Saisonstart 2023: Dennis gewinnt 1. Formel-E-Rennen der Gen3-Ära, Frijns bricht sich Handgelenk
Timo Pape
Jake Dennis hat das erste Gen3-Rennen der Formel-E-Geschichte gewonnen. Beim Saisonstart 2023 in Mexiko-Stadt setzte sich der britische Andretti-Pilot souverän gegen Vorjahressieger Pascal Wehrlein durch - starker Auftakt für Porsche! Lucas di Grassi brachte seinen Mahindra nach einem packenden Mehrkampf um das Podium als Dritter ins Ziel. Andre Lotterer belegte Platz 4, Formel-E-Debütant Jake Hughes wurde Fünfter. ABT-Pilot Robin Frijns brach sich bei einem frühen Auffahrunfall das linke Handgelenk.
Pole-Sitter Lucas di Grassi erwischte einen sehr guten Start und behauptete ungefährdet seine Führung. Jake Dennis hatte zwar seine Schwierigkeiten gegen Jake Hughes, blieb aber Zweiter - keine Veränderungen an der Spitze. Im hinteren Feld gab es zwar einige Duelle, es kam jedoch zunächst nicht zu Unfällen. Dann erwischte es jedoch Robin Frijns: Der ABT-Cupra-Pilot krachte in der neuen Schikane ohne Fremdeinwirkung ins Heck von Norman Nato und zerstörte sich dabei die Frontpartie. Doch nicht nur das: Frijns brach sich beim Aufprall das linke Handgelenk und muss zeitnah operiert werden, wie ABT noch während des Rennens mitteilte.
The moment our GEN3 cars made their race debut ⚡#MexicoCityEPrix pic.twitter.com/Jyh42SV6p1
— ABB FIA Formula E World Championship (@FIAFormulaE) January 14, 2023
Der Niederländer blieb vor der TecPro-Barriere stehen - früher Rückschlag für ABT beim Formel-E-Comeback. Die Rennleitung rief das Safety-Car auf die Strecke. Auch Unfallopfer Nato musste die Nissan-Box ansteuern und sein Rennen frühzeitig beenden. Sein Teamkollege, Sacha Fenestraz, war indes der einzige Top-10-Fahrer, der bis dahin eine Position gutmachen konnte: Er war direkt am Start in Kurve 1 außen herum an Sebastien Buemi vorbeigegangen.
Am Ende der fünften Runde kam das Safety-Car zurück in die Boxengasse - es ging weiter. In den ersten Kurven gab es zwar keine Angriffe, doch Sam Bird rollte aus und blieb kurz hinter dem Ausgang der Boxengasse stehen. Er meldete über Funk ein Problem mit der Antriebswelle. Der mechanische Schaden an seinem Jaguar hatte sich schon beim Beschleunigen in der "Peraltada" ereignet, sodass Bird die Start-/Zielgerade bereits nur noch herabrollte. Erneut kam das Safety-Car auf den Kurs, damit der Jaguar von der Innenseite von Kurve 2 entfernt werden konnte.
Dennis übernimmt die Führung und fliegt davon
Nach neun Runden mit wenig Vollstrom ging es im Renntempo weiter. Erneut gab es keine direkten Angriffe beim Restart: Di Grassi führte das Feld vor Dennis, Hughes, Andre Lotterer und Pascal Wehrlein an. Der Deutsche hatte abseits der Kameras eine Position gegen Dan Ticktum gutgemacht. Der Nio-333-Pilot erhielt wenig später eine Durchfahrtsstrafe, weil sein Auto durch einen Software-Fehler zu viel Leistung abgerufen hatte, und fiel ans Ende des Feldes zurück. Die ersten Fahrer holten bereits ihren ersten von zwei obligatorischen Attack-Modes. Seit dieser Saison kann jeder sich Pilot selbst für eine von drei Kombinationen entscheiden: 1+3 Minuten, 2+2 Minuten oder 3+1 Minuten.
In der zwölften Runde griff Dennis di Grassi an und übernahm die Führung beim Mexico City E-Prix. Der Brasilianer versuchte, außen herum zu kontern, blieb aber dahinter. Hughes witterte seine Chance, schaffte es jedoch nicht an di Grassi vorbei. Dennis trat aufs Strompedal und setzte sich etwas ab. Dahinter blieb alles weiterhin eng beisammen. Lotterer verlor bei der Aktivierung seines ersten Attack-Modes einen Platz gegen seinen alten Teamkollegen Wehrlein - der Porsche-Pilot damit nun Vierter.
Gegen Rennhalbzeit hatte sich Dennis einen Vorsprung von fast vier Sekunden aufgebaut. Di Grassi hingegen hielt die Fahrzeuge hinter ihm offensichtlich auf. Dann der nächste Unfall: Edo Mortara verlor seinen Maserati beim Anbremsen vor Kurve 1, drehte sich um 180 Grad und schlug mit dem Heck zuerst in die TecPro-Barriere ein. Mortara blieb unverletzt und konnte aus eigener Kraft aussteigen. Zum dritten Mal beorderte die Rennleitung das Safety-Car auf die Strecke - der Vorsprung von Jake Dennis war damit dahin.
Wehrlein macht Boden gut
Ab Runde 21 ging es im Renntempo weiter. Dennis versuchte direkt wieder, sich abzusetzen, was ihm einigermaßen gelang. Mit zwei Sekunden Rückstand folgte die restliche Spitzengruppe um di Grassi, Hughes, Wehrlein und Lotterer. Die beiden Deutschen holten in Runde 25 zeitgleich ihren zweiten Attack-Mode. Lotterer hatte nun jedoch drei Minuten mit der vollen Leistung von 350 kW vor sich, Wehrlein nur noch zwei. Als Hughes durch die Attack-Zone fuhr, schlüpfte Wehrlein durch und übernahm den dritten Platz. Einen Umlauf später holte sich auch der Führende Dennis - mit gut 3,5 Sekunden Vorsprung - seinen letzten dreiminütigen Attack-Mode.
In Runde 29 griff Wehrlein di Grassi in der Schikane an und ging am Brasilianer vorbei. Damit lag nun ein Kunden-Porsche vor einem Werks-Porsche. Auch Hughes versuchte weiterhin, an di Grassi vorbeizukommen, da der Mahindra einen klaren Nachteil in Sachen Energie hatte - drei Prozent weniger als Dennis! Porsche teilte Wehrlein mit, sich auf sein Energiemanagement zu konzentrieren. Natürlich hätte der Vorjahressieger gern wieder um Platz 1 gekämpft, Dennis war in Runde 33 jedoch fast 4,5 Sekunden enteilt. Wegen der drei Safety-Car-Phasen gab die Rennleitung bekannt, dass das Rennen um fünf Runden verlängert würde.
Dann heizte sich der Kampf um Platz 3 auf. Di Grassi machte sich so breit wie möglich, Hughes biss sich die Zähne aus. Lotterer folgte im direkten Windschatten und witterte seine Chance. Es kam immer wieder zu leichten Berührungen zwischen den drei Kampfhähnen. Sebastien Buemi konnte ebenfalls mit der Gruppe mithalten und schloss die Lücke zu Lotterer. In den letzten fünf Runden wurde die Spannung immer größer - würde sich di Grassi bis ins Ziel verteidigen können?
Wilder Kampf um Platz 3
Weiter hinten holte sich Jean-Eric Vergne spät seinen zweiten Attack-Mode und beschädigte sich abseits der Kameras seinen Frontflügel. Womöglich hatte er Kontakt mit Rene Rast, der seinen McLaren abstellen musste. Trotz der gelben Flaggen kämpfte die Spitzengruppe weiter verbittert um Platz 3. Inzwischen hatte sich sogar Antonio Felix das Costa angeschlossen. Zwei Runden vor dem Ende war di Grassi noch immer Zweiter und hatte sein Energiedefizit quasi wettgemacht - großartige Verteidigungsleistung des Routiniers!
In der letzten Runde gerieten Hughes und Lotterer noch aneinander, wenig später ging der Deutsche tatsächlich am Debütanten vorbei - Lotterer jetzt Vierter. Währenddessen holte sich Jake Dennis ungefährdet den ersten Gen3-Sieg der Formel-E-Geschichte! Wehrlein wurde mit knapp acht Sekunden Rückstand Zweiter, di Grassi rettete Platz 3 tatsächlich ins Ziel. Die Top 10 komplettierten Buemi als Sechster gefolgt von Felix da Costa, Mitch Evans, Nick Cassidy und Stoffel Vandoorne. Max Günther verpasste als Elfter knapp die Punkte.
ROUND 1, P1!!
— Avalanche Andretti Formula E ? (@AndrettiFE) January 14, 2023
JAKE DENNIS WINS THE MEXICO CITY E-PRIX! ? pic.twitter.com/QfKxElvYwD
Mit seinem vierten Karrieresieg übernahm Jake Dennis die Spitze der Fahrer-WM. Dahinter folgen nach dem ersten Saisonlauf punktgleich Pascal Wehrlein und Lucas di Grassi - der Brasilianer hatte ja bereits drei Zähler für die Pole-Position erhalten. Bei den Teams führt Kundenteam Andretti vor dem Porsche-Werksteam. Dritter ist Mahindra vor McLaren und Envision. Vier Teams blieben beim Saisonstart ohne Punkte: Maserati, ABT, Nissan und Nio 333.
Das zweite Rennen der neunten Formel-E-Saison findet bereits in zwei Wochen am 27. Januar in Saudi-Arabien statt. Aufgrund der unterschiedlichen Streckencharakteristik beim Doppel-Nachtrennen in Diriyya ist noch nicht abzusehen, ob Dennis seinen Auftakterfolg wiederholen kann. Eines ist jedoch klar: Porsche hat offensichtlich einen starken Antrieb gebaut.
0 Kommentare
Einen Kommentar schreiben