Formel E

Technisches & optisches Update für Formel-E-Gen3EVO geplant: "Großer Unterschied zum aktuellen Design"

Tobias Wirtz

Tobias Wirtz

Die Formel-E-Autos der dritten Generation werden in der zweiten Hälfte ihrer vierjährigen Dienstzeit technisch wie optisch eine umfangreiche Überarbeitung erhalten. Neben einem aktivierten Frontmotor ist ab 2025 auch eine Anpassung der Karosserie geplant, um mehr Werbeflächen für Sponsoren zur Verfügung zu haben und womöglich die Aerodynamik zu verbessern. Auch Hankook bereitet sich darauf vor, neue Reifen für die elfte Saison zu entwickeln.

Seit rund einem halben Jahr steht Dieter Gass als Sportlicher und Technischer Berater im Dienst der Formel E. Die Aufgabe des früheren Audi-Sportchefs ist es, gemeinsam mit Teams, Herstellern, Promotern und der Formel E selbst an der technischen und sportlichen Weiterentwicklung der Serie zu arbeiten. Das erste Projekt des 60-Jährigen ist dabei die Einführung eines Updates für die Gen3-Fahrzeuge, das ab der Formel-E-Weltmeisterschaft 2025 zum Einsatz kommen soll.

"Wir wollen das Auto grundsätzlich so belassen, wie es ist", beschreibt Gass bei The Race. "Ich denke, wir hatten dieses Jahr einige ziemlich spektakuläre Rennen mit dem Gen3-Auto. Wenn man das beibehalten kann, ist es schon mal sehr gut. Das ist genau das Ziel, das wir verfolgen."

Dennoch ist auch Gass der Meinung, dass die Formel E "das Zuschauererlebnis ausbauen soll, das sich aus der reinen Geschwindigkeit der Autos ergibt. Nicht nur aus den Kämpfen und den Positionswechseln und solchen Dingen." In der vergangenen Saison gab es zwar einige Rennen, bei denen es teilweise mehrere hundert Positionswechsel gab. Diese wurde jedoch als "unecht" kritisiert, da sich Fahrer absichtlich zurückfallen ließen, um im Windschatten des Vordermannes Energie zu sparen.

Die Pace der Fahrzeuge soll durch die Aktivierung des Frontmotors gesteigert werden. Dabei handelt es sich um ein Einheitsbauteil der Firma Atieva mit einer Maximalleistung von 250 kW, das derzeit noch ausschließlich zur Rekuperation verwendet werden darf. Ab 2025 sollen die Gen3-Boliden mit Allradantrieb fahren, zumindest in bestimmten Teilen des Rennens.

Allradantrieb bei Rennstart, Attack-Mode & Qualifying

"Der Einsatz des Frontmotors wird natürlich begrenzt sein", erklärt Gass. "Geplant ist der Start, dazu höchstwahrscheinlich im Attack-Mode und auch im Qualifying. Das sind momentan die Abschnitte, bei denen man die Pace des Autos sehen und nutzen kann."

Es ist anzunehmen, dass gleichzeitig auch die Maximalleistung, die von der Batterie abgerufen werden darf, auf mindestens 400 kW erhöht wird. Ähnlich war die Formel E bereits beim Prototypen "GENBETA" vorgegangen, als für den Indoor-Geschwindigkeitsrekord in London der Frontmotor des Gen3-Democars mit einer Leistung von 50 kW freigeschaltet wurde.

Gleichzeitig soll es auch ein optisches Facelift geben, ähnlich wie die Rennserie dies beim "Gen2 EVO" geplant hatte. Dies wurde 2020 aufgrund der Coronavirus-Pandemie jedoch aus Kostengründen wieder eingestampft. Unter anderem soll es größere Flächen für Sponsorenlogos geben, nachdem sich die Hersteller und Teams aus kommerziellen Gründen für eine solche Anpassung ausgesprochen haben. Den Herstellern und Team sollen nach Informationen von e-Formel.de auch schon erste Renderings gezeigt worden sein.

"Das ist immer eine sehr subjektive Sache", beschreibt Gass die geplanten Änderungen an der Karosserie, ohne dabei auf Details einzugehen. "Man sieht einen wirklich großen Unterschied zum aktuellen Design. Ich muss sagen, dass sie dabei gute Arbeit geleistet haben."

Neue Reifenspezifikation von Hankook geplant

Neben den Anpassungen an der Optik und der Aktivierung des Frontmotors wird auch eine Änderung bei den Reifen immer wahrscheinlicher. "Beim Indoor-Geschwindigkeitsrekord in London verwendete die Formel E einen Spezialreifen, der jedoch laut Hankook-Motorsportchef Manfred Sandbichler nicht für den Einsatz in der Saison geeignet sei. "Das war ein Reifen, der speziell für diesen Rekord entwickelt wurde", beschreibt er bei The Race.

"Das bedeutet, dass wir uns nicht um nasse Bedingungen gekümmert haben, sondern voll und ganz um die Leistung im Trockenen. Wir brauchten Grip, einen geringen Rollwiderstand und eine extrem schnelle Aufheizung des Reifens. Das ist nichts, was wir auf einen normalen Rennreifen für die gesamte Saison und Meisterschaft übertragen können."

Sämtliche Anpassungen sind jedoch erst für die elfte Formel-E-Saison geplant, die voraussichtlich Anfang 2025 beginnen wird. Vorher steht noch die zehnte Saison mit dem aktuellen Auto an, die im Januar 2024 in Mexiko-Stadt beginnen wird. Ende Oktober finden außerdem noch die Vorsaison-Testfahrten in Valencia statt.

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