Formel E

Simracer über Race at Home Challenge: "Schon cool, so etwas zu erleben"

Tobias Bluhm

Tobias Bluhm

Seit einigen Wochen finden im Rahmen der "Race at Home Challenge" mehrere virtuelle Formel-E-Rennen statt. Während die Saison aufgrund der Coronavirus-Pandemie weiterhin ausgesetzt bleibt, will die Elektroserie mit ihren Events zumindest online für Unterhaltung sorgen. An den Rennen nehmen neben allen 24 Formel-E-Piloten auch einige "Simracer" teil.

Die E-Sportler können sich für die Teilnahme am Race-at-Home-Turnier jeweils in der Woche vor den Rennen bei einem Online-Zeitfahren qualifizieren. Wer einen RaHC-Lauf in den Top 10 abschließt, ist zudem automatisch für das Folgerennen zugelassen. An der Spitze der Fahrerwertung steht nach drei Rennen der Niederländer Kevin Siggy (BMW), der bei bislang jedem Event auf das Podium gefahren ist. Auf seinem Punkte-Polster von 19 Zählern kann sich der 21-Jährige jedoch noch nicht ausruhen.

"Es kommt eigentlich nur auf das letzte Rennen an, denn da gibt es doppelte Punkte", weiß Lucas Müller. Der Deutsche fährt für Mahindra und kam bei den virtuellen Rennen von Lester und Monaco auf das Podest. "Wenn man da gut abschneidet, kann man ein verkorkstes Rennen wieder ausgleichen. Man ist nie der Schnellste, es gibt immer jemanden, der deine Bestzeit nach fünf Runden schlägt. Da muss man den Ehrgeiz haben, um mitzuziehen."

Kartfahren "auf Dauer leider unbezahlbar"

Müller startete seine Simracing-Laufbahn erst vor drei Jahren, als er sich einer Online-Meisterschaft für das Codemasters-Spiel "F1 2017" anschloss. Dabei lernte er auch Lorenz Hörzing und Ben Hitz kennen, die ebenfalls in den letzten Wochen in der Race at Home Challenge an den Start gingen. "Bei mir war es lange so, dass ich ein richtiger Rennfahrer werden wollte", erinnert sich Hörzing im Gespräch mit 'e-Formel.de'. "Ich habe sogar eine Meisterschaft auf meiner Kartbahn in Oberösterreich gewonnen. Das hat mir Spaß gemacht, aber das Simracing ist um einiges kostengünstiger als Kart fahren."

"In meiner Halle habe ich für eine Saisonkarte 400 bis 500 Euro bezahlt. Für das Geld kann ich mir aber auch ein Lenkrad kaufen, mit dem ich nicht nur länger als eine Saison, sondern auch auf verschiedensten Strecken fahren kann. Man hat mehr Möglichkeiten." Hitz stimmt seinem Fahrerkollegen zu: "Ich bin sogar noch aktiv dabei, fast jeden Monat ein Rennen auf der Kartbahn zu fahren", erläutert er. "Aber das ist eher zum Spaß, auf Dauer wird das leider unbezahlbar."

Vorbereitung in virtueller Formel-E-Meisterschaft

Das Trio fährt auch abseits der Race at Home Challenge gemeinsam, zum Beispiel bei iRacing-Langstreckenrennen oder in einer eigenen "Formel-E-Rennliga" in der Software rFactor 2. "Da haben wir entdeckt, dass wir gute Pace haben und immer vorne dabei waren", erinnert sich Hörzing. "Als die Race at Home Challenge angekündigt wurde, waren wir wirklich gehypt. Das waren coole Tage vor dem ersten Qualifying, weil niemand wusste, wo wir mit unserer Leistung standen. Als wir uns qualifiziert haben, hat uns das gezeigt, dass wir in unserer Meisterschaft ein hohes Niveau haben."

Auch Hitz ist zufrieden mit seiner bisherigen Leistung in der RaHC. "Damit hätte ich niemals gerechnet", gibt er zu. "Ich habe mich mit meiner besten Runde fünf Minuten vor dem Ende der Qualifikationswoche (für den Saisonstart in Hongkong) eingeschrieben und stand nach dem Challenger-Qualifying auf Platz 8. Das war überwältigend. Ich habe noch nie so viel Druck gehabt in einem Rennen, und dann kommen wir auch noch auf so guten Plätzen ins Ziel. Das war ein krasses Gefühl."

Besondere Nähe zu den Profi-Rennfahrern

Als Besonderheit empfinden Müller, Hörzing und Hitz die Nähe zu den Formel-E-Stammfahrern, die sich auf demselben Server für die Race at Home Challenge einfahren. "Das ist schon fast mehr wert als ein Podium, wenn man auf dem Testserver ist und auf einmal loggt sich Stoffel Vandoorne ein", lacht Müller. "Es ist lustig, wenn man sich über Jerome d'Ambrosio aufregt, weil er einem vors Auto fährt, oder der Günther in deinem Rückspiegel sein Auto zerlegt. Irgendwann war auch mal Wehrlein da, wo ich als Fan vor Freude abgegangen bin. Das ist schon cool, so etwas zu erleben."

Für die Zukunft wünschen sich die drei eine Fortführung der E-Sports-Meisterschaft: "Das ist ein großartiger Weg, um Fans und Simracer in das Geschehen einzubinden", ist Hörzing überzeugt. Ehe die Elektroserie eine eigene E-Sports-Serie gründet, muss sie jedoch erst einmal die Race at Home Challenge beenden: Am Samstag startet ab 16:30 Uhr deutscher Zeit das vierte Rennwochenende der Saison, für das wir dir selbstverständlich wieder einen Live-Stream auf unserer Webseite zur Verfügung stellen.

Foto: Nissan e.dams (Twitter)

VIDEO: Der virtuelle Monaco E-Prix in der Wiederholung

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