Formel E

Ticktum-Crash reißt 4 Fahrer aus dem Rennen - Vandoorne: "Hat entschieden, mich in die Mauer zu drängen"

Tobias Wirtz

Tobias Wirtz

Stoffel-Vandoorne-Helmet-2023

Nach der Kollision mit Jake Dennis in Sao Paulo wurde Nio-333-Pilot Dan Ticktum auch beim Formel-E-Rennen in Berlin in einen Unfall verwickelt. Während der Brite den Zwischenfall als Rennunfall sah, war nicht nur Unfallgegner Stoffel Vandoorne anderer Meinung.

In der 19. Runde des Samstagsrennens beim Berlin E-Prix kam es im Kampf um die zehnte Position zu einem folgenschweren Crash zwischen Stoffel Vandoorne und Daniel Ticktum. Antonio Felix da Costa schob sich zunächst in der ersten Kurve innen an Ticktum vorbei und brachte Ticktum damit aus dem Tritt. Auch Vandoorne stach in die Lücke und setzte sich vor Kurve 2 neben den Briten.

In der folgenden Doppelrechtskurve hielt der Belgier auf der Außenseite dagegen, dann ging im zwischen der Mauer links und dem Nio 333 der Platz aus. Die Fahrzeuge berührten sich.

Beide Piloten schlugen in die Mauer ein und beschädigten ihre Autos. Anschließend wurden auch noch Jake Hughes und Norman Nato in den Crash verwickelt. Lediglich Nato konnte das Rennen im Anschluss fortsetzen.

Die Rennkommissare entschieden nach dem Studium der Videoaufnahmen, Ticktum die alleinige Schuld an dem Unfall zu geben. Der Brite muss in der Startaufstellung des Sonntagsrennens in Berlin um fünf Positionen nach hinten. Außerdem erhält er zwei Strafpunkte. Bereits vor dem Rennen war Ticktum der aktive Pilot mit den meisten Strafpunkten in der Elektrorennserie gewesen.

"Er hat sich in eine sehr verwundbare Position gebracht"

"Ich denke, es war riskant", beschreibt Dan Ticktum an unserem Mikrofon den Versuch von Vandoorne, auf der Außenbahn neben ihm zu bleiben. "Die Autos sind unglaublich schwer zu fahren und haben keine Traktionskontrolle. Ich hatte einen kleinen Rutscher und habe ihn erwischt. Ich denke, es ist eher ein Rennunfall."

"Aber die Stewards scheinen das nicht so zu sehen", sagt Ticktum weiter. "Ich kann nicht mehr dazu sagen, weil ich mich sonst noch mehr in Schwierigkeiten bringe. Das, was ich in Sao Paulo getan habe, hat eine Strafe verdient. Das war eine krasse Fehleinschätzung."

"Aber das hier, ich weiß nicht", zweifelt er. "Ich bin auf der Ideallinie gefahren, und er hat sich in eine sehr verwundbare Position gebracht. Er hat das vorher sogar schon in ein paar Runden gemacht. Es ist für mich einfach nur ein Rennunfall."

Vandoorne: "Weiß ja, mit wem ich es zu tun habe"

Stoffel Vandoorne sieht die Situation komplett anders. Auf Nachfrage von 'e-Formel.de' erklärt er: "Ich war auf gleicher Höhe. Er wusste, dass ich da bin, und hat dann entschieden, keinen Platz zu lassen und mich in die Mauer zu drängen. Damit waren unsere beiden Rennen beendet."

"Er hat sich nicht entschuldigt", so der amtierende Champion weiter. "Das erwarte ich auch nicht von ihm. Es ist in Ordnung. Ich weiß ja, mit wem ich es zu tun habe und muss das nicht weiter kommentieren."

Auch Jake Hughes, der in Mitleidenschaft gezogen wurde, schimpft an unserem Mikrofon: "Der Unfall vor mir, in den ich verwickelt wurde, war ein Witz. Damit war mein Rennen vorbei. Ich sah, wie die beiden auf der linken Seite der Strecke fuhren und kollidiert sind. Ich bin dann nach rechts gefahren."

"Aber die Autos fuhren auch beide nach rechts, weil sie beschädigt waren", erklärt Hughes weiter. "Die Türe hat sich damit geschlossen. Ich bin voll in die Eisen gegangen und hätte den Crash wohl auch verhindern können, aber Norman (Nato) ist mir ins Heck geprallt. Dabei ist die Heckpartie des Autos leider beschädigt worden."

Nato: "Ich konnte nirgendwo mehr hin"

"Ich fuhr ein Auto hinter Jake (Hughes), daher habe ich nicht gesehen, was passiert ist", sagt Norman Nato auf Nachfrage von 'e-Formel.de'. "Ich wurde einfach nur in diesen Unfall verwickelt. Was ich weiß, ist, dass sie die Mauer berührt haben und auf die Strecke zurückkamen. Jake ist dann auf die Innenseite ausgewichen, und ich konnte nirgendwo mehr hin. Das war echt Pech."

"Ich habe mir den Frontflügel beschädigt", beschreibt der Nissan-Pilot die Schäden an seinem Boliden. "Beim Rest bin ich nicht sicher, aber auf jeden Fall stand das Lenkrad nach dem Unfall schief. Ich habe zwar noch gebremst, aber durch den Aufprall habe ich von 40 oder 50 km/h auf 0 verzögert. Außerdem habe ich rechts die Mauer berührt. Daher bin ich an die Box gefahren."

"Wir haben die Nase gewechselt, und da ich nichts zu verlieren hatte, bin ich nochmal rausgefahren", erklärt der Franzose. "Ich tat, was ich konnte, und wir konnten wenigstens das Rennen beenden und wichtige Daten für morgen sammeln. Aber es war sehr unglücklich, weil es beim Energiemanagement ganz gut aussah. Wir hatten heute nicht die Pace, um um die vorderen Plätze mitzukämpfen, aber Punkte waren möglich."

Am Sonntag haben alle vier Fahrer erneut die Gelegenheit, um Punkte zu kämpfen. Dann steht der zweite Lauf des "Double-Headers" in Berlin an - Saisonhalbzeit.

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