Formel E

Technik: Inverter als heimlicher Energiespeicher?

Tobias Bluhm

Tobias Bluhm

Es ist kein Geheimnis, dass im Motorsport die Teams alle Grauzonen des Reglements ausnutzen, um einen Vorteil gegenüber der Konkurrenz zu erlangen. In der Formel 1 führte das im vergangenen Jahrzehnt zu vielen Skandalen und cleveren Erfindungen wie beispielsweise den F-Duct oder den "Flatterflügel". Und auch in der Formel E gibt es wohl einen ersten Fall, bei dem die Teams eine Lücke im Regelwerk für die zweite Generation der Antriebsstränge ausnutzen könnten. Die Herzen der Technik-Geeks dürften nun bereits höher schlagen.

Bei der Regel-Lücke handelt es sich um einen Passus im technischen Reglement, der festlegt, dass die Batterie jedes Formel-E-Renners maximal 28 kWh an Energie-Output an den Motor liefern darf. Um dies sicherzustellen, soll die FIA einen Sensor zwischen Batterie und Inverter anbringen, der die Ausgabe der Power und die beim Bremsen rekuperierte Energie überwacht. Er soll Unregelmäßigkeiten an die Rennleitung melden.

Damit der Motor den benötigten Wechselstrom bekommt, muss der aus der Batterie kommende Gleichstrom zuerst umgewandelt werden. Dies geschieht im sogenannten Inverter, einer kleinen Komponente des Antriebs. Um zu funktionieren, speichert der Inverter kurzzeitig die Energie, während der Strom umgewandelt wird.

Normalerweise ist dieser Energiespeicher gerade groß genug, dass der Umwandlungsprozess stattfinden kann. Vergrößert man die Komponenten jedoch, erlaubt dies größere Mengen an Energie, die man im Inverter speichern kann.

"Zweitbatterie" wie ERS einsetzbar

Beim Rekuperieren von Bremsenergie könnte der "Super-Kondensator" einen enormen Vorteil bringen. Schließlich kann man zusätzlich zu den erlaubten 28 kWh Output der Batterie einige Kilowattstunden Extra-Inverter-Power speichern und abrufen - von den FIA-Datensensoren, die zwischen Batterie und Inverter liegen, unbemerkt. Diese würden, ähnlich wie beim ERS-System in der Formel 1 und WEC, automatisch beim Beschleunigen an den Motor ausgegeben. Für den Inverter-Speicher sind weder Menge noch Speicherzeit der Energie festgeschrieben.

Die "Superzellen" hätten zahlreiche Vorteile. Nicht nur würden sie den Fahrern erlauben, die Output-Obergrenze "heimlich" zu überschreiten und damit einen Vorteil auf Qualifying-Runden oder kurzen Strecken im Rennen zu erlangen. Vielmehr würde dies quasi grenzenlose Rekuperation von Bremsenergie bedeuten. Auch kann die "Zweitbatterie" im Inverter das Hauptbatterie-System (RESS) entlasten. Dieses ist dafür bekannt, unter Extrembedingungen schnell zu überhitzen.

Ob eines der Teams diese Regellücke ausnutzt, weiß niemand. Das System einzubauen, wäre eine riesige technologische Herausforderung. Doch sollte es funktionieren, bedeutete dies riesige Performance-Vorteile.

Zurück

0 Kommentare

Einen Kommentar schreiben

Bitte addieren Sie 3 und 1.
Advertisement