Formel E

Oliver Rowland will Formel-E-Titel mit Ingenieuren auf Ibiza feiern & Haus mit Preisgeld abbezahlen

Timo Pape

Timo Pape

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Weltmeister! Oliver Rowland sicherte sich am Sonntag in Berlin seinen ersten Formel-E-Titel. Nach dem Rennen zeigte sich der Brite sehr emotional und blickte auf den langen Weg hin zu seinem bisher größten Erfolg zurück. Besonders die Glückwünsche seiner Tochter brachten ihn aus der Fassung.

Kurz, nachdem er den Zielstrich als Vierter überquert hatte, liefen die Tränen hinter seinem Visier. Der ganze Druck fiel von Rowland ab, als sein Team ihm sagte: "Du bist Weltmeister!" Dann bekam er auch noch seine kleine Tochter aufs Ohr, die ihm zum Titel gratulierte.

"Selbst wenn ich jetzt noch daran denke… Ich war (in dem Moment) sowieso schon super emotional", denkt Rowland zurück. "Meine Frau, meine Tochter - und es ist noch ein weiteres Baby unterwegs -, wir sind ein Team. Sie zu hören, wie sie darauf reagiert hat, war unglaublich. Ich habe es geliebt, wie sie am Ende einfach nur 'bye' gesagt hat - 'well done, bye.'" Sollte Rowland in zwei Wochen in London noch einmal auf dem Podium stehen, dann mit seiner Tochter zusammen. "Da habe ich gar keine Wahl - sie fragt mich andauernd."

Es war kein einfaches Rennen für Rowland. Der Brite sah sich über weite Strecken in enge Zweikämpfe verwickelt und musste versuchen, jeden Kontakt zu meiden. Er zeigte ein gutes Rennen, profitierte aber auch davon, dass sein Titelrivale Pascal Wehrlein nach starker Anfangsphase plötzlich vom Radar verschwand.

"Wollte nicht fragen", wie es um den Titel steht

"Es sah fast aus, als hätte er einen Plattfuß - er fiel sehr schnell zurück", erinnert sich Rowland. "Ich wollte aber auch nicht fragen (wie es um die WM steht). Mein Ingenieur meinte nur, P4 ist gut. In der letzten Runde hatte ich noch ein bisschen Spaß mit ihm: Ich habe ihn gefragt, ob ich JEV (Jean-Eric Vergne auf Platz 3) angreifen solle. Er meinte nur 'Nein'. Das war witzig."

Endgültig fiel der Druck aber erst nach der Zielflagge von ihm ab. "Ich bin einfach erleichtert. Alle haben seit drei Rennen immer wieder gesagt: 'Du wirst das schon gewinnen.' Ich konnte nicht aufhören, darüber nachzudenken, wie ich das noch vergeigen könnte. Heute Morgen haben mir echt die Nerven geflattert. Pascal war in herausragender Form. Es war schwer für mich, damit umzugehen."

Er sei einfach nur glücklich, dass ihm der Titel zwei Rennen vor Schluss nicht mehr zu nehmen ist - so früh wie noch nie in der Formel-E-Geschichte. "Dafür habe ich immer gekämpft in meinen sieben Jahren Formel E. Es wurde Zeit. Ich bin superstolz, es gegen diese vielen herausragenden Fahrern geschafft zu haben. Das ist natürlich der größte Erfolg meiner Karriere."

10 Jahre seit letztem Titelgewinn

Zehn Jahre ist es her, dass Rowland 2015 seinen letzten bedeutenden Titel gewann - damals noch in der Formel Renault 3.5. Seitdem hat sich viel getan. "Ich denke, ich bin inzwischen viel pünktlicher. Und ich trinke ein bisschen weniger (lacht). Na ja - es ist zehn Jahre her. Du denkst, du weißt alles, aber das tust du nicht."

"Ich bin erwachsen geworden, bin jetzt Vater. Das hat mich verändert", erklärt er weiter. "Vor zehn Jahren drehte sich mein Leben ausnahmslos um Rennsport. Jetzt gibt es zwei Seiten in meinem Leben, und ich mag diese Balance. Ich bin viel reifer, aber hoffentlich immer noch so schnell wie damals."

Das tiefste Tal erfolgreich durchschritten

Dabei hatte es zwischenzeitlich nicht danach ausgesehen, als würde Rowland eines Tages um die Formel-E-Krone kämpfen. "Es gab einen Punkt, da hatte ich nicht mehr viel Lust, noch weiterzumachen. Ich hatte keinen Spaß mehr, wollte nicht mal mehr zu Rennen fliegen. Das war ein Problem", denkt er an seine Zeit bei Mahindra vor drei Jahren zurück.

"Ich habe ein großes Risiko auf mich genommen, mitten in der Saison von einem guten Vertrag, den ich hatte, zurückzutreten - ohne dass ich etwas anderes auf dem Tisch hatte. Aber ich wusste, dass ich etwas Neues brauchte, und dass es schwierig würde (zurückzukommen). Ich habe die Herausforderung mit einer positiven Einstellung angenommen." So kehrte Rowland nach einem halben Jahr Auszeit zu Nissan zurück, und der Rest ist seit diesem Sonntag Geschichte.

Wie Rowland seinen Titel feien möchte? "Ich habe vor, meine Ingenieure direkt nach dem London E-Prix für drei Tage nach Ibiza mitzunehmen. Wer aus dem Ingenieursteam möchte, kann mitkommen, das wird witzig." Mit dem Preisgeld wolle er zudem das Haus abbezahlen, das er erst kürzlich gekauft hat. Vor allem sehnt sich der neue Champion aber nach ein bisschen Ruhe: "Ich möchte einfach für ein paar Wochen ganz raus - irgendwohin, wo es ruhig und friedlich ist. Mein Handy ausmachen und meine Energie wieder aufladen." Verdient hat er es sich - da sind sich auch alle Fahrerkollegen einig.

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