Formel E

Die Stimmen zum Berlin-Auftakt der Formel E: Evans & Vergne beklagen späte Unfälle

Tobias Bluhm

Tobias Bluhm

Mit einem Energie-Krimi meldete sich die Formel E am Mittwoch eindrucksvoll aus ihrer Corona-Zwangspause zurück. Als erster Fahrer in der Formel-E-Historie erzielte der Rennsieger Antonio Felix da Costa dabei 30 Punkte in einem Rennen, ein sogenannter "Grand Slam". Der amtierende Meister Jean-Eric Vergne hegte nach einem späten Ausfall im Berlin E-Prix erneut Groll gegen seinen Teamkollegen.

Schon im Qualifying zeigte Felix da Costa, dass er in Berlin genau dort weitermachen wollte, wo er bei seinem Sieg in Marrakesch vor der Saison-Suspendierung aufgehört hatte. Mit Bestzeiten im Gruppen- und Super-Pole-Qualifying sammelte er bereits vor dem Rennstart vier wichtige Meisterschaftspunkte. Dank seinem Sieg und der schnellsten Runde erreichte der Techeetah-Fahrer am Abend das bestmögliche Punkte-Ergebnis von 30 Zählern. Noch nie konnte ein Pilot so viele Zähler in nur einem Formel-E-Rennen sammeln.

"Ich bin unglaublich glücklich, ein Teil dieses Teams zu sein", freut sich Felix da Costa nach dem Rennen. "Ich will wirklich niemanden schlechtreden, aber es gibt in der Formel E einige Fahrer, die von Anfang an in einem Siegerauto saßen. Ich war hingegen schon ganz unten und weiß, wie hart es dort sein kann. Inzwischen sitze in einem der besten Fahrzeuge des gesamten Feldes und bin dankbar dafür, dass das Team so viel in JEV (Spitzname von Jean-Eric Vergne) und mich investiert."

Vergne erneut wütend auf Felix da Costa: "Das merke ich mir!"

Vergne selbst dürfte Felix da Costas Ansichten nur bedingt teilen. Der Franzose lag beim Berlin-Auftakt für lange Zeit auf Kurs für Platz 2 und kämpfte gegen seinen Teamkollegen um den Sieg, fiel jedoch nach einem energieintensiven Rennen in der Schlussphase weit zurück. Zuvor hatte er sich am Teamfunk über das vermeintlich zu schnelle Renntempo seines Teamkollegen beschwert, das ihn zu viel Strom koste. Verärgert funkte er: "Das merke ich mir!"

Als "Krönung" wurde Vergne schließlich zwei Kurven vor Schluss im Platzkampf von Lucas di Grassi (Audi) gedreht. Statt die Ziellinie zu überqueren, stellte der Franzose seinen Wagen direkt vor der Techeetah-Garage ab und verließ die Strecke unmittelbar nach einem knappen Debriefing mit seinen Ingenieuren. Wieder keine Punkte für den amtierenden Formel-E-Meister.

Evans: "Wurde in die Angelegenheiten von anderen verwickelt"

Punktlos blieb in Berlin auch Mitch Evans. Der Neuseeländer geriet wenige Runden vor Schluss mit Sebastien Buemi (Nissan) aneinander und wurde anschließend von Maximilian Günther (BMW) touchiert, der zuvor wiederum von Edoardo Mortara (Venturi) angeschoben wurde. Evans drehte sich infolge der unglücklichen Kettenreaktion und fiel weit zurück. Letztlich erreichte er das Ziel auf Platz 13.

"Am Ende wurde es durch die Safety-Car- und Full-Course-Yellow-Phasen etwas hektisch, und ich wurde in die Angelegenheiten von anderen verwickelt", resümiert Evans. "Jerome (d'Ambrosio) wurde aufgehalten, ich steckte hinter JEV fest, Buemi hat mich überholt, und dann bin ich mit Günther kollidiert. Das war eines dieser Rennen, bei denen nichts nach Plan gelaufen ist. Am Ende war das Glück wohl einfach nicht auf unserer Seite."

Weitere Fahrerstimmen zum Formel-E-Rennen in Berlin

Andre Lotterer (Porsche 2.): "Platz 2 ist ein guter Ausgangspunkt, aber ich habe das Gefühl, dass wir heute sogar Potenzial für mehr hatten. Ich konnte sehr gut mit der Energie haushalten und habe Sam (Bird) noch in der letzten Runde überholen können. Bei meinem ersten Versuch habe ich leider die Attack-Mode-Schleifen verpasst. Ohne diesen Fehler hätte ich Antonio vielleicht sogar einholen können. Wir haben jedenfalls eine gute Basis gelegt und werden jetzt sehen, wie wir uns von heute ausgehend verbessern können. Ich will auf jeden Fall gewinnen!"

Sam Bird (Virgin, 3.): "Ich bin sehr zufrieden mit dem Team und dem heutigen Resultat. Es war bisher ein holpriges Jahr, hoffentlich markiert unser Ergebnis heute den Neustart unserer Saison. Ich bin ein bisschen enttäuscht, es nicht auf Platz 2 geschafft zu haben, aber am Ende ging mir einfach die Energie aus. Es liegt noch Arbeit vor uns, doch wir haben eine gute Grundlage für morgen gelegt."

Nyck de Vries (Mercedes, 4.): "Platz 4 ist ein gutes Ergebnis nach einem äußerst ereignisreichen Rennen. Vielleicht wäre ein bisschen mehr drin gewesen, aber ich bin nichtsdestotrotz damit zufrieden. Außerdem hat sich Stoffel klasse nach vorne gekämpft – somit war es dank einer doppelten Punkte-Ankunft ein guter erster Tag für das gesamte Team. Ich bin zufrieden, gleichzeitig möchte ich aber noch ein bisschen mehr und bin heiß auf meinen ersten Podestplatz. Das Rennen war sehr ereignisreich und schwierig, weil ich viele harte Zweikämpfe bestreiten musste. Insgesamt war es aber ein guter Auftakt."

Stoffel Vandoorne (Mercedes, 6.): "Wir können mit dem Ergebnis zufrieden sein, das war ein starkes Comeback nach dem Qualifying. Unser Energiemanagement und die Attack-Mode-Entscheidungen waren gut. In den letzten Runden musste ich das Auto einfach nur noch ins Ziel bringen, auch wenn Platz 5 vielleicht möglich gewesen wäre. Am Ende hatte ich aber einfach nicht mehr die nötige Energie dafür."

Alexander Sims (BMW, 9.): "Das war alles in allem ein harter Tag. Mit Platz 6 im ersten Training ging es für mich eigentlich gut los. Dann sind wir beim Set-up aber vielleicht etwas in die falsche Richtung gegangen und haben dadurch an Boden verloren. Im Rennen war unser Speed dann wieder ganz gut. Auch wenn die Balance nicht perfekt war, konnte ich mich bis in die Top-10 nach vorn arbeiten. Für die kommenden Rennen müssen wir auf jeden Fall an unserer Leistung im Qualifying arbeiten."

Rast feiert 1. Formel-E-Punkt: "Für das erste Rennen nicht schlecht"

Rene Rast (Audi, 10.): "Das war ein sehr hektisches Rennen. Ich bin auf Platz 13 gestartet und am Ende Zehnter geworden, nehme also einen Punkt mit. Das ist für das erste Rennen nicht schlecht. Ich habe heute jede Menge gelernt, hoffentlich können wir morgen noch einmal Zähler sammeln."

Neel Jani (Porsche, 11.): "Im Qualifying hatte ich gehofft, in die Top-10 zu kommen. Aber das hatte sich nach den ersten beiden Kurven leider erledigt. Im Rennen bin ich von weiter hinten gestartet und wollte einige Positionen gut machen, was mir dann kurz vor dem Ende gelungen ist. Alles in allem bin ich mit dem Ergebnis zufrieden und freue mich auf das Rennen morgen."

James Calado (Jaguar, 15.): "Der Start in den Tag war ein Desaster. Ich bin vor dem Rennen nur eine einzige Runde gefahren, weshalb es mein Plan war, am Start Energie zu sparen und auf ein Safety-Car zu hoffen. Am Ende des Rennens war die Pace dann ganz gut, allerdings habe ich den Attack-Mode vor dem Start nicht ausprobieren können. Deshalb habe ich die Schleifen bei meinem ersten Versuch verpasst. Das war ärgerlich. Wir haben jetzt eine gute 'Baseline' für morgen und die nächsten Tage."

Robin Frijns (Virgin, DNF): "Ein frustrierendes Rennen, das wir einfach nur hinter uns lassen müssen. Im Training haben wir einige Probleme mit dem Setup gehabt, die wir erst im Qualifying beheben konnten. Das hat uns etwas wettbewerbsfähiger gemacht. Die Pace ist da, zum Glück gibt es noch einige Gelegenheiten, um Punkte zu sammeln."

Maximilian Günther (BMW, DSQ): "Die Disqualifikation ist sehr schade, aber wir nehmen das so hin und konzentrieren uns auf das nächste Rennen. Heute war unser Energiemanagement wieder sehr gut, und ich konnte mich im Rennen um einige Position verbessern, obwohl ich in einigen Rennsituationen mit dem Attack-Mode Pech hatte und an Boden verloren habe. Generell war es aber großartig, wieder zurück im Rennauto zu sein."

zusätzliche Berichterstattung durch Timo Pape

Foto: Shivraj Gohil / Spacesuit Media

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