Rückblick: Die 10 größten Themen des Formel-E-Jahres 2024 (Teil 1/2)
Timo Pape
Das Motorsportjahr 2024 neigt sich dem Ende, und wir blicken zurück auf das, was war. Von heroischen Auferstehungen über strahlende Debüts bis hin zu dramatischen Titelentscheidungen - die zehnte Formel-E-Saison lieferte uns einige große Geschichten, die in Erinnerung bleiben werden. Auch e-Formel.de feierte in diesem Jahr sein zehnjähriges Jubiläum. Nun aber zu den wirklich wichtigen Themen!
1. Hersteller-Kunden-Karussell
Schon beim Saisonstart in Mexiko kam heraus, dass ABT seinen Kundenteamvertrag mit Mahindra nicht über die ersten beiden Gen3-Jahre hinaus verlängern würde. Gespräche mit dem wahrscheinlichsten Antriebslieferanten - Porsche - scheiterten. Doch im März tauchte plötzlich Lola mit Technikpartner Yamaha auf der Bildfläche auf und schrieb sich offiziell als Hersteller ein. Die Briten taten sich etwas später mit dem deutschen ABT-Team zusammen.
Unklar war lange Zeit auch die Zukunft von ERT. Das chinesische Team fand schließlich jedoch einen neuen Besitzer, benannte sich (zum gefühlt 100. Mal) um und schloss überraschend einen Kundenteamvertrag mit Porsche. Die Schwaben sind damit der erste Hersteller der Formel-E-Geschichte, der drei Teams mit Antrieben ausstattet. Nach Bekanntgabe einer Titelpartnerschaft mit Cupra benannte sich Kiro Race Co. zum 101. Mal um.
2. Einmal durch die Hölle und zurück in den Himmel
So eine Wiederauferstehung hat die Formel E noch nicht erlebt: Antonio Felix da Costa blieb die ersten drei Saisonläufe punktlos und fiel in ein tiefes Loch. Porsche testete Nico Müller als Alternative und setzte den Meister von Saison 6 weiter unter Druck. Gerade als es danach aussah, als wäre Felix da Costa mit seinem Sieg in Misano der Befreiungsschlag gelungen, fiel er noch tiefer: Wegen einer nicht regelkonformen Strompedalfeder wurde er ohne eigenes Verschulden disqualifiziert.
Im zehnten von 16 Saisonrennen erhob sich jedoch der Formel-E-Phönix: Felix da Costa siegte am Berlin-Sonntag. Auch wenn er beim nächsten Lauf in Shanghai leer ausging, war der Porsche-Fahrer jetzt der Mann der Stunde: Er gewann am Sonntag in Shanghai sowie die beiden folgenden Rennen in Portland! Mit vier offiziellen Saisonsiegen (und einem aberkannten) reiste er sogar mit theoretischen Titelchancen zum Finale nach London. Am Ende wurde er wegen einer nachträglichen Zeitstrafe Gesamtsechster - und hatte sein Porsche-Cockpit in beeindruckender Manier verteidigt!
3. Licht & Schatten bei neuen Rennen
Selten gab es so viel Tam-Tam um ein Formel-E-Rennen wie um den ersten Tokio E-Prix - zurecht! Denn viele Jahre hatte die Elektroserie am Event mitten in der japanischen Hauptstadt gebastelt. "Ich bin ein bisschen neidisch", meinte damals F1-Pilot Yuki Tsunoda ob der zentralen Lage des Kurses. Auch sportlich konnte Tokio begeistern: Oliver Rowland holte die Heim-Pole-Position für Nissan, musste sich im Rennen jedoch Max Günther im Maserati knapp geschlagen geben.
Der neue Austragungsort Shanghai blieb vor allem durch ein kurioses 1. Freies Training in Erinnerung: Nach knapp fünf Minuten blieben gleich fünf Fahrer nahezu simultan auf der Strecke stehen! Es folgte eine lange Unterbrechung mit roten Flaggen, ehe das Training wieder aufgenommen werden konnte. Grund war ein bizarres Software-Problem, das die Fahrzeuge lahmlegte - eine peinliche Situation für die Formel E und alle Beteiligten.
Windschatten-Schlachten, bei denen sich Fahrer gegenseitig vorbeiwinken, um Energie zu sparen, waren auch 2024 ein großes Thema. Trauriger Höhepunkt war wohl der Misano E-Prix. Die klassische Rennstrecke an der Adria, die - enttäuschend für die meisten Fahrer - für den Stadtkurs in Rom eingesprungen war, wird vor allem für das absurde Energiespar-Prozedere und die erwähnte Disqualifikation Felix da Costas im Kopf bleiben. Und kommt hoffentlich nicht wieder.
4. Formel E führt Hersteller-Trophäe ein
Im März, also mitten in der Saison, führte die Formel E eine neue inoffizielle Wertung ein, die sich die großen Hersteller gewünscht hatten. Bei der "Manufacturers' Trophy" konnten Porsche, Jaguar und Co. fortan gemeinsam mit ihren Kundenteams Punkte sammeln. Der Pokal ging am Saisonende an Jaguar, die gemeinsam mit Envision die meisten Zähler gesammelt hatten. Die zusätzliche Herausforderung kam gut an, sodass die FIA für die elfte Saison eine offizielle Hersteller-Weltmeisterschaft ins Formel-E-Regelwerk schrieb.
5. Neue Hoffnungen bei McLaren
Schon früh zu Saisonbeginn konnte McLaren das erste - und einzige - richtig große Highlight 2024 setzen: Sam Bird ging in der letzten Rennrunde des Sao Paulo E-Prix außen herum am Führenden Mitch Evans vorbei, um spektakulär und überraschend den ersten Formel-E-Sieg überhaupt für McLaren zu holen. Die Aktion wurde bei den e-Formel.de Season Awards 2024 als "Überholmanöver des Jahres" ausgezeichnet.
Als sich Bird beim Monaco E-Prix an der Hand verletzte, trat ein Nachwuchstalent an seine Stelle: Taylor Barnard überzeugte ohne echte Vorbereitung nicht nur im Fürstentum, sondern auch bei den beiden Folgerennen in Berlin. Der junge Brite wurde "Rookie des Jahres" und erhielt ein Stammcockpit für Saison 11. Diese eröffnete er mit einem weiteren Highlight für McLaren - abermals in Sao Paulo: Im Alter von 20 Jahren und 190 Tagen wurde er bei seinem Debüt als Stammpilot Dritter und damit zum jüngsten Podiumsfahrer der Formel-E-Geschichte.
Das war der erste Teil unseres großen Jahresrückblicks. Am Samstag geht es weiter mit Teil 2. Haben wir wichtige Themen vergessen? Sag es uns in den Kommentaren!
0 Kommentare
Einen Kommentar schreiben