Techeetah auf Investorensuche: Vergne & Felix da Costa sorgen sich um Formel-E-Zukunft
Tobias Bluhm
Turbulente Zeiten für das Formel-E-Team Techeetah: Der chinesische Rennstall, der in der Elektroserie seit Saison 5 den Werkseinsatz von DS Automobiles durchführt, steht laut übereinstimmenden Medienberichten vor einem möglichen Verkauf an neue Investoren. Die finanzielle Unsicherheit könnte auch Auswirkungen auf den Fahrermarkt der Saison 2021/22 haben.
Hinter den Kulissen suche das Team bereits seit mehreren Wochen nach einem neuen Hauptsponsor, berichtet unter anderem 'Autosport'. Auslöser für die finanzielle Neustrukturierung ist offenbar der Wunsch von Sheng Li, der Geschäftsführer des aktuellen Techeetah-Hauptinvestors SECA, die eigenen Anteile am Team zu verkaufen oder einen Co-Investor anzuwerben.
Der chinesische Rennstall trat der Formel E vor der Saison 2016/17 bei, zunächst für zwei Jahre als Kundenteam von Renault. Seit Ende 2018 führt Techeetah die Einsätze des Automobilherstellers DS durch. Der Konstrukteur aus der Stellantis-Gruppe hat bereits seine Formel-E-Teilnahme bis 2026 bestätigt, könnte die Gen3-Ära aber in der Theorie auch mit einem anderen Team bestreiten.
Durch den Erfolg der vergangenen Jahre - DS Techeetah gewann seit 2018 zwei Team- und drei Fahrertitel in der Formel E - gilt es als wahrscheinlich, dass SECA in naher Zukunft einen neuen Großinvestor findet. Sollte dies jedoch nicht gelingen, könnte die Formel-E-Zukunft der zwei aktuellen Techeetah-Fahrer Jean-Eric Vergne und Antonio Felix da Costa auf dem Spiel stehen.
Vergne: "Weiß nicht, ob es 2022 überhaupt noch ein Team gibt"
"Ich weiß nicht, was in der nahen Zukunft passiert oder ob es im nächsten Jahr überhaupt noch ein Team gibt", gesteht Vergne bei 'Autosport'. Der Franzose hielt einst mutmaßlich selbst Anteile am Techeetah-Team, steht inzwischen faktisch jedoch als Werksfahrer bei DS unter Vertrag. Ab 2022 wird er für die Stellantis-Konzernschwester Peugeot in der WEC antreten und unter anderem neben Kevin Magnussen und Paul di Resta die 24 Stunden von Le Mans bestreiten.
"Die Situation ist im Moment nicht einfach. Alle wollen weitermachen, wir sind eine fantastische Truppe, die hart arbeitet. Aber die Frage (über die Zukunft des Teams) müssen die Investoren beantworten", führt er aus. "Es ist sehr schwer, und wir wissen noch nicht, in welche Richtung es für uns geht."
IndyCar lockt Felix da Costa: "Falls es jemand richtig verkackt…"
Antonio Felix da Costa, der amtierende Meister der Formel E, empfindet die Situation als etwas weniger dramatisch. Dennoch warnt er: "Falls es jemand richtig verkackt, könnte es sein, dass ich im nächsten Jahr nicht mehr hier bin."
Erst kürzlich absolvierte er im Barber Motorsports Park einen Test für das IndyCar-Team Rahal Letterman Lanigan Racing (RLL). Es ist kein Geheimnis, dass sowohl Felix da Costa als auch der US-Rennstall großes Interesse daran haben, dem Portugiesen eines Tages auch einen Renneinsatz in der nordamerikanischen Serie zu ermöglichen.
Die Formel-E-Verpflichtung des 29-Jährigen endet nach der kommenden Saison 2021/22. Anschließend müsste sein Manager Tiago Monteiro einen neuen Deal aushandeln - entweder in der Formel E oder einer anderen Serie. Felix da Costa steht derzeit direkt bei Techeetah und nicht bei DS unter Vertrag. Die ungewisse Zukunft seines Arbeitgebers beschäftigt auch ihn: "Wenn ich die gesamte Geschichte erzählen würde, bräuchte ich eine Ewigkeit dafür und würde wahrscheinlich Probleme bekommen."
Felix da Costa weiter: "Die Qualität in der Formel E ist unglaublich, es macht einen Riesenspaß. Du fährst gegen Le-Mans-Sieger, DTM-Meister, Formel-E-Champions und ehemalige Formel-1-Fahrer. Mein Plan ist es, weiterhin in der Meisterschaft zu starten und ihr beim Wachstum und Erfolg zu helfen. Ich will ein Teil ihrer Nachhaltigkeitsbotschaft sein."
Ob Techeetah, und somit Vergne und Felix da Costa, langfristig in der Formel E bleibt, hängt also maßgeblich vom Erfolg bei der Suche nach einem neuen Großinvestor ab. Eine Entscheidung diesbezüglich könnte schon in wenigen Wochen fallen. Wir behalten das Thema selbstverständlich für dich im Auge.
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