Formel E

"Steuerliche Bedenken": Formel-E-Boss Agag schließt Rennen in Indien vorerst aus

Tobias Wirtz

Tobias Wirtz

Seit vier Jahren gibt es die Formel E - und seit vier Jahren geht mit Mahindra Racing ein indisches Team an den Start. Große Hoffnungen auf ein baldiges Heimrennen darf sich die Truppe um Teamchef Dilbagh Gill dennoch nicht machen. Alejandro Agag, Geschäftsführer der Formel E, bestätigte in dieser Woche der indischen Nachrichtenagentur PTI, dass es auf absehbare Zeit keinen E-Prix in Indien geben werde.

Dabei war ein indisches Rennen lange Zeit eines der erklärten Ziele der Formel E, selbst FIA-Präsident Jean Todt hatte auf ein Rennen in dem Land mit mehr als einer Milliarde Einwohner gehofft. Mahindra startete im Frühjahr 2016 sogar einen Aufruf an seine Fans, mögliche Streckenlayouts für Neu-Delhi zu entwerfen.

"Wir haben mehrere Orte untersucht. Wir würden wirklich sehr gerne in Indien fahren und haben drei Möglichkeiten - Bangalore, Neu-Delhi und Mumbai", führt Agag aus. "Wir haben dabei Gegenden gesehen, die ideal für ein Straßenrennen wären. Mit Mahindra haben wir zudem einen großartigen indischen Partner, und wir haben dort einen Übertragungspartner (Sony Pictures Network). Das Einzige, was wir brauchen, ist eine Zusicherung der Steuerbehörden."

Doch ebendiese Steuerbehörden wurden auch schon der Formel 1 zum Verhängnis, die von 2011 bis 2013 auf einer Rennstrecke in der Nähe von Neu-Delhi fuhr. Die indischen Steuerbehörden interpretierten den Großen Preis von Indien auf eine weltweit einzigartige Weise: Da eines von 19 Rennen der "Königsklasse" des Motorsports in Indien ausgetragen wurde, mussten Teams und Fahrer auch ein Neunzehntel ihrer gesamten Jahreseinnahmen in Indien versteuern.

Zudem wurden bei der Einführung Importzölle auf das gesamte Equipment der Teams erhoben. Obwohl die Vorschriften zur Verzollung des Equipments gelockert wurden, wenn das Material innerhalb von 30 Tagen das Land wieder verlässt, ist das Grundproblem nach wie vor ungelöst.

"Unsere größte Sorge in Indien ist die Steuer", erklärt Agag. "Wir haben viele Nachforschungen für ein Rennen betrieben, dabei aber gesehen, dass die Formel 1 sehr viele Steuerprobleme in Indien gehabt hat. Es ist daher sehr riskant, ein Rennen dort zu veranstalten. Sie sind momentan sehr aggressiv und wollen alles besteuern. Daher weiß man nicht, wo man steht. Das ist meiner Meinung nach auch der Grund, warum die Formel 1 dort nicht weitergemacht hat. Wir würden gerne vollständige Steuersicherheit haben und dann ohne Bedenken nach Indien gehen."

Solange Indien der Elektroserie diese Sicherheit nicht gewährleisten kann, scheint der Plan eines E-Prix in Indien vorerst auf Eis zu liegen. Formel-E-Fans aus Asien müssen sich damit vorübergehend mit den zwei chinesischen E-Prix in Sanya und der Sonderverwaltungszone Hongkong zufriedengeben. Auch ein Rennen in Japan stand lange zur Debatte, wenngleich Neuigkeiten aus Fernost in letzter Zeit eher rar waren, da Agag und Co. auch dort mit den Freigaben der Behörden zu kämpfen haben.

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