Satirischer Blick in die Glaskugel (1/2): Das passiert 2024 im elektrischen Motorsport
Timo Pape
Es ist wieder soweit: e-Formel.de wirft einen Blick in die Glaskugel, um vorauszusagen, was im neuen Jahr 2024 mit großer Wahrscheinlichkeit passieren wird. In der Formel E dreht sich in diesem ersten Teil vieles um die Einführung einer neuen Technologie, während die Rallycross-WM mit ganz anderen Problemen zu kämpfen hat… Hinweis: Es handelt sich bei diesem Artikel ausdrücklich um Satire - alle Geschichten sind frei erfunden.
Saisonauftakt in Mexiko! 40.000 fanatische Fans im Autodromo Hermanos Rodriguez freuen sich auf das gewohnte Spektakel der Formel E. Die Serie entscheidet sich dazu, den Attack-Charge noch nicht einzuführen, damit nichts schiefgehen kann. Zumal man bei nur einem Jahr Verspätung noch nicht dazu gekommen ist, die neuartigen Schnelllade-Boxenstopps zu testen. So erleben die Zuschauer:innen packende Zweikämpfe und Drama bis zur Ziellinie, auf der Antonio Felix da Costa seinem Porsche-Teamkollegen Pascal Wehrlein noch den Sieg wegstibitzt.
Beim Doppel-Nachtrennen in Diriyya soll es endlich soweit sein mit der Schnelllade-Technologie. Sämtlichen Beteiligten ist jedoch vollkommen unklar, wie das Ganze im Rennen aussehen könnte. Schließlich könnte sich totales Chaos einstellen, wenn jemand mehr als eine Minute in der Boxengasse ist und dadurch eine Runde zurückfällt. Am Abend vor dem Rennen schlägt CEO Jeff Dodds auf den Tisch und entscheidet, das Risiko nicht einzugehen. Rückschläge gehören bei Revolutionen eben dazu.
In den beiden Saudi-Rennen krachen Edo Mortara und Max Günther mit einer winkenden Hand in die Mauer, um ihren alten Teamchef James Rossiter zu grüßen, der vor dem Fernseher in Monaco nicht weiß, ob er weinen oder lachen soll. Der Skandal soll als Crash-E-Gate in die Geschichte eingehen. Das Porsche-Werksteam dominiert den Double-Header.
Indien: Aus Not wird Tugend
Der Hyderabad E-Prix ist zwar längst abgesagt (offiziell fünf Tage vor dem Rennwochenende), doch die Formel E möchte die Gelegenheit wenigstens nutzen, um den Attack-Charge zu testen. Schließlich steht die Strecke bereits, und die Flüge sind auch alle gebucht. Für den Test bedient sich Dodds einer genialen List: Er sagt der Hyderabad Times, es sei doch Rennen...
Daraufhin verschaffen sich mehrere Dutzend Tuk-Tuk-Fahrer:innen Zugang zum Kurs. Sie sollen auf dem Weg zur Arbeit kurz zum Schnellladen an die Box kommen. Da nur ein Ladegerät für alle elf Teams bereitsteht, und es bei Mahindra eh gerade brennt, werden die Boxenstopps nur simuliert: Jedes Tuk-Tuk bleibt 40 Sekunden lang vor einer Garage stehen, während ein Teammitarbeiter so tut, als würde er ein imaginäres Kabel an das Fahrzeug halten.
Wie das im Rennen mit dem Überrunden klappen wird - darüber soll sich Zukunfts-Jeff Gedanken machen.
Unglück in der WRX
Da der Test ausgesprochen erfolgreich verlief, ist es in Sao Paulo endlich soweit: Die Formel E verkündet, den Attack-Charge einzuführen. Porsche-Teamchef Florian Modlinger stellt sich am Vorabend des Rennens jedoch auf die Hinterbeine, eine solch grundlegende Änderung dürfe nicht mitten in einer FIA-Weltmeisterschaft eingeführt werden. Der Porsche-Vorstand droht seinerseits mit dem Formel-E-Ausstieg. Die Formel E knickt ein und verabschiedet sich endgültig von den Schnellladeboxenstopps. Nissan und DS kündigen nach dem Rennwochenende ihren Ausstieg aus der Formel E an.
Noch weniger rund läuft es in der WRX. Nachdem sich die Rallycross-WM entschieden hat, wieder Verbrenner zuzulassen, kommt es beim Saisonstart zu einem verheerenden Brand im Paddock. Einer der Kraftstofftanks hatte sich durch eine Zigarette entzündet. Der FIA fällt es wie Schuppen von den Augen: Ja, richtig! Benzin konnte ja auch brennen - nicht nur Batterien!
Die Ursache für den Unfall, bei dem sämtliche Fahrzeuge ausbrennen, wird monatelang untersucht. Also wer die Zigarette hat fallen lassen. Auch wenn es nichts zur Sache tut. Daher wird die gesamte Saison mit Bobbycars ausgetragen, da diese über gar keinen Motor verfügen. Johan Kristoffersson gewinnt trotz seiner langen Beine jedes Rennen und krönt sich zum Weltmeister.
Formel E besinnt sich endlich wieder auf eigene DNA
Das neue Juwel im Rennkalenders steht bevor: Tokio! Alles ist angerichtet für ein Formel-E-Event der Extraklasse. Die Regierungsvertreter:innen der japanischen Hauptstadt, die einst die Verträge mit Alberto Longo aushandelten, haben sich jedoch eine Erkältung eingefangen und wollen das Rennen daher absagen. Außerdem hätten inzwischen ganz andere Leute das Sagen in der Stadt. Die Formel E jammert, dass es doch einen Vertrag gebe, was aber wie immer keinen interessiert.
Um nicht das Gesicht zu verlieren, sagt Longo das Rennen schließlich persönlich ab. Die offizielle Begründung: ein echter Straßenkurs passe nicht zur DNA der Formel E. Man befinde sich für 2025 bereits in Gesprächen mit Fuji. Man habe eine tolle Kurzvariante der dortigen Rennstrecke im Auge. Aus logistischen Gründen wird ein Termin zwischen den E-Prix in Misano und Monaco angepeilt.
TV-Situation nicht optimal
In der nun vierwöchigen Rennruhe - wenigstens das Problem mit den langen Pausen hat die Formel E inzwischen in den Griff bekommen! - kündigen die TV-Sender aller wichtigen Märkte ihre Verträge mit sofortiger Wirkung auf. In China, den USA, Großbritannien, Frankreich, Italien und Deutschland kommt künftig Schach anstelle der Formel E. Ähnlich strategisch, dafür ohne den anderen gewinnen zu lassen. Dabei lief es im Fernsehen so gut bislang - gerade in Deutschland.
Dank dem neuen Sender DF1 erreichte die Formel E bei den ersten drei Saisonläufen endlich wieder nicht messbare Einschaltquoten kleiner 10.000 wie einst bei Sky. Nun der erneute Rückschlag! Um von den schlechten Nachrichten abzulenken, gibt die Formel E eine Pressemitteilung heraus, wie viel Geld der Miami E-Prix 2015 der US-Metropole einst eingebracht hätte. Die zweite Saisonhälfte kann nur besser werden…
-
Am Samstag, dem 6. Januar, folgt der zweite Teil unseres Glaskugel-Artikels. Sei gespannt, was in der zweiten Saisonhälfte noch alles passieren wird...
0 Kommentare
Einen Kommentar schreiben