Formel E

Santiago-Duell: Günther nach 1. Formel-E-Sieg "überglücklich", Felix da Costa hadert mit eigenem Team

Timo Pape

Timo Pape

Was für ein packendes Duell um den Sieg beim Santiago E-Prix: Nachdem DS-Pilot Antonio Felix da Costa wenige Runden vor Schluss seinem direkten BMW-Nachfolger Maximilian Günther die Führung abgeluchst hatte, konterte der Deutsche in der drittletzten Kurve und sicherte sich seinen ersten Formel-E-Sieg. Nach dem Rennen äußerten sich beide Fahrer zum harten Zweikampf.

In den letzten Runden sprach vieles für einen Sieg von Felix da Costa. Der Portugiese im DS Techeetah flog nach dem Aus seines Teamkollegen Jean-Eric Vergne förmlich an die Spitze heran und schnappte sich zunächst Mitch Evans, bevor er die Lücke zum Führenden Günther zufuhr. In Kurve 10 versuchte er es mit der Brechstange, zwang Günther auf die Außenbahn und ging vorbei. Gleich darauf meldete ihm sein Team jedoch, er müsse dringend seine Batterie herunterkühlen, die sich bei der Aufholjagd stark erhitzt hatte. So konnte Günther dran bleiben.

In der letzten Runde versuchte es der BMW-Pilot bereits in Kurve 1 mit einem Angriff, kam jedoch nicht an Felix da Costa vorbei. Im langgezogenen Linksbogen (Kurve 8) nahm Günther jedoch noch einmal all seinen Mut zusammen und zog an der schnellsten Stelle der Strecke bei Tempo 220 km/h außen herum am DS-Fahrer vorbei. Auch den anspruchsvollen Bremspunkt für Kurve 9 erwischte er gerade noch. In den letzten beiden Kurven konnte Felix da Costa nicht mehr kontern, und so krönte sich Günther zum bislang jüngsten E-Prix-Sieger der Formel-E-Geschichte.

"Es war ein toller Kampf bis zum Ende!", erklärt Günther strahlend kurz nach dem Rennen. "Ich bin natürlich überglücklich mit meinem ersten Sieg in der Formel E. Es war ziemlich herausfordernd, denn ich hatte zwar zunächst noch einen ganz guten Vorsprung, aber dann wurden die (Abstands-) Werte immer beunruhigender. Doch wir haben es irgendwie gemanagt. Es war einfach nur ein tolles Rennen, in dem drei Autos Rad-an-Rad um den Sieg gekämpft haben."

Felix da Costa klagt über "falsche Informationen" seines Teams

Felix da Costa, der sich mit Platz 2 zufriedengeben musste, aber dennoch sein erstes Podium für DS Techeetah feierte, war verständlicherweise nicht ganz so glücklich mit dem Rennausgang wie Günther: "Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll - es ist so viel passiert. Im Kampf mit Maxi habe ich von meinem Team falsche Informationen erhalten. Ich habe (während der Aufholjagd) gesagt bekommen, dass es keine Temperaturprobleme gebe, obwohl ich das immer wieder hinterfragt habe. Sie haben mir aber immer versichert, dass alles okay sei, also habe ich attackiert."

Erst nach Felix da Costas erfolgreichem Angriff gegen Günther habe sich sein Team eingeschaltet: "In der Runde danach wurde mir gesagt, dass ich langsamer fahren solle. Da hatte ich echt Schwierigkeiten. Wenn wir das besser gemanagt hätten, hätte ich am Ende vielleicht keine Probleme mehr gehabt. Es fühlt sich an, als hätten wir das Rennen verloren."

Auch mit Blick auf seinen Teamwechsel von BMW zu DS Techeetah wirkte Felix da Costa kurz nach dem Rennen leicht angefressen: "Glückwunsch an BMW - die sind echt on fire! Für mich ist das natürlich ein bisschen blöd, aber ich fühle mich aktuell trotzdem wohl (bei Techeetah). Wir werden uns noch weiter verbessern und immer dazulernen. Das wird cool!"

Teamchef Griffiths: "Es war wirklich ein gutes Rennen"

BMW-Andretti-Teamchef Roger Griffiths zeigt sich nach dem zweiten BMW-Sieg in Folge sehr zufrieden: "Wahnsinn. Wir haben zwar den Start verloren, aber das kam nicht unerwartet, da wir auf der schmutzigen Seite standen. Max ist früh in den Attack-Mode gegangen, weil sich eine Lücke aufgetan hatte. Wir wussten, dass wir an Wehrlein vorbeikommen mussten. Das war der Schlüssel zum Sieg."

"Wir wussten, dass vor allem die Temperaturen zum Problem werden können, wenn man zu sehr pusht", erklärt der Brite mit Blick auf Felix da Costa. "Wenn die Batterie zu heiß wird, ist es, als würde man von einer Klippe fallen - genauso wie wenn man keine Energie mehr hat. Im Mittelteil des Rennens sind wir es etwas langsamer angegangen, konnten aber trotzdem einen kleinen Vorsprung herausfahren und hatten in Führung liegend frische Luft (zum Kühlen). Für den Angriff auf Antonio haben wir dann wieder aufgedreht. Es war wirklich ein gutes Rennen!"

Am Ende sei der Triumph von Santiago aber vor allem Günthers Verdienst, lobt der Brite: "Er hat einen kühlen Kopf bewahrt und sich gut gegen Antonio verteidigt. Ich freue mich riesig für ihn - vor allem nach der Enttäuschung von Diriyya." Günther hatte beim Saisonauftakt im November Platz 2 durch eine nachträgliche Strafe verloren.

Für den zweiten BMW-Fahrer Alex Sims, der als Gesamtführender der Meisterschaft nach Santiago gereist war, lief es hingegen gar nicht rund. Er schied bereits nach wenigen Runden aus. "Alexander hat gute Fortschritte auf dem Weg durch das Feld gemacht", blickt Griffiths auf das Rennen seines Schützlings zurück. "Er ist aggressiv gefahren, was leider nicht so lang gutging, wie es sollte, nachdem er die Mauer berührt hatte. Das war das Ende seines Rennens." Nichtsdestotrotz reist BMW als Topteam der Meisterschaft aus Chile ab.

Video: Die Höhepunkte des Santiago E-Prix

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