Formel E

Start in eine neue Ära der Formel E: Die XXL-Vorschau auf den Mexico City E-Prix 2023

Tobias Bluhm

Tobias Bluhm

Stadium-Mexico-City-Flares

Am Samstag fällt in der Formel E der Startschuss für die Saison 2023. Erstmals werden die neu entwickelten Gen3-Fahrzeuge gemeinsam bei einem E-Prix antreten. Alles, was du zum Rennen in Mexiko-Stadt wissen musst - Zeiten, TV & Livestream, Streckeninfos etc. -, erfährst du in unserer großen Vorschau.

Exakt 153 Tage ist es her, dass die karierte Flagge beim Saisonfinale 2022 in Seoul fiel. Die Meisterfeier von Stoffel Vandoorne, der emotionale Abschied von Mercedes aus der Elektroserie und die Überstunden in der Fahrzeugentwicklung aus der Saisonpause gehören nun der Vergangenheit an: Am Samstag startet die mit Spannung erwartete Saison 2023 mit dem Mexico City E-Prix.

Das anstehende WM-Jahr ist für die Elektroserie eines der Neuerungen: In Mittelamerika kommt das Gen3-Fahrzeug erstmals in einem Rennen zum Einsatz. McLaren und Maserati bestreiten ihre ersten E-Prix. Rookie Jake Hughes startet in sein erstes Rennen, und das neu geformte Team ABT Cupra hofft, sich beim Comeback in der Elektroserie gut zu behaupten.

Stadt, Land, Fluss

Mexiko-Stadt gehört zu den größten und bedeutendsten Städten in Lateinamerika. Die rund 700 Jahre alte Metropole liegt in einem Tal auf einer Höhe von durchschnittlich 2.240 Metern. In unmittelbarer Nähe steht der aktive Popocatepetl-Vulkan. Überlieferungen zufolge wurde die Stadt von den Azteken auf einer Insel im Texcoco-See gegründet, der inzwischen beinahe vollständig trockengelegt wurde.

Durch die Geschlossenheit des Tals nach drei Seiten und die damit verbundene geringe Luftzirkulation in Bodennähe hat Mexiko-Stadt oft mit Smog zu kämpfen. Für die Formel E und ihre Botschaft, gegen die Luftverschmutzung vorzugehen, ist die 21-Millionen-Einwohner:innen-Stadt also gewissermaßen der ideale Austragungsort für einen E-Prix: Mit Elektrofahrzeugen will die Serie einen "schnelleren Weg in eine sauberere Zukunft" ebnen.

Fast Facts | Mexiko-Stadt

  • In der Saisonpause gab es jede Menge Bewegung auf dem Formel-E-Fahrermarkt. Einzig Jaguar TCS Racing wird in diesem Jahr mit einem unveränderten Duo antreten: Die Verträge mit Sam Bird und Mitch Evans wurden verlängert.
  • Ist die Pole-Position in Mexiko-Stadt verflucht? Nur in drei der bisherigen sechs Rennen schaffte es der Pole-Sitter bis ins Ziel.
  • Ein Sieg beim Saisonstart garantiert noch lange keinen Titelgewinn. Einzig Sebastien Buemi (Saison 2) und Nyck de Vries (Saison 7) gewannen das Auftaktrennen in ihren jeweiligen Meisterjahren.
  • Dan Ticktum und Sergio Sette Camara (Nio 333) starten die Saison als jüngstes Fahrerduo der Formel E: Im Schnitt sind sie 24 Jahre und 45 Tage alt. Mahindra Racing hat mit einem durchschnittlichen Alter von 34 Jahren und 156 Tagen hingegen die älteste Paarung (Oliver Rowland/Lucas di Grassi).
  • Während der Dauer des Mexico City E-Prix 2022 hätten sich Musikfans 15-mal Rex Gildos ikonisches Lied "Fiesta Mexicana" anhören können. Hossa!

TV & Livestream | Das Formel-E-Rennen in Mexiko-Stadt

Vor der Saison 2023 hat sich bei den Fernsehrechten in Deutschland nichts verändert: ProSieben ist der offizielle Partner der Formel E und wird am Samstagabend um 21 Uhr den E-Prix live im TV übertragen. Die Vorberichterstattung von 'ran racing' beginnt bereits um 20:25 Uhr.

In Österreich und der Schweiz ist der E-Prix darüber hinaus bei ORF Sport+, MySports One und discovery+ zu verfolgen. Die beiden letztgenannten Optionen sind allerdings kostenpflichtig. Auch in Deutschland können Fans die Formel E im Bezahlangebot von Discovery, das ehemals unter dem Namen "Eurosport Player" bekannt war, verfolgen.

Session Datum Wochentag Start TV/Stream Session Ende TV/Stream TV-Sender/Website
1. Freies Training 13.01.2023 Freitag 23:20 23:30-00:00 00:05 e-Formel.de
2. Freies Training 14.01.2023 Samstag 14:20 14:30-15:00 15:05 e-Formel.de
Qualifying 14.01.2023 Samstag 16:25 16:40-17:55 18:00 ran.de
Rennen 14.01.2023 Samstag 20:25 21:03-22:00 22:10 ProSieben / ran.de

* alle Angaben in Mitteleuropäischer Zeit (MEZ)

Alle Trainings kannst du bei 'e-Formel.de' in einem kostenfreien Livestream ansehen. Eine deutschsprachige Übertragung zur Qualifikation gibt es auf 'ran.de'. Wir begleiten das Rennwochenende außerdem wie gewohnt mit unserem beliebten Formel-E-Liveticker, der sich ideal für Hintergrundinformationen oder als Second-Screen mit Einschätzungen unserer Redakteur:innen eignet.

Strecke | Anpassungen für mehr Energierückgewinnung

Mit Ausnahme der Corona-Saison 2021 gastierte die Formel E seit ihrer zweiten Saison bei allen Mexiko-Rennen im Autodromo Hermanos Rodriguez - so auch diesmal. Dort benutzt sie eine Kurzanbindung der aus der Formel 1 bekannten Piste. Neu sind in diesem Jahr nur die Kurven 9, 10 und 11 - eine Schikane, durch die den Fahrern eine zusätzliche Gelegenheit zur Energierückgewinnung beim Bremsen gegeben werden soll.

Der Höhepunkt der Runde ist die Durchfahrt des ehemaligen Baseballstadions Foro Sol, in dem abermals rund 27.000 Fans die Formel-E-Piloten anfeuern dürften. Die Attack-Zone, in der während des Rennens zweimal der Attack-Mode freigeschaltet werden muss, befindet sich ab diesem Jahr auf der Außenseite von Kurve 15.

Rückspiegel | Was in der Saisonpause geschah

Die FIA verabschiedete in der Saisonpause einige Regeländerungen: Alle E-Prix werden fortan wieder als Rundenrennen ausgetragen, außerdem wurde der Weg für Schnellladeboxenstopps frei gemacht. Die Ladepausen während der Rennen werden jedoch erst zu einem späteren Zeitpunkt im Jahr kommen - bislang ist die Technologie des Ladegerät- und Batterieherstellers Williams Advanced Engineering (WAE) noch nicht ausgereift.

Auch das Feld der Teams veränderte sich maßgeblich: McLaren übernahm den Startplatz von Mercedes und verpflichtete für die neue Saison Jake Hughes und Rene Rast. Der amtierende Weltmeister und bis zuletzt von Mercedes engagierte Fahrer Stoffel Vandoorne wechselte hingegen zur neuen Allianz aus DS und Penske. Ebenfalls neu in der Startaufstellung: Maserati MSG Racing (mit Motoren von DS und Unterstützung des ehemals als "Venturi" bekannten Rennstalls) sowie das deutsche Team ABT Cupra.

Qualifying-Gruppen | Einteilung für den Mexico City E-Prix

Das Qualifying-Vorgehen wurde für die Saison 2023 leicht angepasst. Weiterhin wird das Zeitfahren um die Startpositionen in einer Gruppen- und K.-o.-Phase ausgetragen. Allerdings finden das Viertel- und Halbfinale nun nicht mehr gruppenübergreifend statt. Das bedeutet: Im Viertelfinale treffen ab sofort der Schnellste und Viertschnellste sowie der Zweit- und Drittschnellste derselben Gruppe aufeinander. Auch das Halbfinale findet gruppenintern statt - erst im Finale begegnen sich die Fahrer aus beiden Gruppen.

Da der Mexico City E-Prix das erste Rennen des Jahres ist, können die Gruppen nicht wie üblich auf Grundlage des aktuellen WM-Standes konstruiert werden. Stattdessen obliegt es den Teams, ihre Fahrer auf beide Gruppen zu verteilen. Pro Qualifikationsgruppe muss ein Fahrer eines Rennstalls benannt werden. Die Bekanntgabe erfolgt nach den "administrativen Prüfungen" der FIA - voraussichtlich am Freitag. Dieser Artikel wird überarbeitet, sobald die Gruppeneinteilung bekannt gegeben wurde.

Wettervorhersage | Große Temperaturschwankungen & dünne Luft

Die Formel E "flüchtet" für ihren Saisonstart wie üblich in wärmere Regionen als Mitteleuropa, wo viele Teams ihre Basis haben. Dies dürfte beim Mexico City E-Prix gelingen: Meteorolog:innen rechnen während des Rennwochenendes mit überwiegend sonnigem Wetter und vergleichsweise großen Temperaturschwankungen zwischen 4 und 21 Grad Celsius.

Eine Besonderheit des Rennens in Mexiko: Die Strecke liegt 2.240 Meter über dem Meeresspiegel. Die physische Belastung für die Fahrer wird somit höher als üblich sein. Ebenso werden Fahrzeugteile durch die "dünnere Luft" stärker als auf anderen Strecken belastet.

Video: Welche Lehren zogen die Teams aus den Vorsaison-Tests?

 

Prognose: Wie früh trennt sich die Spreu vom Weizen?

Der Wechsel vom Gen2- zum Gen3-Fahrzeug ist ein großer technologischer Umbruch, der für die Teams im Mittel- oder Hinterfeld der Formel E zahlreiche Chancen birgt. Schließlich gab die FIA ihren Konstrukteuren in den vergangenen Monaten die Gelegenheit, vollkommen neue Antriebsstränge zu entwickeln - und somit eine Gelegenheit, Boden auf die Rivalen gutzumachen.

Bei den kollektiven Testfahrten in Spanien verbargen einige Rennställe ihr wahres Tempo vermeintlich bewusst, um die Erwartungen vor dem Mexico City E-Prix klein zu halten. Frühestens im Qualifying dürften Fans somit die volle Leistung der Teams und Fahrer sehen. Bis dahin bleibt das wahre Kräfteverhältnis unbekannt.

Entscheidend könnte in Mexiko-Stadt jedoch ohnehin ein anderer Faktor werden: die Zuverlässigkeit. Immer wieder fielen in der Testphase vor dem Saisonstart Autos aus oder verunfallten aufgrund von Bremsproblemen. Es wäre keine große Überraschung, wenn es in den ersten Rennen deutlich mehr Ausfälle als in den vergangenen Gen2-Jahren gäbe. Für zuverlässige Autobauer entsteht hierdurch die Chance, sich frühzeitig im WM-Kampf zu positionieren. 2023 könnte sich die Spreu vergleichsweise früh vom Weizen trennen.

In Valencia sahen DS Penske und Maserati MSG Racing gleichermaßen schnell und zuverlässig aus, doch schon allein aufgrund des großen Ressourcenvolumens, das Porsche in der Entwicklung des neuen 99X Electric zur Verfügung stand, zählen auch die Zuffenhausener:innen mitsamt ihrer Kundenmannschaft Andretti zum erweiterten Favoritenkreis. Offen ist auch die Frage, wie gut Jaguar, Mahindra und Nissan beziehungsweise ihre Kunden Envision, ABT und McLaren performen. Könnte vielleicht auch Nio 333 eine große Überraschung gelingen? Die ersten Antworten bekommen wir am Samstagabend. Alles ist angerichtet: Herzlich willkommen in der neuen Saison der Formel E!

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