Senatsbeschluss: Kein Formel-E-Rennen 2017 in Berlin-Mitte
Timo Pape
Die Formel E wird 2017 nicht auf der Karl-Marx-Allee in Berlin-Mitte fahren. Das berichtet der 'Tagesspiegel' und bestätigt damit unsere Kurzmeldung vom Sonntagmittag. Verkehrssenatorin Regine Günther (parteilos, für die Grünen) habe dem Berlin ePrix keine Startgenehmigung für den Austragungsort von 2016 erteilt - obwohl der Ticketverkauf bereits seit Mitte Dezember läuft. Laut Verwaltungssprecher Matthias Tang gibt es nun Überlegungen, eine alternative Strecke für den Formel-E-Lauf am 10. Juni zu finden. Eine offizielle Bestätigung der Rennabsage steht aus. Wir rechnen mit einer Pressemitteilung am Montag.
Grund für die Senatsentscheidung sei, dass die Straßensperrungen und Einschränkungen für Anwohner und Verkehrsteilnehmer nicht zumutbar seien. "Autorennen haben ausschließlich auf geeigneten Strecken stattzufinden", sagt Johannes Schneider, verkehrspolitischer Sprecher der Fraktion Bündnis 90/Grüne in der Bezirksverordnetenversammlung Mitte, und stellt damit den wohl wichtigsten Grundsatz der Formel E infrage. "Ich begrüße es sehr, dass sich der neue Berliner Senat gegen das Autorennen in der Innenstadt ausgesprochen hat. Die massiven Einschränkungen durch den Aufbau, die Durchführung und den Abbau setzen Anwohnerinnen und Anwohnern der Karl-Marx-Allee Lärmemissionen aus und beschränken sie in ihrem Bewegungsraum."
Schon vor dem Berlin ePrix 2016 hatten sich Politiker der betroffenen Bezirke Mitte und Friedrichshain-Kreuzberg gegen die Formel E starkgemacht. Der damalige Verkehrssenator Andreas Geisel (SPD) hatte die Veranstaltung nichtsdestotrotz zugelassen und begründete seine Entscheidung mit einem übergeordneten Interesse für Berlin. Mit Nachfolgerin Regine Günther hat sich der Wind im Senat - wie schon seit Monaten befürchtet - gedreht. Der Senatsausschuss Umwelt, Verkehr, Klimaschutz tagte bereits am 19. Januar zum ersten Mal. Womöglich steht der Beschluss demnach schon seit Ende der vergangenen Woche.
Alternative Strecke in Berlin gesucht
Wo die Formel E stattdessen fahren könnte, ist unklar. Bevor sich die Elektroserie im Februar 2016 entschied, auf der Karl-Marx-Allee zu fahren, war unter anderem die Straße des 17. Juni als Alternative im Gespräch. Sie böte ähnliche Layout-Möglichkeiten wie der bisherige Kurs und zudem eine beeindruckende Kulisse mit Sehenswürdigkeiten wie Siegessäule, Brandenburger Tor und Schloss Bellevue. Allerdings befindet sich die Straße des 17. Juni ebenfalls im Bezirk Mitte. Ob sie noch immer infrage käme, ist deshalb reine Spekulation. Auch bleibt abzuwarten, ob ein Formel-E-Rennen so kurzfristig an einem anderen Ort umgesetzt werden könnte. Auch eine Absage des Berlin ePrix wäre möglich. Wir müssen uns vorerst gedulden und auf offizielle Aussagen zu dem Thema warten.
Wie die 'Berliner Zeitung' berichtet, setze sich der Senat dafür ein, das Rennen zurück nach Tempelhof zu verlegen, wo bereits der Berlin ePrix 2015 stattfand. Allerdings sind im Flughafengebäude nach wie vor Flüchtlinge untergebracht. Zudem gebe es auch im Fall Tempelhof Bestrebungen in den Reihen der Grünen, das Rennen zu blockieren, heißt es.
Berlin steht durch den Senatsbeschluss bereits der zweite Umzug der Formel E bevor. Die Erstausgabe mit rund 20.000 Zuschauern hatte noch auf dem stillgelegten Flughafengelände Tempelhof stattgefunden. Weil der Austragungsort in den Folgemonaten allerdings zur Flüchtlingsunterkunft umfunktioniert wurde, musste sich die Formel E eine neue Heimat suchen. Nach langem politischen Ringen fand sie diese auf der Karl-Marx-Allee direkt im Stadtzentrum Berlins. Das Rennen mit gut 14.000 Zuschauern wurde zum großen Erfolg. Nun der zweite Umzug. Beständigkeit sieht anders aus.
Was mit den bisher verkauften Tickets passiert, bleibt abzuwarten. Sobald es neue Informationen zum Berlin ePrix 2017 gibt, erfahrt ihr sie natürlich bei uns.
0 Kommentare
Einen Kommentar schreiben