"Super gefährlich & nicht akzeptabel" - Buemi, Nato & Bird erklären kuriose Ursache für Formel-E-Massencrash in London
Svenja König
Das Samstagsrennen der Formel E in London war wortwörtlich eine Achterbahnfahrt für Sebastien Buemi. Nach Führung und Kollision mit Teamkollege Nick Cassidy in der ersten Rennhälfte geriet der Envision-Pilot später auch noch mit Norman Nato aneinander und verursachte mit dem Franzosen zusammen eine Massenkarambolage mit anschließender Rotphase. Wie es dazu kam, ist kurios. Der Unfallhergang und auch die Schuldfrage wurden nach dem Rennen kontrovers diskutiert.
Zur Ausgangssituation: Nach der ersten Rotphase - ausgelöst von Sacha Fenestraz - wurde das Rennen mit noch drei vollen Runden auf der Uhr wieder freigegeben. Zu diesem Zeitpunkt war Cassidy bereits ausgeschieden, Pascal Wehrlein mit Rene Rast aneinandergeraten, und der Porsche-Andretti-Disput hatte seinen Höhepunkt passiert. Sebastien Buemi hatte allerdings noch einen sechsminütigen Attack-Mode zu absolvieren.
"Das war ein großes Problem für uns", sagte der Schweizer nach dem Rennen im TV-Weltsignal. "Denn wir hatten nicht mehr genug Renndistanz, um den Attack-Mode vollständig zu nutzen." Braucht ein Fahrer die Zusatzleistung nicht vollständig auf, erhält er nach dem Rennen eine Strafe. Das wollte Envision im Kampf um die Teamwertung nicht riskieren. Also versuchte der Schweizer möglichst langsam zu fahren, wodurch vor allem die hinter ihm fahrenden Norman Nato und Sam Bird aufgehalten wurden.
Bird: "Er war etwa 9 bis 10 Sekunden langsamer als der Rest"
Die meisten Zuschauer:innen dürften sich während der Übertragung gefragt haben, warum Buemi plötzlich immer langsamer wurde und nicht mehr mit der Spitzengruppe Schritt hielt. "Er war etwa neun bis zehn Sekunden langsamer als der Rest", beschreibt Jaguar-Pilot Bird gegenüber e-Formel.de. "Das war super gefährlich und nicht akzeptabel." So kam es eigentlich wenig überraschend, dass Nato nur eine Minute später versuchte, den 37-Jährigen zu überholen.
"Wir sind Vollgas gefahren und hatten alle genug Energie. In Kurve 19 habe ich eine Möglichkeit gesehen zu überholen", beschreibt Nato den Unfallhergang. Die beiden fuhren nebeneinander in die vorletzte Kurve, verhakten sich allerdings ineinander und fuhren geradewegs in die Mauer. Bird, der hinter ihnen fuhr, verstopfte die ganze Kurve, sodass kein Auto mehr vorbei konnte. Die Rennleitung unterbrach das Rennen erneut mit roter Flagge.
Einige Minuten später wurde das Rennen in der Reihenfolge vor dem Unfall neu gestartet. Nach einer diskutablen Zeitstrafe gegen Antonio Felix da Costa beendete Buemi das Rennen auf Platz 3, Nato auf Position 4. Nach dem Rennen belegten die Stewards Nato - ebenfalls einigermaßen überraschend - mit einer 5-Sekunden-Zeitstrafe für das Verursachen einer Kollision. Buemi erhielt hingegen keine Strafe. Eine Entscheidung, die vor allem bei den Fahrern auf Unverständnis stieß.
We have a red flag here as a collision between Nato and Buemi causes a blockage at Turn 19.@Hankook_Sport #LondonEPrix pic.twitter.com/8WeXD2JrJQ
— ABB FIA Formula E World Championship (@FIAFormulaE) July 29, 2023
Nato: "Bin sehr überrascht & verstehe die Entscheidung nicht"
"Ich bin wirklich sehr überrascht und verstehe die Entscheidung nicht", sagt Nato gegenüber e-Formel.de. "Die Regeln besagen, dass man mit dem Frontflügel mindestens auf der Fahrzeughälfte des Gegner sein muss. Das war ich, und wir haben uns berührt, weil er keinen Platz gelassen hat. Ich war nicht mal 'under investigation', bevor die Strafe kam, und die Rennleitung hat uns die Entscheidung auch nicht erklärt."
Auch für Bird, der den Unfall direkt vor sich verfolgte, ist die Entscheidung nicht nachvollziehbar: "Normans Manöver war energisch und am Limit. Aber Sebs Verteidigung war über dem Limit. Man darf die Fahrtrichtung beim Bremsen nicht ändern. Es war nur eine kleine Veränderung, aber es war eine Veränderung." Darüber hinaus findet der Brite generell: "Wenn du eine rote Flagge verursacht, solltest du nicht einfach weitermachen und ein Podium feiern dürfen."
Auch wenn die Szene insbesondere durch den Massenstau zu den kuriosesten Rennunfällen der Formel-E-Saison 2023 gehörte - für Buemi und Envision war sie wohl eher ein zweitrangiges Ereignis neben dem Teamkollegen-Drama zwischen Buemi und Cassidy sowie dem Gewinn der Teammeisterschaft am Tag darauf.
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