken musste "seinen" Boliden mit der Startnummer 37 demnach mit Jonny Edgar teilen und sollte am Nachmittag an seinen britischen Landsmann übergeben.

Übersicht: Die Nennliste für den Formel-E-Rookie-Test 2023

Team Fahrer 1 (Nummer) Fahrer 2 (Nummer)
ABT Cupra Tim Tramnitz (4) Adrian Tambay (51)
Avalanche Andretti Zane Maloney (27) Linus Lundqvist (36)
DS Penske Will Stevens (1) Robert Shwartzman (25)
Envision Racing Jack Aitken (37, vorm.) Jonny Edgar (37, nachm.)
Jaguar TCS Racing Sheldon van der Linde (31) Simon Evans (99)
Mahindra Racing Jordan King (vorm.) & Roberto Merhi (nachm.) (8) Jehan Daruvala (11)
Maserati MSG Racing Felipe Drugovich (7) Hugh Barter (48)
Neom McLaren Luke Browning (5) Charlie Eastwood (58)
Nio 333 Racing Daniil Kvyat (3) Mikel Azcona (33)
Nissan Luca Ghiotto (17) Victor Martins (23)
TAG Heuer Porsche Ye Yifei (13) David Beckmann (94)

 

Mahindra gab in der ersten Viertelstunde das Tempo vor. Auch die beiden ABT-Tester Adrien Tambay und Tim Tramnitz waren mit ihren Kunden-Mahindra früh auf der Strecke. Der indische Hersteller wollte den Test offenbar auch dazu nutzen, um die eigene Entwicklung für die laufende Saison voranzutreiben. Die frühe Bestzeit von King war dabei "nur" gut zwei Sekunden langsamer als der bisherige Streckenrekord (1:05.301 Minuten; Max Günther).

Nach der ersten halben Stunde hatten erst 16 der 22 Fahrer eine Rundenzeit gesetzt. Der Schnellste war dabei Jack Aitken im Envision mit der ersten 1:06er-Zeit des Tages. Hinter ihm folgten Zane Maloney (Andretti) und Robert Shwartzman (DS). Dann blieb Jaguar-Rookie Simon Evans - Bruder von Berlin-Sieger Mitch - auf der langen Gegengeraden in Sektor 2 stehen. Die Rennleitung ließ zwischenzeitlich gelbe Flaggen schwenken, dann ging es aber weiter.

Jaguar auch am Rookie-Vormittag Spitze

Nach 40 Minuten setze King eine neue Bestmarke. Ihm taten es in den Folgeminuten Shwartzman, Felipe Drugovich, Daniil Kvyat und Sheldon van der Linde gleich. Nach der ersten von insgesamt sechs Teststunden führte DS-Fahrer Shwartzman (1:06.437 Minuten) vor Maloney und Drugovich. Dann wurde es ruhiger in Tempelhof. Nennenswerte Verbesserungen gelangen bis zur Halbzeit der Vormittagssession nur Maloney, van der Linde und Shwartzman. Die Top 5 komplettierten zu diesem Zeitpunkt Victor Martins und Linus Lundqvist.

In der nächsten halben Stunde gesellte sich ein weiterer Name zur Spitzengruppe hinzu: Luca Ghiotto stellte seinen Nissan auf den zwischenzeitlichen fünften Platz. In Führung lag zu dieser Zeit Shwartzman vor Kvyat. Die meisten Teams konzentrierten sich darauf, Daten zu sammeln. ABT Cupra bestätigte beispielsweise auf unsere Nachfrage hin, dass das deutsche Team keine Qualifying-Runde mit 350 kW Leistung geplant habe. Im Fokus stand vor allem das Energiemanagment.

Bis zur Mittagspause um 12:00 Uhr purzelten die Rundenzeiten bis auf 1:05.814 Minuten. Diesen Bestwert erzielte van der Linde im Werks-Jaguar. Die Top 5 vervollständigten hinter ihm Ghiotto, Daruvala, Kvyat und Shwartzman. David Beckmann im Porsche kam auf Position 14. Landsmann Tim Tramnitz im ABT Cupra wurde 19. Ihm fehlten gut 1,3 Sekunden auf die Spitze.

Regenschauer in der Mittagspause ohne Auswirkungen

Nach der zweistündigen Unterbrechung setzten die Teams ihre Entwicklungsprogramme fort. Ein kurzer, heftiger Regenschauer unmittelbar vor dem Session-Start sorgte zunächst für etwas langsamere Rundenzeiten. Doch schon nach wenigen Minuten hatten die Fahrer wieder das Zeitenniveau des Vormittags erreicht.

In der ersten Phase des Nachmittags gaben die Deutschen - Beckmann und Tramnitz - das Tempo vor: Nach 30 Minuten hatten beide bereits die Vormittagsbestzeit geschlagen. Wenig später konnten Shwartzman und Martins abermals gute Zeiten fahren und die Führung übernehmen. Dann gab es die erste und einzige rote Flagge des Tages, ausgelöst von Sheldon van der Linde.

Da keine TV-Kameras den Rookie-Test filmten, waren zunächst nur wenige Details zum Crash bekannt. Der Südafrikaner soll jedoch in Kurve 6 von der Strecke abgekommen sein und dabei die rechte Seite seiner Fahrzeugfront beschädigt haben.

Hinter einem heruntergelassenen Garagentor begann Jaguar schon am Montagnachmittag damit, die Daten des Unfallfahrzeugs auszuwerten - ein einfacher Fahrfehler ist also unwahrscheinlich. Nach unseren Informationen sollen auch Williams Advanced Engineering (Batteriehersteller) und Spark Racing Technologies (Chassis-Hersteller) großes Interesse an einer Antwort haben. Auf Nachfragen von 'e-Formel.de' hielten sich alle Beteiligten aber mit der Bekanntgabe erster Rückschlüsse zurück. Es sei zu früh, Gründe für den Crash zu benennen.

Drugovich fährt späte Bestzeit auf Pole-Position-Niveau

Nach der Unterbrechung der Session wurden die Rundenzeiten abermals besser. Insbesondere Zane Maloney konnte Ausrufezeichen mit guten Sektoren setzen, letztlich gelang jedoch Felipe Drugovich die beste Runde. Er beendete einen Umlauf in 1:05.509 Minuten - 0,104 Sekunden schneller als Sebastien Buemis Pole-Runde vor dem Samstagsrennen. Auf die Rekordrunde von Günther - ebenfalls im Maserati - fehlten ihm hingegen zwei Zehntelsekunden.

Zweiter wurde Victor Martins vor Maloney, Ghiotto und Shwartzman. Porsches Testfahrer David Beckmann war am Ende Achter, Tim Tramnitz beendete die Session für ABT Cupra auf Rang 11. Direkt nach dem Test wurden die Fahrzeuge für den Transport nach Monaco verladen. Dort findet am 6. Mai der nächste WM-Lauf der Elektroserie statt.

Ergebnisse & Zeiten

zusätzliche Berichterstattung durch Tobias Bluhm

Zurück

0 Kommentare

Einen Kommentar schreiben

Bitte rechnen Sie 6 plus 1.