Formel E

"Rückrunden-Stars" Felix da Costa & Dennis hadern mit Seoul-Kollision: "Kein Grund, den Kontakt zu riskieren"

Svenja König

Svenja König

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Jake Dennis (Andretti) und Antonio Felix da Costa (DS) bestätigten bei den Finalrennen in Seoul ihre starke Spätform in der Saison 2022 und gerieten im Kampf um die Podiumsplatzierungen am Sonntag aneinander. Obwohl es nach Berührung eine Zeitstrafe für Dennis gab, schaffte er es zum dritten Mal in vier Rennen aufs Podium. Felix da Costa fuhr bei seinem letzten Rennen für DS Techeetah vom letzten Platz noch in die Punkte. Nach dem Rennen waren sich beide uneinig, wer wem hätte mehr Platz lassen müssen.

Von der Pole-Position aus hatte Antonio Felix da Costa eigentlich beste Chancen, um beim letzten Saisonrennen in Seoul um das Podium zu kämpfen. Er wurde allerdings kurz nach dem Start von Edoardo Mortara überholt. Weil er dabei zu weit rauskam, ging auch noch Jake Dennis vorbei. Im weiteren Rennverlauf konnte sich Mortara an der Spitze absetzen, allerdings entwickelte sich ein Zweikampf zwischen dem Briten und dem Portugiesen auf den Plätzen 2 und 3.

Nach etwa 30 Rennminuten wagte Felix da Costa in Kurve 22 mit zusätzlicher Attack-Mode-Leistung einen Angriff auf den Andretti-Piloten und schaffte es auf der äußeren Linie vorbei. Trotzdem berührte Dennis den DS am Kurvenausgang leicht am Heck, sodass Felix da Costa die Kurve nicht mehr bekam. "Ich hätte ihm gerne die Kurve gegeben, aber er hat mir einfach keinen Platz gelassen", funkte Dennis nach dem Rennen an sein Team.

Felix da Costa fuhr mit der Nase leicht in die TecPro-Barriere. Da allerdings kein Schaden am Auto entstanden war, konnte er auf die Strecke zurückkehren - allerdings als 16. und damit Letzter. "Ich wollte ihn mit dem Attack-Mode undercutten", sagte Felix da Costa nach dem Rennen gegenüber 'The Race'. "Der Plan ging perfekt auf. Ich konnte ihn in der letzten Kurve überholen, und denke, 99 Prozent des Manövers waren erledigt."

Felix da Costa: "Wenn er gewollt hätte, hätte er es vermeiden können"

"Es brauchte aber auch das eine Prozent seinerseits, da es keinen Grund gab, den Kontakt zu riskieren", so der Meister von 2020 weiter. "Er hatte seinen zweiten Attack-Mode noch offen und hätte mich wahrscheinlich schnappen können. Es ist nur schade, dass er nicht mehr tun konnte, um den Kontakt zu vermeiden. Ich weiß, dass auch er in einer schwierigen Lage ist, aber ich glaube, wenn er gewollt hätte, hätte er es vermeiden können. Natürlich hat das meinen Tag komplett ruiniert."

Felix da Costa startete danach noch eine bravouröse Aufholjagd, arbeitete sich auf den zehnten Platz vor und nahm immerhin noch einen Punkt mit. Er verließ Seoul demnach mit gemischten Gefühlen nach einer Saison, in der er schwach begann, sich aber immer weiter steigern konnte. Am Ende fehlten ihm als Gesamtachter nur noch 22 Punkte auf seinen Teamkollegen Jean-Eric Vergne, der bekanntlich noch mit Titelchancen nach Südkorea reiste.

Dennis: "Habe alles getan, was ich konnte"

Jake Dennis wurde noch während des Rennens eine 5-Sekunden-Strafe aufgebrummt, die er nach eigener Aussage nicht für berechtigt hält: "Natürlich haben wir beide versucht, den Kontakt zu vermeiden, aber ich kann nicht so weit nach rechts fahren, dass ich selbst die Mauer treffe. Ich habe alles getan, was ich konnte, aber es war nicht genug, und ich bin überrascht, dass ich eine Strafe bekommen habe."

"Ich habe mit allen anderen gesprochen, und sie meinten, ich hätte sie nicht verdient", hadert Dennis. "Ich denke auch, dass ich sie nicht verdient habe, aber wir haben trotzdem weitergemacht." Trotz der Strafe verlor Dennis nur einen Platz gegen Stoffel Vandoorne und beendete auch das letzte Rennen der Saison auf Platz 3 - übrigens dieselbe Platzierung wie im ersten Saisonlauf.

Dennis mit 3 Podiumsplatzierungen in 4 Rennen

Wie Felix da Costa trumpfte auch Dennis mit einer starken Spätform in der zweiten Saisonhälfte 2022 auf. Nach einem dritten und fünften Platz zum Auftakt in Diriyya folgten schwierige Läufe im Rahmen der Europa-Rennen und in Mexiko.

Doch in der zweiten Saisonhälfte meldetet sich der Brite umso stärker zurück: Seit den Deutschland-Rennen von Berlin - also über die gesamte zweite Saisonhälfte - hat Dennis in jedem Rennen gepunktet. Insbesondere die Ergebnisse von London und Seoul können sich sehen lassen: In den letzten vier Rennen stand er dreimal auf dem Podium. Darunter ein Sieg und ein zweiter Platz bei seinem Heimspiel sowie Platz 3 und 4 beim Finale.

"Im letzten Viertel der Saison waren wir einer der besten Punktesammler", so Dennis. Es war also nur zwischen dem zweiten Wochenende und etwa der Saisonmitte, wo wir ziemlich viel verloren haben - gut 60, 70 Punkte in der Meisterschaft. Wir hatten gegen Ende der Saison ein wirklich starkes Paket, haben keine Fehler gemacht und alle möglichen Punkte geholt."

Dieser Schlussspurt brachte Dennis den sechsten Platz in der Fahrermeisterschaft ein - punktgleich mit Lucas di Grassi auf Platz 5. Vor den beiden liegen nur noch Vergne, Mortara, Evans und Vandoorne. In der Teammeisterschaft konnte sich Avalanche Andretti auch dank einiger Top-10-Ergebnisse von Oliver Askew und Ausfällen von Porsche noch auf Platz 6 vorarbeiten.

Felix da Costa: "Das ist nicht meine Geschichte mit DS Techeetah"

Felix da Costas Bilanz der letzte Rennen ist nicht ganz so makellos, doch auch er meldete sich in der zweiten Saisonhälfte nach einem schwierigem Jahresauftakt mit DS Techeetah zurück. In Marrakesch und New York gelang ihm die erste Podiumsplatzierung bzw. der erste Sieg der Saison. Bei seinem Abschiedsrennen mit DS Techeetah schaffte er im Qualifying den Sprung auf die Pole-Position und erlebte so einen versöhnlichen Abschluss.

Er betont aber, dass ihm nicht die schwierigen Zeiten in Erinnerung blieben, sondern die Meisterschaft in Saison 6: "Was für ein letzter Tag in Schwarz und Gold", fasst Felix da Costa zusammen. "Ich habe die Pole-Position geholt und damit allen gezeigt, wie wir Rennen fahren können. Ich hatte im Rennen nicht die Pace, um mit einigen der Jungs mitzuhalten. Wir kamen nach der Kollision zurück, um Punkte zu holen. Aber das ist nicht meine Geschichte über die drei Jahre mit DS Techeetah. Unsere Geschichte ist, dass wir Meister waren und viel erreicht haben. Ich werde diese Jungs nie vergessen."

Mark Preston, sein Chef bei Techeetah, ergänzt: "Ich bin froh, an allen 100 Rennen der Formel E teilgenommen zu haben. Mit Antonio heute auf der Pole zu stehen, mit dem ich diese Reise in Saison 1 begonnen habe (damals mit dem Team Amlin Aguri), ist etwas ganz Besonderes. Ein unglückliches Zusammentreffen mit Dennis hat seine Podiumschancen zunichte gemacht. JEV (Jean-Eric Vergne) fuhr ein solides Rennen und kam als Sechster ins Ziel, während Antonio Zehnter wurde. Das Team hat sich den dritten Platz in der Meisterschaft geholt, und das in einer unglaublich wettbewerbsintensiven Saison."

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