Formel E in der Schweiz vor dem Aus? Organisator Swiss E-Prix AG meldet Konkurs an
Tobias Wirtz
Die nächste Hiobsbotschaft aus der Schweiz: Nachdem der Swiss E-Prix für die aktuelle Saison nicht in den Rennkalender der Formel E aufgenommen wurde, hat das Bezirksgericht in Zürich entschieden, den in Zahlungsschwierigkeiten geratenen lokalen Promoter im Zuge eines Insolvenzverfahrens zu liquidieren. Eine Rückkehr der Elektroserie in die Eidgenossenschaft wird somit voraussichtlich frühestens ab 2022 möglich - falls überhaupt.
Die Entwicklungen im Insolvenzverfahren bestätigte die "Swiss E-Prix Operations AG" am Mittwoch gegenüber 'e-Formel.de', nachdem am Dienstag die 'Berner Zeitung' online über die Entwicklungen berichtet hatte. Demnach seien bereits im Oktober Gläubiger des Unternehmens informiert worden, dass die Firma in Zahlungsverzug geraten sei. Wie ein Sprecher des Unternehmens bestätigte, wird die Firma gemäß einem Urteil vom 15. Januar 2020 im Rahmen eines Konkursverfahrens liquidiert.
Erst im Herbst hatten Gläubiger gegenüber der 'Berner Zeitung' angekündigt, dass sie sich nicht darauf einlassen würden, nur eine Teilzahlung zu erhalten. "Die Gesellschaft hat mit den Gläubigern keine einvernehmliche Lösung gefunden", schrieb die Swiss E-Prix Operations AG auf unsere Nachfrage. Es handle sich allerdings um ein laufendes Verfahren, welches man nicht weiter kommentieren könne.
Höhe der Schulden unklar
Offen ist, auf welche Höhe sich die offenen Forderungen der Gläubiger belaufen. Im Oktober war dem Bericht der 'BZ' zufolge noch von Verbindlichkeiten "im mittleren sechsstelligen Bereich" gesprochen worden. Das Blatt allein wisse jedoch von Forderungen in Höhe von mehr als einer Million Schweizer Franken.
Die Forderungen der Stadt Bern spielen hier offenbar keine Rolle: Die Schweizer Privatbank Julius Bär hatte dem Bericht zufolge eine Bankgarantie über 900.000 Schweizer Franken (umgerechnet etwa 840.000 Euro) abgegeben, die zur Deckung der tatsächlich angefallenen Kosten (rund 650.000 CHF bzw. 600.000 Euro) ausreichte. Man habe die Schweizer Rennen "mit namhaften Sponsoring-Beiträgen unterstützt" und sei "zusätzlich weit über (die) finanziellen Verpflichtungen hinausgegangen", so ein Sprecher von Julius Bär auf Anfrage der Zeitung. "Wir bedauern die Entwicklung außerordentlich."
Widersprüchliche Aussagen lassen Zweifel an der Glaubwürdigkeit aufkommen
Die Schuld an den finanziellen Problemen wurde den Teilnehmern bei einer Demonstration von Fahrradfahrern vor dem E-Prix auf der Strecke gegeben. Zwei Tage vor dem Rennen wurden Werbebanner abgerissen und Strom- sowie TV-Kabel durchtrennt. Der Schaden habe sich auf 400.000 Schweizer Franken (umgerechnet etwa 375.000 Euro) belaufen. Die bezifferte Schadenshöhe wird von dem Blatt jedoch angezweifelt, außerdem hätte eine Versicherung für diese Schäden aufkommen müssen.
Auf Nachfrage von 'e-Formel.de' wies ein Sprecher der Swiss E-Prix Operations AG diese Beschreibung allerdings als "falsch" zurück. Des Weiteren gaben die Organisatoren mehrfach an, dass eine Anzeige wegen Sachbeschädigung gestellt worden sei. Die Kantonspolizei Bern dementierte dies dem Zeitungsbericht zufolge jedoch.
Neue Firma soll E-Prix weiterhin möglich machen
Im Schweizer Handelsamtsblatt ist zudem am 21. Januar 2020 mit einem Stammkapital von 20.000 Schweizer Franken (umgerechnet etwa 18.700 Euro) eine neue Firma mit dem Namen "Swiss E-Prix GmbH" eingetragen worden. Der dabei hinterlegte Firmenzweck: "Die Gesellschaft bezweckt die Organisation und Durchführung des Swiss E-Prix in der Schweiz und/oder andere Veranstaltungen im Bereich der Elektromobilität."
Die drei Gesellschafter der neuen Firma sind Pascal D., bisheriger Chef der Swiss E-Prix Operations AG, außerdem Mediensprecher Stephan Oehen und Konstanze Grammatikos, eine weitere Mitarbeiterin des insolventen Unternehmens. Offensichtlich wollen die Organisatoren unmittelbar nach dem Konkurs ihres alten Unternehmens mit einer neuen Firma weitermachen.
"Es wurde eine Auffanggesellschaft gegründet, die mit ausgewählten Städten in engem Austausch steht", so die Auskunft der Swiss E-Prix Organisations AG in der 'Berner Zeitung'. Dieses Unternehmen ist jedoch offiziell Lizenzinhaber der Formel E für die Austragung von Rennen in der Schweiz bis zum Jahr 2027. Ob die Lizenz übertragen werden kann, ist derzeit unklar. Genauso wie die Antwort auf die Frage, ob es überhaupt eine dritte Auflage des Swiss E-Prix geben wird.
Foto: Lou Johnson / Spacesuit Media
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