Formel E

Satirischer Blick in die Glaskugel (1/2): Das passiert 2022 im elektrischen Motorsport

Timo Pape

Timo Pape

Marshal-Helmet-Monaco

Neues Jahr, neue Glaskugel. Die Formel E startet in gut zwei Wochen in ihr letztes Gen2-Jahr, die Extreme E wenig später in ihre zweite Saison. Der Rallycross-Sport wird elektrisch, und die ETCR ist nicht mehr Pure. Große Ereignisse werfen ihre Schatten voraus - Zeit für unser jährliches Orakel.

Wie in jedem Jahr hat e-Formel.de einen satirischen Blick in die Glaskugel geworfen. Wir prophezeien mit gewohnt hoher Treffsicherheit, was in den nächsten Monaten auf dich zukommen wird. In Teil 1 von 2 befassen wir uns mit neuen Favoriten in der Formel E, altbekannten Problemen verschiedener E-Serien und einem tragischen Auftritt von Pascal Wehrlein. An dieser Stelle noch einmal ausdrücklich der Hinweis: Dieser Artikel ist Satire. Alle Geschichten und Ereignisse sind frei erfunden und mit einem Zwinkern zu verstehen.

Das neue Jahr startet mit einem Paukenschlag. Einen Tag nach dem Erscheinen dieses Artikels gibt ein italienischer Autohersteller bekannt, in die Formel E einzusteigen: Ferrari. Wenig später stellt sich jedoch heraus, dass es eine Kommunikationspanne gegeben hat - es ist doch Alfa Romeo. Oder war es Fiat? Egal - Alejandro Agag freut sich, endlich wieder einen neuen Konstrukteur gewonnen zu haben und streckt dem Mercedes-Vorstand die Zunge raus. Am selben Tag gibt McLaren bekannt, seine Gen3-Option nicht wahrzunehmen. Sie habe zwar viel Geld gekostet, doch die Formel E sei inzwischen ein alter Hut.

Beim Formel-E-Saisonstart in Diriyya passiert das Gleiche wie jedes Jahr: Niemand kommt. Statt der erhofften 20.000 Zuschauer:innen pro Tag sind es lediglich 20, die allesamt zur Königsfamilie zählen. Auf der Großbaustelle nebenan ist hingegen die Hölle los: Touristen aus aller Welt lassen sich auf geführten Touren erklären, welche Hotels hier einmal stehen sollen. Anschließend fällt die Entscheidung, im kommenden Jahr mit dem E-Prix nach Neom umzuziehen. Agag erklärt es sich zum Ziel, mit seiner Extreme E schon mal die Dünen zu planieren und dabei mit emotionalen Bildern auf das Klimaproblem der Desertifikation aufmerksam zu machen.

Sportlich überzeugt in Diriyya vor allem Venturi: Edo Mortara beschleunigt nach dem Start immer weiter und kann auch in den folgenden 45 Minuten nicht bremsen. So gewinnt er mit etlichen Runden Vorsprung. Mortara kommt erst zum Stehen, als seine Batterie irgendwann leer ist. Das zweite Rennen gewinnt er auch ohne technisches "Problem".

Freudentränen in Mexiko, Katerstimmung in Saudi-Arabien

Beim zweiten Saisonlauf in Mexiko feiert die Formel E eine emotionale Rückkehr ins Autodromo Hermanos Rodriguez. Der Vater von Red-Bull-Pilot Sergio Perez freut sich dermaßen, dass er allen Formel-E-Angestellten persönlich die Hand schüttelt und vor Freude weint. Im Rennen sieht er (verschwommen), wie Lucas di Grassi einmal mehr in Mexiko-Stadt dominiert. Das Mercedes-Kundenteam Venturi ist der neue Klassenprimus. Dann jedoch die Hiobsbotschaft: Die FIA erklärt di Grassis Auto für zu schwarz. Ein einfacher weißer Schrittzug reiche nicht aus, um den Venturi im Falle einer Sonnenfinsternis noch sehen zu können.

Pascal Wehrlein erbt dadurch seinen ersten Formel-E-Sieg. Das gesamte Porsche-Team schießt sich vor Erleichterung, endlich gewonnen zu haben, mit Tequila und Corona mit Limette aus dem Leben. Am nächsten Tag am Flughafen bekommt die verkaterte Mannschaft Probleme: Die mexikanischen Behörden haben Wind davon bekommen, das gesamte Porsche-Team hätte Corona gehabt. Alle Teammitglieder müssen sich freitesten und können erst einen Tag später abreisen.

In Saudi-Arabien haben Agag und seine Extreme-E-Crew in den vergangenen drei Wochen auf der St. Helena durchgefeiert. Alkohol gab es dabei keinen, ist ja Saudi-Arabien. Vor lauter Feierei hat die Serie vergessen, ihr neues Reglement vorzustellen, das aber ohnehin noch nicht fertig war. Agag überlegt sich kurzerhand, dass ab sofort vier Autos pro Halbfinale antreten sollen. Und im Qualifying einfach auch, damit mehr Action ist. Das Format geht hinten und vorne nicht auf, merkt aber niemand. In einer zehnseitigen Pressemitteilung erklärt die Extreme E das Regelwerk in aller Kürze und lässt alle 20 Fahrer:innen zu Wort kommen, die sich jubelnd über die "revolutionäre" Anpassung auslassen.

Beim Saisonstart in Neom gibt McLaren XE ein überzeugendes Debüt und siegt auf Anhieb. Das Problem ist nur, dass niemand bei der Extreme E weiß, wie viele Punkte es noch mal für einen Sieg gab. Und zählen diese jetzt für die Fahrerwertung oder auch bei den Teams? Ach, so genau verfolgt das ja eh niemand. Es wird einfach die beste Schlagzeile kommuniziert. Die Rennen an sich sind eher langweilig, weil die Autos Abstand zueinander halten müssen. Vor allem in den Halbfinalrennen mit je vier Autos sieht man quasi nichts, weil so viel Staub aufgewirbelt wird. "Gestern war es hier noch nicht so sandig", erklärt Agag nach dem Desert X Prix.

Sekundenschlaf & Hamilton-Dilemma

Es folgt abermals eine laaaaange Pause, bis die Formel E zum Heimspiel von Antonio Giovinazzi nach Rom reist. Dass der Italiener Dragon aufgrund von Chancenlosigkeit bereits nach dem Diriyya E-Prix verlassen hat, blenden die Verantwortlichen erfolgreich aus. Das Momentum der ersten drei Saisonläufe ist ohnehin vollständig verflogen. Die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit kehrt jedoch zurück, als Oliver Turvey in beiden Rennen plötzlich einschläft und Massenkarambolagen verursacht. Nur Pascal Wehrlein entgeht der Kollision, weil er kurz zuvor hinter dem Safety-Car ebenfalls eingeschlafen war und erst an der Unfallstelle ankommt, als diese bereits aufgeräumt ist.

Als einzig verbliebenes Auto im Rennen fährt er seinem zweiten Saisonsieg entgegen. Kurz vor Schluss nutzt er jedoch seinen FANBOOST, um sich bei all seinen Fans zu bedanken und überhitzt damit den Akku. Sein Porsche rollt aus, kein Fahrer erhält Punkte. Im zweiten Rom-Lauf gewinnt Venturi-Mann Lucas di Grassi in neuer weißer Lackierung.

Dann steht das Kronjuwel der Formel E auf dem Kalender: Monaco! Nach einem weiteren atemberaubenden E-Prix, der an Edo Mortara geht, überschlagen sich die Ereignisse: Die Formel 1 verhandelt mit der Formel E, dass die Elektroserie 2023 erstmals im Rahmen der "Königsklasse" fahren soll. F1-Boss Stefano Domenicali will vom Spektakel der Formel E profieren und macht sie zur Hauptveranstaltung des Grand Prix. Gleichzeitig gibt Lewis Hamilton bekannt, in die Formel E zu wechseln. Er ist immer noch sauer, dass Mercedes beim Formel-1-Finale womöglich benachteiligt wurde. Außerdem möchte mehr jetzt wirklich das Klima retten, die Extreme E reicht nicht mehr aus. Doof, dass Mercedes bald weg ist, aber Dragon soll immer ein offenes Herz für F1-Fahrer haben.

Anfang Mai startet die zweite ETCR-Saison, die jetzt nicht mehr Pure ETCR heißt, sondern eTouring Car World Cup, aber trotzdem ETCR genannt wird. Beim Rennen in Pau stellt die Serie fest, dass die klobigen Fahrzeuge gar nicht für Straßenkurse gemacht sind. Es gibt folgerichtig kein einziges Überholmanöver am ganzen Wochenende. Darüber hinaus geht bei mehreren Rennen das Startgatter nicht auf, sodass sich einige Autos ihre Front kaputtfahren. Letztlich beordert die ETCR eine leicht bekleidete Französin, die zum Start eine Flagge fallen lassen soll. Ist zwar nicht mehr zeitgemäß, aber eine Ampel hat man halt nicht da. Meister Mattias Ekström bringt Cupra nach ein paar langweiligen Läufen die nächste Krone ein. Die ETCR feiert den "König des Wochenendes" mit Fotomontagen als Louis XIV.

Die zweite Hälfte unseres Glaskugel-Artikels folgt am Mittwoch auf e-Formel.de.

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