Formel E

Sportchef Dupont im Interview: So kommt ein Formel-E-Rennen zustande

Timo Pape

Timo Pape

Anders als in anderen Rennserien üblich entwirft die Formel E jede ihrer Strecken selbst. Die Stadtkurse, die oftmals von 90-Grad-Kurven und unterschiedlichen Bodenbelägen geprägt sind, verlangen den Fahrern alles ab und sorgen für spektakuläres Racing im Stadtzentrum. Doch wie entsteht überhaupt eine Formel-E-Strecke? Wer designt sie, was muss sie für Bedingungen erfüllen, und welche Städte kommen für die Elektroserie infrage? Über all diese Themen haben wir exklusiv mit dem Sportdirektor der Formel E, Benoit Dupont, gesprochen. Gegenüber 'e-Formel.de' erklärt er den Entstehungsprozess eines Formel-E-Kurses.

Benoit, wer macht im Normalfall den ersten Schritt - Stadt oder Formel E?

In den meisten Fällen kommt das Interesse von den Städten. Es ist wichtig für die Formel E, die Unterstützung der lokalen Behörden zu haben, denn die Organisation eines Rennens zieht unvermeidbare Einschränkungen für die jeweilige Stadt nach sich. Um diese zu minimieren, arbeiten wir am besten Hand in Hand.

Wie viele Städte haben sich bislang für ein eigenes Formel-E-Rennen beworben?

Wir haben bis heute mehr als 160 Anfragen von Städten erhalten, die Interesse an der Formel E haben. Zwischen einem ersten Interesse und der Realisierung eines Rennens liegen allerdings Welten.

Welche Städte haben die besten Chancen für Saison 4? Was ist mit Indien passiert, und wie sieht es mit Australien und dem Nahen Osten aus?

Wir sind noch dabei, den Rennkalender für die vierte Saison festzuzurren. Alle genannten Vorschläge sind noch im Rennen.

Was muss eine Stadt mitbringen, damit sie den Zuschlag für ein Formel-E-Rennen bekommt?

Es gibt einige Aspekte, die hier eine Rolle spielen. Die geographische Lage ist wichtig, denn wir brauchen einen ausgewogenen Rennkalender. Die Größe und die Bedeutung der Stadt sind wichtig, ebenso wie die politische Unterstützung für das Rennen selbst, aber auch für Nachhaltigkeitsprogramme. Und zu guter Letzt spielt auch das kommerzielle Interesse der Hersteller in der Formel E eine Rolle.

Wie sieht der Entstehungsprozess einer Formel-E-Strecke aus?

Wir haben ein Team, das um die Welt reist, sich mit den Verantwortlichen der Städte trifft und potenzielle Locations auf die Durchführbarkeit eines Rennens prüft. Ich selbst bewerte, ob die vorgeschlagenen Layouts mit der FIA und den sportlichen Anforderungen der Formel E konform sind.

Wer entwirft denn eigentlich die Strecken?

Wir arbeiten mit verschiedenen Strecken-Design-Firmen zusammen. Sie folgen bestimmten Leitlinien, die aus einem Mix aus Anforderungen von FIA und Formel E entstanden sind. Nachdem sie den Vorschlag einer Stadt studiert haben, zeichnen sie die Strecke. Dann diskutieren wir sie mit dem jeweiligen nationalen Motorsportverband und dem FIA-Strecken-Komitee, die den Kurs am Ende genehmigen.

Welche Bedingungen muss ein Formel-E-Kurs erfüllen?

Er sollte zwischen zwei und drei Kilometern lang sein, im Stadtzentrum oder zumindest urbanen Raum liegen und genug Platz für eine Boxengasse und die Eventbereiche bieten. Der Kurs muss an jeder Stelle mindestens acht Meter breit sein und einen guten Mix aus Geraden und Kurven mit dem richtigen Regenerationspunkt besitzen.

Zu welchem Zeitpunkt übernimmt der lokale Veranstalter die Organisation des Rennens?

Die Veranstalter vor Ort sind von Anfang an mit im Boot. Sie arbeiten mit dem Streckendesigner zusammen, um den Kurs umzusetzen und die besagten Einschränkungen für die jeweilige Stadt möglichst gering zu halten.

Inwiefern fallen Gebühren für Städte an, die ein Formel-E-Rennen möchten?

Gebührenbeträge, die die Städte ereilen, sind Teil der Verhandlungen zwischen der Formel E und der jeweiligen Stadt. Das ist nichts, was wir öffentlich kommunizieren.

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