Formel E

"Sehr unfaire Strafe" - Bird frustriert nach Günther-Crash, Evans zeigt beeindruckende Aufholjagd

Tobias Bluhm

Tobias Bluhm

Sam Bird-Damage-Formula-e-Jaguar-Portland

Vom siebten Platz zurück auf P17: Sam Bird hat nach dem Portland E-Prix ein wertvolles Punkteergebnis verloren. Durch eine nachträgliche Strafe, die aufgrund eines Unfalls mit Maximilian Günther gegen den Briten verhängt wurde, verliert auch sein Jaguar-Team an Boden im WM-Kampf. Geburtstagskind Mitch Evans hingegen zeigte beim US-Rennen der Formel E eine beeindruckende Aufholjagd von Startplatz 20 bis auf Rang 4.

Nach einer zähen Saison sah es für Sam Bird endlich danach aus, als könnte er die Geister der Vergangenheit in Portland hinter sich lassen. Der Brite überquerte den Zielstrich auf Position 7 - seine erste Punkteplatzierung seit dem Podium beim Berlin E-Prix. Wenige Minuten nach dem Rennende nahmen die Rennkommissar:innen der FIA ihn aber wieder aus den Top 10: Für das Verursachen einer Kollision mit Maximilian Günther (Maserati MSG) sprachen sie eine 5-Sekunden-Zeitstrafe gegen Bird aus, der somit auf Rang 17 abrutschte.

Rennunfall oder strafwürdiges Vergehen?

Zu dem Unfall kam es in Runde 28, als beide Piloten in Kurve 7 um den vierten Rang kämpften. Bird drängte Günther von der Strecke, der daraufhin durch das Gras der Auslaufzone räuberte und einige Ränge verlor. "So kurz vor Schluss von der Strecke abzukommen und Plätze zu verlieren, ist natürlich sehr ärgerlich. Aber es gehört zum Motorsport dazu", gibt sich Günther nach dem E-Prix milde. Der Deutsche fiel zwischenzeitlich auf Platz 9 zurück, überholte in den letzten Rennrunden jedoch wieder einige Fahrer und wurde am Ende Sechster.

"Ich habe damit das Beste aus der Situation rausgeholt. Es war insgesamt ein gutes Wochenende", so Günther, der den Lauf nach einem soliden Qualifying von Position 5 aufgenommen hatte. "Das gibt uns wichtiges Selbstvertrauen für die restlichen Rennen in dieser Saison. Ich bin alles in allem zufrieden."

Ganz ohne Zwischenfälle verlief aber auch Günthers Rennen nicht: Bei dem Versuch, wieder Positionen aufzuholen, geriet er in den Schlussrunden ausgerechnet mit seinem Teamkollegen Edoardo Mortara aneinander. Bei einem kleinen Kontakt schlitzte Günther mit seinem Frontflügel Mortaras rechten Hinterreifen auf. "Das war ein kleiner Fehler, der aber Bedeutung für unseren Punktestand hat", kritisierte Teamchef James Rossiter nach dem Rennen kurz, aber deutlich. Eine Strafe gab es für den Stupser nicht, anders als beim vorausgegangenen Kontakt zwischen Günther und Bird.

Der Brite im Jaguar zeigt weitaus weniger Verständnis für die Sanktion gegen ihn. "Ich finde, das ist eine sehr unfaire Strafe", teilt er in einem Social-Media-Beitrag gegen die FIA aus. "Ich bekomme einfach keine Pause. Ganz ehrlich: Heute hätte ich um ein Podium kämpfen können. Aber es war einer dieser Tage, an denen es nicht gut für mich lief." Und auch Jaguar-Teamchef James Barclay zeigt sich überrascht ob der Strafe: "Wir dachten, dass es sich bei der Szene um einen Rennvorfall gehandelt hat."

Bird & Evans uneinig über Jaguar-Taktik in Portland

Das überaus taktische Rennen bestritt Jaguar mit seinen Fahrern im Parallelflug. Mitch Evans, der am Renntag seinen 29. Geburtstag feierte, rollte dabei das Feld von hinten auf. Ein technischer Fehler im Qualifying - laut Jaguars ersten Erkenntnissen ein Ausfall der Stromversorgung bei den Fahrzeugsystemen - sorgte dafür, dass er nicht am Zeitfahren um die Startpositionen teilnehmen konnte und den E-Prix nur von Rang 20 aufnahm. Im Rennverlauf arbeitete er sich in die Top 5 vor, musste jedoch weitaus mehr Strom sparen als Bird. Dieser machte zwischenzeitlich großen Druck auf Teamkollege Evans - auch am Teamfunk - konnte aber nicht am Neuseeländer vorbeikommen.

"Sag ihm, dass er fahren soll! Entweder er macht jetzt Tempo, oder ich. Komm schon!", funkte Bird in Runde 29. Die ernüchternde Antwort seines Renningenieurs Phil Ingram war, mit Evans die Flucht nach vorn zu ergreifen und ihm den Rücken freizuhalten. "Ich habe mehr Pace als er!", so das genervte Feedback Birds, der eine Runde später noch nachlegte: "Weil ich mich gegen Mitch verteidigen musste, überholt mich Seb (Buemi). Danke, Leute!"

16 Platzgewinne für Evans: "Haben Plan ziemlich gut umgesetzt"

"Es war ein interessanter Tag", sagt Evans rückblickend. "Wir hatten nach dem 2. Training ein Problem. So wurde unser Tag zu einem Wettlauf gegen die Uhr, um das Auto wieder fitzubekommen. Als wir ins Rennen gingen, haben das Team und ich unseren Plan ziemlich gut umgesetzt: Ich lag zeitweise auf dem zweiten Platz und hatte noch viel Energie, sodass ich dachte, ich könnte das Podium erreichen. Der vierte Platz ist immer noch gut, und ich bin froh, dass wir aus dem heutigen Tag etwas herausgeholt haben."

In der Fahrerwertung der Formel E liegt Evans dank den zwölf mit Platz 4 verbundenen Punkten sowie dem Bonuszähler für die schnellste Rennrunde auf Position 4. Bird rutschte durch die fünfte "Nullnummer" in Folge auf Rang 9 in der WM ab, während Jaguar auch in der Teamwertung an Boden gegen Avalanche Andretti verlor. Die nächste Gelegenheit zur Wiedergutmachung gibt es für die "Raubkatzen" beim E-Prix von Rom, der am 15./16. Juli stattfindet - traditionell ein gutes Pflaster für Jaguar.

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