Formel E

Satirischer Blick in die Glaskugel (2/2): Das passiert 2022 im elektrischen Motorsport

Timo Pape

Timo Pape

Monaco-Streckenposten-Helm

Ja ja, die Glaskugel - und ihr zweiter Teil für dieses Jahr. Bereits am Montag haben wir einen ersten satirischen Blick in die Glaskugel für 2022 geworfen. Das war jedoch erst der halbe Spaß. In Teil 2 von 2 befassen wir uns mit einer späten Erkenntnis bei Daimler, mit Wasserspielen in Ozeanien und mit einem entfesselten Wolf(f). An dieser Stelle noch einmal ausdrücklich der Hinweis: Dieser Artikel ist Satire. Alle Geschichten und Ereignisse sind frei erfunden und mit einem Zwinkern zu verstehen.

Es ist Wonnemonat Mai. Die Formel E gastiert endlich mal wieder in Tempelhof und zum Glück auch noch für zwei Tage. Die Rennen sind wie fast jedes Jahr langweilig, aber einige Bratwurst-Stände stimmen die zugelassenen Zuschauer:innen vor Ort zufrieden. Mitch Evans denkt nur kurz an den Berlin E-Prix 2021 und gewinnt mit Rachegelüsten beide Läufe.

Das Berlin-Wochenende wird unabhängig davon zum Wendepunkt für die Formel E - endlich geht es wieder bergauf. Denn nach langer Zeit können die Hersteller wieder mit den Fans in Kontakt treten und ihre Elektroautos vermarkten. Der Daimler-Vorstand, der zum ersten Mal bei einem Formel-E-Rennen ist und nun auch versteht, worum es geht, ist begeistert. Mercedes schreibt sich anschließend für die zweite Hälfte der Gen3-Ära ein und schielt auf den Startplatz von Porsche.

Der Jakarta E-Prix Anfang Juni fällt aus, weil die Metropole inzwischen geflutet ist. Alejandro Agag erkennt die Chance und fährt stattdessen mit seiner neuen E-Boot-Serie E1 in Indonesien. Jakarta-Gouverneur Anies Baswedan gibt sämtliche finanzielle Mittel, die eigentlich zur Flutbekämpfung vorgesehen waren, für das E1-Rennen aus. Er will damit den Tauchtourismus in Jakarta ankurbeln.

Das nächste Rennen in Vancouver findet hingegen wie geplant statt. Jamie Reigle ist in seiner Heimatstadt auf großer Medientour und verpasst dadurch leider das Rennen. Der neue Hafenkurs entpuppt sich als großartige Location und bringt jede Menge Action hervor. Venturi feiert seinen ersten Doppelsieg in der Teamgeschichte. Susie Wolff muss auf der Couch schlafen.

Back to the Roots

Parallel beginnt in Schweden die erste vollelektrische WRX-Saison. Die eingefleischten Rallycross-Fans vor Ort in Höljes lachen sich tot, als sie zum ersten Mal ein Elektroauto hören. Der Unterhaltungswert passt aber! Dennoch rudert die Serie zurück und erklärt, ab 2023 wieder mit Verbrenner-Autos zu fahren. Die klingen wenigstens nach was und stinken nach Benzin. Die Rahmenserie EURO RX1 mit klassischen Benzin-Motoren wird für den Rest der Saison zur Hauptserie ernannt. WRX-Weltmeister und Extreme-E-Champion Johan Kristoffersson schnappt sich den Auftaktsieg und ist überglücklich, endlich mal ein E-Auto gefahren zu sein, das nicht zerfällt, sobald er das Strompedal berührt.

Die Formel E ist indes längst in New York angekommen - endlich hat mal ein Logistiker am Rennkalender mitgearbeitet! Bei 40 Grad und Regen holt Sam Bird seinen 24. Sieg am "Big Apple". Andre Lotterer provoziert für seinen Teamkollegen eine Safety-Car-Phase, und Mitch Evans wirft den möglichen Jaguar-Doppelsieg durch einen Fahrfehler weg - alles wie immer also. Überraschung: kein Tropensturm dieses Jahr! Der Gewohnheit halber lässt die Formel E das Gelände trotzdem einmal evakuieren. Am Rennsonntag holt Mercedes seinen ersten Saisonsieg.

Dann geht's ins schöne England. Der veränderte Kurs durch die ExCeL-Arena verspricht viel, doch der Formel E unterläuft ein folgenschwerer Fauxpas: Weil sie rund um die Uhr YouTube-Features über britische Fahrer ausstrahlt, vergisst sie die Live-Übertragung. Die Rennen kann somit keiner sehen. Bis auf die britischen Journalist:innen vor Ort. Andere Nationen wurden nicht zugelassen, weil irrelevant. Die Einreise in das Nicht-EU-Land wäre für die meisten ohnehin zu umständlich geworden.

Loophole-Lucas ist wieder da!

Die Anwesenden berichten, wie Lucas di Grassi eine Abkürzung gefunden hat und beide Rennen ohne große Mühe gewinnt. Rennleiter Scot Elkins sucht nach einem Grund, um den Brasilianer zu disqualifizieren. Doch Venturi-Teamchef "Strom-Jerome" d'Ambrosio reagiert blitzschnell: Er holt Dilbagh Gill in der Mahindra-Garage ab, rennt zum Container der Rennleitung und bringt Gill dazu, Elkins mit einem Wrestling-Move zu Boden zu werfen. Der Sieg bleibt im Hause Venturi.

Punktgleich an der Spitze der Gesamtwertung reisen Mortara und di Grassi zum Saisonfinale nach Südkorea. Direkt beim Start des zweiten Rennens kracht Mortara seinem Teamkollegen jedoch ins Heck - die Titelchancen für Venturi schwinden. Jake Dennis ist nun trotz unauffälliger Saison in der besten Position, Weltmeister 2023 zu werden und endlich den Titel "Rookie des Jahres" durch "Abstauber des Jahres" zu ersetzen. Sein Auto wird im Stadionabschnitt der Strecke jedoch von einem Baseball getroffen und rollt aus. Nun hat Mitch Evans die besten Karten, bleibt aber wenige Runden vor Schluss mit einem Reifenschaden stehen.

So kommt es, dass Mercedes und Nyck de Vries nach einer katastrophalen Saison beide Titel holen und sich mit wehenden Fahnen aus der Formel E verabschieden. Toto Wolff scheppert sein gerade frisch geliefertes Headset vor Erleichterung gegen die Wand. Susie darf nach Monaten zurück ins Bett kommen. Zur FIA-Gala, wo gewöhnlich die WM-Trophäen übergeben werden, erscheint Mercedes trotzdem nicht. Zu tief sitzt der Stachel vom Formel-1-Finale 2021 noch. Porsche hingegen ist vor Ort und nimmt den Sonderpreis für den ersten Formel-E-Sieg entgegen.

Die gesamte e-Formel.de Redaktion wünscht die ein schönes Motorsportjahr 2022!

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2 Kommentare

Helmut ·

Herrlicher Artikel bis auf die Geschichte, dass Mercedes schon wieder Meister wird. ;)
BTW: der link zu Teil 1 des Previews verlinkt auf diesen Teil 2… ist das auch gewollte Satire? :D

Timo ·

Danke für das Lob und den Hinweis - der Link ist nun korrekt!

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