Formel E

Sao Paulo: Sam Bird holt sensationell 1. Formel-E-Sieg für McLaren, Nick Cassidy crasht

Timo Pape

Timo Pape

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Sam Bird hat sensationell den Sao Paulo E-Prix gewonnen! Der Brite rang wenige Kurven vor der Zielflagge Mitch Evans im Jaguar nieder und holte den ersten Formel-E-Sieg in der Geschichte von McLaren. Dritter wurde - ebenfalls vollkommen überraschend - Oliver Rowland im Nissan. Pascal Wehrlein wurde Vierter, während der WM-Führende Nick Cassidy nach einem Unfall ausfiel.

Pole-Sitter Pascal Wehrlein kam am Start sehr gut weg und verteidigte seine Führung problemlos. Auch Mitch Evans beschleunigte effektiv und griff auf der Innenbahn an. An Jean-Eric Vergne schaffte er es vorbei. Platz 2 blieb aber bei Stoffel Vandoorne. Antonio Felix da Costa machte mehrere Plätze gut. Im Gegensatz zum Vorjahr ging die erste Runde ohne größere Zwischenfälle über die Bühne. Max Günther saß früh seine Zeitstrafe ab und hoffte nun als Letzter auf ein Safety-Car.

Felix da Costa kämpfte sich weiter durchs Feld und eroberte schon in Runde 3 den zweiten Platz hinter Wehrlein. Lucas di Grassi beschädigte sich in Kurve 3 seinen Frontflügel am Mahindra von Nyck de Vries, fuhr aber problemlos weiter. In Runde 4 ließen die beiden Porsche-Fahrer Sam Bird im McLaren vorbei. Das fröhliche Vorbeiwinken, um im Windschatten des Vordermannes Energie zu sparen, nahm schon wieder ähnliche Ausmaße an wie 2023. Als sich Bird seinen ersten Attack-Mode holte, übernahmen die beiden Porsche wieder die Spitze.

In Runde 7 sah sich die Rennleitung gezwungen, das Safety-Car auf die Strecke zu schicken, um diverse Trümmerteile von der Straße zu sammeln. Vor allem der Frontflügel eines Andretti-Fahrzeugs sorgte für Gefahr. Norman Nato war am Ende der Start- und Zielgeraden ins Heck von di Grassi gerutscht. Der Brasilianer konnte seinen ABT-Boliden gerade so noch abfangen und weitermachen. Nato erhielt später eine 5-Sekunden-Zeitstrafe für die Aktion. Günther konnte durch die Neutralisierung des Rennens wie erhofft aufschließen.

Cassidy crasht!

Am Ende der achten Runde ging es im Renntempo weiter. Die beiden Porsche-Fahrer fuhren im Formationsflug durch die Attack-Zone, wodurch Evans und Bird vorbeigingen. Eine Runde später holte sich auch Evans seinen Attack-Mode und überließ Bird wieder die Führung. Nico Müller schob einen beschädigten Frontflügel vor sich her, kam als Neunter aber nicht an die Box. Letztlich musste der Schweizer doch zur Reparatur die Garage ansteuern und fiel auf den letzten Platz zurück.

Dennis überholte binnen weniger Sekunden beide DS-Fahrer sowie Markenkollege Wehrlein. Der Meister war damit ebenfalls in der Spitze angekommen. Weil Bird und Evans durch die Attack-Zone fuhren, übernahm er in Runde 13 sogar Platz 1. Hinter ihm folgten nach 15 von 31 Runden Bird, Evans, Wehrlein, Felix da Costa und Nick Cassidy, der sich allerdings seinen Frontflügel am Heck von de Vries beschädigt hatte. Günther hatte sich bereits auf Rang 10 vorgeschoben!

Dann der Schock für Jaguar: Der WM-Führende Cassidy krachte in Runde 16 im 45-Grad-Winkel mit hoher Geschwindigkeit gegen die Mauer und beschädigte sein Auto schwer. Unter anderen rollte eines seiner rechten Räder quer über den Kurs. Er musste das Rennen in der Auslaufzone beenden. Das Safety-Car kam zum zweiten Mal auf die Strecke. "Sein defekter Frontflügel ist unter das rechte Vorderrad gerutscht, sodass er nicht mehr lenken konnte. Gott sei Dank geht es ihm gut", erklärte Jaguar-Teamchef James Barclay wenig später im TV-Weltsignal.

Evans kämpft sich an Bird vorbei

Beim Neustart in Runde 20 führte Bird das Feld an. Hinter ihm folgten Evans, Wehrlein und Felix da Costa, der jedoch wenig später in Kurve 1 von Dennis überholt wurde. Durch die beiden Safety-Car-Phasen hatten die Fahrer mehr Energie sparen können als ursprünglich geplant. So witterte Bird seine Außenseiterchance gegen die effizienten Jaguar- und Porsche-Autos hinter ihm. Der Brite hatte in Runde 23 allerdings schon ein Prozent mehr Energie verbraucht als Evans und gar zwei Prozent mehr als Wehrlein.

Wehrlein griff immer wieder Evans vor sich an, der sich jedoch verteidigte. "Wir stehen gut da mit der Energie - alles auf Angriff", funkte Wehrleins Renningenieur. Dann der nächste Rückschlag für Müller: Der ABT-Fahrer verpasste den Bremspunkt in Kurve 1 und blieb außerhalb der Schikane stehen. Er konnte zunächst nicht aus eigener Kraft weiterfahren wie schon Edo Mortara im Training. Letztlich fuhr Müller aber weiter.

Evans wagte derweil einen Angriff gegen Bird, der sich vehement verteidigte. In Runde 28 war es schließlich soweit: Außen herum übernahm Evans die Führung von Bird! Jetzt hatte es auch Wehrlein eilig, am McLaren-Fahrer vorbeizukommen. Stattdessen musste der Porsche-Fahrer aber Markenkollege Dennis passieren lassen. Der Meister im Andretti damit neuer Dritter vor den beiden Porsche-Piloten.

Bird schafft das Unmögliche

Dennis hatte den größten Energievorteil in der Spitzengruppe, fand jedoch keinen Weg an Bird vorbei. Warum die Porsche-Fahrer trotz Energiereserven nicht noch stärker attackierten, war von außen nicht nachzuvollziehen. Die Rennleitung gab eine Verlängerung um drei zusätzliche Runden vor, bedingt durch die beiden Safety-Car-Phasen. Erstaunlicherweise setzte Bird weiterhin seinen ehemaligen Teamkollegen Evans unter Druck, bekam jedoch gefunkt, er solle sein Fahrzeug mehr kühlen - in Sao Paulo herrschten 36 Grad Celsius!

In der letzten Runde nahm das Drama seinen Lauf: Sam Bird setzte wenige Kurven vor der Zielflagge zum Überholmanöver an und ging tatsächlich außen herum an Evans vorbei! Sensationell gewann er auf der letzten Rille den Sao Paulo E-Prix und bescherte McLaren den ersten Formel-E-Sieg überhaupt!

Auf den letzten Metern kam völlig aus dem Nichts außerdem Oliver Rowland angerauscht und überholte noch alle vor ihm fahrenden Porsche-Fahrzeuge - durch einen Überraschungsangriff in der letzten Kurve sogar Dennis und Wehrlein. Der Nissan-Fahrer kam damit überraschend zum zweiten Mal in Folge auf das Podium! Wehrlein wurde Vierter vor Dennis und Felix da Costa. Vergne, Vandoorne, Günther (!) und Sebastien Buemi komplettierten die Top 10 nach einer verrückten Schlussphase.

Trotz seines Ausfalls führt Nick Cassidy weiterhin die Formel-E-WM 2024 vor Pascal Wehrlein an. Dritter ist nun Mitch Evans. Bei den Teams hat Jaguar seine Führung ausgebaut, Porsche ist nach vier Rennen Gesamtzweiter. ABT und Mahindra blieben auch in Sao Paulo punktlos. Das nächste Formel-E-Rennen findet in zwei Wochen - am 30. März 2024 - statt. Dann gastiert die Elektroserie erstmals vor der spektakulären Kulisse der japanischen Metropole Tokio.

Ergebnisse & Zeiten

Gesamtwertung (Fahrer & Teams)

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