Formel E

Stoffel Vandoorne erklärt Formel-E-Regelanpassungen: "Müssen gesamtes Rennen etwas präziser fahren"

Redaktion

Stoffel-Vandoorne-London-2021

Stoffel Vandoorne ist beinahe schon ein alter Hase in der Formel E - am 28. Januar startet der Belgier nach einem Jahr HWA und zwei Jahren Mercedes bereits in seine vierte Saison. Neben zwei E-Prix-Siegen war sein größter Erfolg bis dato die Vizemeisterschaft 2020. Im neuen Jahr erwarten ihn jedoch einige Neuerungen, wie er im Interview verrät.

Stoffel, dein drittes und letztes Jahr mit Mercedes-EQ steht bevor. In der Saison 2022 verändert sich jedoch etwas bei dir in Sachen Kommunikation während des Rennens.

Mich erwartet in diesem Jahr in dieser Hinsicht eine zusätzliche Herausforderung, da ich mit einem anderen Renningenieur zusammenarbeiten werde. Daran müssen wir uns beide erst gewöhnen und aufeinander einstellen. Er muss lernen, was meine Kommentare bedeuten, wie ich das Auto beschreibe und umgekehrt. Aber er besitzt viel Erfahrung in der Formel E und ich bin sicher, dass wir diesen Prozess schnell durchlaufen werden. Ich freue mich darauf zu sehen, wie sich unsere Beziehung entwickeln wird.

Du hast in der vergangenen Saison die meisten Pole-Positions (3) eingefahren. Wie schwierig ist es, für diese eine Runde alles perfekt hinzubekommen?

Es ist definitiv nicht einfach. Zunächst einmal besteht das Qualifying in der Formel E aus nur einer Runde, was den Fahrer zusätzlich unter Druck setzt, um Leistung abzuliefern. Denn man hat nur diesen einen Versuch. Aber ich mag das. Mir gefällt dieser Druck, das Adrenalin, das dadurch freigesetzt wird.

Was ist die größte Herausforderung dabei?

Es ist entscheidend, eine Runde perfekt zusammenzubekommen, da wir auf der Out-Lap oft sehr langsam fahren müssen. Dadurch bekommt man aber kein Gefühl für den Grip, der uns in der ersten Kurve erwartet. Deshalb basiert die Herangehensweise an die erste Kurve oft auf einer Vermutung. Wo muss ich bremsen? Wie viel Grip gibt es? Und: Wie schnell kann ich in die Kurve hineinfahren? Sobald man diesen Referenzpunkt hat, wird der Rest der Runde ein bisschen einfacher, aber es herrscht immer noch sehr viel Druck.

In dieser Saison gibt es ein neues Qualifying-Format mit Kopf-an-Kopf-Duellen. Setzt das die Fahrer mental noch stärker unter Druck?

Auf jeden Fall. Ich bin mir aber noch nicht ganz sicher, ob die Kopf-an-Kopf-Duelle wirklich etwas verändern werden. Ich glaube nämlich nicht, dass wir darüber nachdenken werden, wenn wir im Auto sitzen. Wir werden uns hauptsächlich darauf konzentrieren, das Beste aus dem Auto herauszuholen. Das wird der Schlüssel sein.

Ein anderer Approach als beim Zeitfahren?

Zuvor gibt es natürlich die Gruppenphase, in der sich die Herangehensweise ein bisschen unterscheiden wird, weil wir mehrere fliegende Runden fahren können. Dadurch wird das Feld hoffentlich ausgeglichener, bevor es dann in die Kopf-an-Kopf-Duelle geht. Das wird interessant, und ich glaube, dass das Format Spaß machen wird, besonders wenn man bis zum Finale dabei ist und dann gegeneinander um die Pole-Position kämpft.

Eine weitere große Herausforderung in der Formel E ist das Energie-Management. Wie viel anspruchsvoller wird das Fahren durch die neuen Regeln mit mehr Leistung und möglichen Rennzeitverlängerungen?

Ehrlich gesagt bin ich mir nicht sicher, ob es einen großen Einfluss auf das Racing haben wird. Die Verlängerung des Rennens ist für die Zuschauer aber sicher logischer und einfacher zu verstehen, als die zur Verfügung stehende Energie zu verringern. Wenn wir also Zeit hinter dem Safety-Car verbringen, fahren wir hinterher ein längeres Rennen. Ich finde, das ist eine gute Erklärung für die Zuschauer. Wenn das Rennen unterbrochen wird, fahren wir länger - das macht mehr Sinn als das, was wir letztes Jahr hatten.

Aber ihr fahrt nächstes Jahr mit 220 statt 200 kW im Rennen. Macht das gar keinen Unterschied?

Die zusätzliche Leistung, die uns nächste Saison zur Verfügung steht, wird es ein bisschen kniffliger machen, besonders im Hinblick auf das Energie- und Reifenmanagement. Das Management der Hinterreifen wird schwieriger ausfallen. Deshalb müssen wir wahrscheinlich ein bisschen sanfter mit den Reifen umgehen. Gleiches gilt für die Energie, von der wir etwas mehr verlieren werden. Ich denke, dadurch müssen wir über das gesamte Rennen hinweg etwas präziser fahren.

In Saison 7 hat Mercedes beide WM-Titel gewonnen. Wie wollt ihr das noch toppen?

Es gibt immer Wege, um sich zu verbessern. Das Reglement bleibt stabil, aber als Rennteam suchen wir immer nach Verbesserungsmöglichkeiten. Egal, ob diese von den Fahrern oder dem Team stammen. Wir diskutieren oft neue Ideen miteinander, etwa ob sie vernünftig sind, ob wir zu viel Zeit damit verschwenden oder ob sie am Ende bessere Rundenzeiten bringen. Ja oder nein? Schlussendlich geht es genau darum.

Was ist das primäre Ziel bei diesen Optimierungen?

Wir möchten, dass die Ideen bessere Rundenzeiten ermöglichen. Das ist am wichtigsten für uns. In diesem Jahr kommt für uns die zusätzliche Herausforderung hinzu, dass wir nach Brackley umziehen. Dadurch gibt es einige Neuerungen, wie etwa einen neuen Simulator und viele Aufgaben, die wir bis zum Saisonstart erledigen müssen. Es gibt über den Winter viel zu tun, vielleicht sogar noch mehr als in der Vergangenheit. Warten wir ab, wie es sich nächste Saison entwickelt.

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