Formel E

Sebastien Buemi traurig über Formel-E-Abschied bei Nissan: "Denke, ich hätte mehr Respekt verdient"

Tobias Wirtz

Tobias Wirtz

Sebastien-Buemi-Nissan-Gen2-Formula-E

Als einer von bislang vier Fahrern hat Sebastien Buemi beim Diriyya E-Prix die Marke von 100 Rennen in der Formel E überschritten. Der Schweizer ging seit dem ersten Rennen in der Elektroserie für das e.dams-Team (später: Nissan) an den Start, wechselte vor dieser Saison aber zu Envision. Für Buemi nahm die lange Zusammenarbeit ein unschönes Ende, wie er nun verriet.

Der Saisonstart mit seinem neuen Team gelang Buemi außerordentlich gut: Nach dem dritten Rennen liegt er auf dem dritten Rang der Gesamtwertung. Das bisheriges Highlight in seinem Motorsportjahr 2023 war ohne Zweifel seine Pole-Position beim Freitagsrennen in Saudi-Arabien: Buemi sicherte sich schon zum 15. Mal den ersten Startplatz in der Formel E.

"Das ist nur der Anfang", kündigt ein selbstbewusster Buemi bei 'Motorsport.com' an. "Es war zwar nur ein Rennen, aber ich habe schon in Mexiko die Duelle erreicht. Die Pole-Position zeigt, dass ich erfolgreich sein kann, wenn ich ein gutes Auto habe."

"Die letzten beiden Saisons waren hart für mich", gibt Buemi auf der Website seines Envision-Teams zu. "Wir waren nicht konkurrenzfähig, und es war mental sehr schwierig, damit umzugehen. Hinzu kommt, dass der Verlust des Titels in der ersten und dritten Saison für mich schwer zu verkraften war."

"Niederlage in der 3. Saison war besonders hart"

In der Debütsaison 2014/15 der Formel E wurde Buemi Vizemeister mit nur einem Punkt Rückstand auf Titelgewinner Nelson Piquet jr. Buemi hing bis zur Ziellinie des London E-Prix am Heck von Mahindra-Pilot Bruno Senna, fand auf dem engen Kurs im Battersea Park aber keinen Weg vorbei am Brasilianer. Mit einem gelungenen Überholmanöver wäre der Titel an ihn gegangen.

In Saison 3 wurde er erneut Vizemeister. Im Gegensatz zu seinem Kontrahenten Lucas di Grassi musste Buemi jedoch den New York City E-Prix auslassen. Neben seinem Formel-E-Engagement fährt der Schweizer seit vielen Jahren für Toyota in der Langstrecken-Weltmeisterschaft WEC, die zeitgleich auf dem Nürburgring antrat. Sein Toyota-Vertrag besagte, dass das WEC-Engagement Vorrang gegenüber anderen Rennengagements hat.

"Die Niederlage in der dritten Saison war besonders hart, da ich zwei Rennen aufgrund von WEC-Verpflichtungen verpassen musste", erinnert sich Buemi. "Das machte es schwer, sich zurückzukämpfen."

"Macht mich traurig, was letztes Jahr passiert ist"

Buemi verließ nach acht gemeinsamen Jahren das e.dams-Team, mit dem er - unter verschiedenen Namen - 98 Formel-E-Rennen bestritten hatte. Die Mannschaft mit Sitz in Le Mans, ursprünglich ein Ableger des DAMS-Teams von Jean-Paul Driot, fuhr in der Gen1-Ära mit Renault-Antrieben. Zur fünften Saison übergab Renault an den japanischen Allianzpartner Nissan, bevor der Hersteller das Team im vergangenen Jahr komplett übernahm.

In der Nissan-Ära konnte e.dams nicht an die Erfolge der ersten Saisons anknüpfen. Zwar hatte Nissan für die fünfte Saison ein innovatives Doppelmotor-Konzept entwickelt, dies wurde jedoch zum Saisonende hin verboten. Nissan musste kurzfristig einen neuen Antrieb entwickeln, der nie auf das Topniveau von Audi, DS, BMW oder Mercedes kam. Dazu kamen Fehlentscheidungen bei der Rennstrategie: So ging beispielsweise in der letzten Runde in Mexiko 2019 beiden Nissan-Fahrern der Strom aus, da sich die Ingenieure verrechnet hatten.

Buemi deutet an, dass die Trennung von Nissan trotz der langen Zusammenarbeit nicht im Guten erfolgte. "Es macht mich ein bisschen traurig, was letztes Jahr passiert ist", berichtet der Schweizer. "Wir haben so viel zusammen gewonnen. Und wie es dann endete, war nicht schön. Ich denke, ich hätte wohl etwas mehr Respekt verdient. Aber so ist das halt im Motorsport."

"Freue mich schon auf die nächsten 100!"

Dass er in der Formel E einmal ein dreistelliges Jubiläum feiern würde, sei für den Schweizer in der Frühphase der elektrischen Formelrennserie nicht abzusehen gewesen. "Als ich in Peking 2014 ins Auto stieg, hatte ich keine konkreten Erwartungen an die Zukunft der Formel E", beschreibt Buemi. "Daher war ich positiv überrascht, wie professionell und groß die ganze Sache von Anfang an war. Ich hatte gehofft, dass die Meisterschaft schnell wachsen würde und mehr Hersteller mitmachen würden."

"Aber ich habe definitiv nicht erwartet, dass sie so schnell wachsen würde", überraschte ihn die Formel E, die frühzeitig große Hersteller wie Audi, BMW, Jaguar, Mercedes und Porsche anlockte. "Vor allem weil es nicht einfach ist, Hersteller und große Teams für eine neue Form des Motorsports zu gewinnen. Insgesamt hat sich die Formel E gut entwickelt, und ich freue mich natürlich, dass ich beim ersten Rennen dabei war und immer noch dabei bin."

"Ich habe jetzt mehr als 100 Rennen bestritten", so der Envision-Pilot weiter. "Und ich freue mich schon auf die nächsten 100!" Bis dahin ist es jedoch noch ein gutes Stück. Sein 102. Formel-E-Rennen wird Buemi am kommenden Samstag in Hyderabad bestreiten, wenn die Rennserie ihr erstes Rennen in Indien austrägt.

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