Formel E

"Rubbing is Racing in Formel E" - Rast & Lotterer beschreiben packendes Duell um Platz 3

Timo Pape

Timo Pape

Eigentlich war es eine verhältnismäßig ruhige Schlussphase beim fünften Formel-E-Rennen in Berlin-Tempelhof. Dann blies Rene Rast in der letzten Runde jedoch noch zur Attacke gegen Andre Lotterer. Mit einem harten Manöver setzte sich der Audi-Pilot zwei Kurven vor dem Ziel durch und feierte sein erstes Formel-E-Podium im fünften Rennen.

Schon im Qualifying hatte Rast mit der schnellsten Runde in der Gruppenphase gezeigt, dass er in der Formel E angekommen ist. Zwar reichte es in der Super-Pole "nur" zum vierten Startplatz, dennoch eine starke Qualifikation des Mindeners, die mit einem Meisterschaftspunkt und einer guten Ausgangsposition fürs Rennen belohnt wurde.

Am Rennstart verlor Rast zunächst zwei Positionen, kämpfte sich aber kontinuierlich wieder nach vorn. Fünf Minuten vor dem Rennende setzte der Audi-Fahrer erstmals zum Angriff gegen Porsche-Pilot Lotterer an: Während Lotterer schon wieder im normalen Rennmodus mit 200 kW fuhr, nutzte Rast seinen auslaufenden Attack-Mode (235 kW) zum Angriff in Kurve 7. Lotterer konnte Platz 3 jedoch geradeso noch verteidigen.

"Für die letzte Runde ein halbes Prozent mehr Energie als Andre"

In der letzten Runde fasste sich Rast schließlich ein Herz. "Das Team hat mir gesagt, dass ich für die letzte Runde noch ein halbes Prozent mehr Energie als Andre hatte", erklärt der 33-Jährige. "Ich habe gesehen, dass er am Kämpfen war. In Sektor 2 hat er sehr früh geliftet (vom Strompedal gegangen, um Energie zurückzugewinnen), also habe ich versucht, mich neben ihn zu bringen."

So stach Rast auf der Innenbahn von Kurve 12 hinein und rammte Lotterer seitlich - ein grenzwertiges, aber so eben noch regelkonformes Manöver. "Es gab einen Kontakt", gibt er zu. "Dann sind wir Seite an Seite durch die Kurven 12 und 13 gefahren. Es gab schon ein bisschen Gerangel, aber ich habe in den letzten vier Rennen gelernt: 'Rubbing is Racing' in der Formel E. Also habe ich das heute auch versucht und ein deutlich besseres Ergebnis erzielt."

Lotterer zeigte sich nach dem Rennen naturgemäß weniger erfreut über den Ausgang des Duells, wenngleich Platz 4 kein schlechtes Ergebnis für den Porsche-Fahrer war: "Er ist einfach in mich hineingefahren", kommentiert Lotterer den beherzten Angriff seines Landsmannes. "Dann ging der Lackaustausch weiter." Letztlich gibt sich der Routinier jedoch als guter Verlierer: "Er hatte einfach dieses extra bisschen mehr Energie, das gereicht hat, um vorbeizukommen."

Die Rennleitung nahm das Duell der beiden noch genauer unter die Lupe, entschied aber einige Minuten nach dem Rennen, dass keine Bestrafung eines Fahrer nötig sei.

Rast-Bewerbung für Stammcockpit in Saison 7?

Schon in seinem ersten Formel-E-Rennen vor genau einer Woche fuhr Rast in die Top 10 und holte auf Anhieb den ersten Punkt seiner Karriere. Zwar ging es in den darauffolgenden drei Rennen auf und ab für ihn, doch der Eindruck, den er bislang hinterlassen konnte, ist durchaus gut. Im Audi-internen Qualifying-Duell gegen Lucas di Grassi steht es gar 3:2 für Rast. Zudem bewies er am Mittwoch, dass er inzwischen nicht nur im Qualifying, sondern auch im Rennen die "Platzreife" erworben hat.

Durch seine guten Ergebnisse bewirbt sich Rast automatisch für das vakante Audi-Stammcockpit in der kommenden siebten Saison. Insgeheime Hoffnungen dürfte er sich durchaus machen, spielt das Thema aber herunter: "Wir müssen sehen, was nächste Saison ist. Im Moment sind die sechs Rennen für mich eine Art Probelauf, ob ich in der Formel E klarkomme. Ich denke, wir haben heute gezeigt, dass wir die Pace haben. Zudem haben wir in den letzten vier Rennen sehr viel gelernt, also schauen wir mal, was nächstes Jahr passiert."

Die nächste - und letzte - Gelegenheit unter Wettkampfbedingungen, sich für 2021 zu empfehlen, bekommt Rast schon am Donnerstag. Dann startet in Berlin das letzte Rennen des sechsteiligen Formel-E-Finales 2020.

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