Formel E

Technik: Das kann die Formel-E-Bremsanlage von Einheitslieferant Brembo

Timo Pape

Timo Pape

Der italienische Bremsenhersteller Brembo spielt derzeit eine wichtige Rolle in der Formel E. In den Saisons 5, 6 und 7 beliefert der Weltmarktführer aus dem italienischen Stezzano alle Teams der Elektroserie mit Bremsanlagen, einschließlich der Carbon-Bremsscheiben und -beläge. Dadurch ist die Formel E für Brembo zu einem mobilen Labor für die Entwicklung und Erprobung von Technologien für Elektroautos geworden - eine völlig neue Erfahrung für die Italiener.

Brembo stieg mit der Einführung des Gen2-Autos in die Elektro-Meisterschaft ein. Da die neuen Fahrzeuge der Formel E deutlich leistungsfähiger sind als jene der vergangenen Jahre, hat Brembo eine maßgeschneiderte Bremsanlage entwickelt, die auf vollständig elektrisch betriebene Fahrzeuge optimiert wurde.

Bei der Entwicklung der Formel-E-Bremsen hat Brembo zudem die für Rennsport-Bremsanlagen geltenden Anforderungen berücksichtigt: Sie müssen naturgemäß immer das bestmögliche Gleichgewicht zwischen Leistung, Sicherheit, Gewicht, Langlebigkeit, konstanter Effizienz und niedrigen Kosten bieten. Die Bremsscheiben sind aus Carbon gefertigt und wurden speziell für die Anforderungen an Elektroautos entwickelt. Die Maße der Bremsscheibe:

  • Vorne: Stärke 24 mm, Durchmesser 278 x 24 mm, 70 Belüftungslochbohrungen (Durchmesser der Einzelbohrung 6,2 mm)
  • Hinten: Stärke 20 mm, Durchmesser 263 x 20 mm, 90 Belüftungslochbohrungen (Durchmesser der Einzelbohrung 4,2 mm)

Die Bremsbeläge sind aus Carbon gefertigt, wobei die vorderen 18 mm und die hinteren 16 mm stark sind. Die Glocke besteht aus Aluminium mit Spulenträger. Bei der Pumpe handelt es sich um eine einstufige Tandempumpe, so als wären es zwei Pumpen in einer.

Ausreichende Steifigkeit trotz Gewichtseinsparungen

Der Monoblock-Bremssattel mit vier Kolben besteht aus einer oxidierten Aluminiumlegierung und wiegt hinten weniger als 1 kg (bei einem Kolbendurchmesser von 26 bis 28 mm) und vorne etwa 1,2 kg (bei einem Kolbendurchmesser von 30 bis 36 mm).

Beim Design des neuen Bremssattels ist Brembo bis an die Grenze des Machbaren gegangen: Er wurde in den weniger beanspruchten Bereichen deutlich leichter gemacht, um so die Gewichtsreduzierung zu maximieren, ohne jedoch die Steifigkeit zu beeinträchtigen. Dies hat zu einer "dynamischen und sportlich-ästhetischen" Erscheinung geführt, die laut Brembo dem Charakter der Gen2-Autos entsprechen soll.

Zu Beginn des Bremsvorgangs können die Bremsscheiben Temperaturen von 400 bis 500 Grad erreichen, wie Messungen von Brembo ergeben haben. Es werden jedoch auch Spitzenwerte von 800 Grad erzielt - eine echte "Feuerprobe" für den Serien-Ausrüster.

Brembo stattet demnach alle Autos der Formel E mit identischen Bremsanlagen aus, sprich: Bremsscheiben, Bremssättel, Bremsbeläge, Glocken und Tandempumpen. Was die Teams seit dieser Saison selbst entwickeln können, ist das eigene Brake-by-Wire-System und zugehörigen Nutzungsstrategien. Ab Saison 6 werden sich jedoch einzelne Teams mit Brembo zusammentun, um Synergien für das Brake-by-Wire-System zu schaffen.

Nach dem Einstieg in die Formel E vor einigen Monaten weitet Brembo sein Engagement im elektrischen Motorsport bereits aus. So beliefert das Unternehmen ab sofort auch die Motorräder der neuen Elektrorennserie "FIM Enel MotoE World Cup", kurz "MotoE". Alle 18 teilnehmenden "Ego Corsa" werden mit kompletten Bremsanlagen aus Italien bestückt. Das Debütrennen der ersten vollelektrischen Motorrad-Meisterschaft findet am kommenden Wochenende im Rahmen des deutschen MotoGP-Rennens auf dem Sachsenring statt.

Foto: Brembo

Zurück

0 Kommentare

Einen Kommentar schreiben

Was ist die Summe aus 6 und 5?
Advertisement