Formel E

Titelentscheidung vertagt: Jean-Eric Vergne bezeichnet Strafe von Zürich als "Schande"

Tobias Wirtz

Tobias Wirtz

Die Meisterschaft in der Formel E ist nach dem Zürich E-Prix wieder vollkommen offen. Statt den Titel bei der Schweizer Rennpremiere zu sichern, musste der Gesamtführende mehrere Rückschläge hinnehmen und reiste am Ende mit einem Pünktchen für Platz 10 aus Zürich ab. Gleichzeitig konnte Titelrivale Sam Bird mit Platz 2 ganze 17 Punkte auf den Franzosen aufholen. Vor dem Finale in New York muss "JEV" somit noch mal richtig zittern...

Schon in der Qualifikation lief es nicht rund für den Franzosen: "Das Qualifying heute war ein Mysterium für mich. Ich hatte das Gefühl, das beste Auto zu haben, das ich je in der Formel E gefahren bin - und trotzdem waren wir die Langsamsten. Wir werden uns das anschauen und das Problem lösen", sagt Vergne.

Im Rennen hatte er eigentlich die Pace, um ganz vorne mitzufahren, doch das Schicksal machte ihm gleich zweimal einen Strich durch die Rechnung. Zunächst verlor Vergne mehrere Positionen beim Boxenstopp, dann sprach die Rennleitung eine Durchfahrtsstrafe gegen ihn aus, weil er während der Full-Course-Yellow-Phase zu schnell unterwegs gewesen war. Ironischerweise hatte Vergne die FCY-Phase durch seinen Zweikampf, bei dem er Felix Rosenqvist in die Streckenbegrenzung abdrängte, selbst mit herbeigeführt.

"Meine Rennpace war überragend, und ich konnte einige Fahrer zwei, drei Mal überholen. Es ist jedoch eine Schande, dass wir eine Strafe erhalten haben", schimpft Vergne. "Und durch einen Fehler beim Boxenstopp, als das Fahrzeug nicht in Gang kam, habe ich weitere sechs bis sieben Sekunden verloren. Ich hätte heute ohne diese Probleme den zweiten Platz erreichen können, was ideal gewesen wäre."

Der Franzose gibt sich vor dem Finale am "Big Apple" kämpferisch: "Jetzt fechten wir den Titel in New York aus. Wir werden aus unseren Fehlern des Wochenendes lernen und viel stärker zurückkommen. Wir gehen positiv an das letzte Rennwochenende der vierten Saison heran, und ich bin hungrig auf einen Erfolg in New York."

Andre Lotterer enttäuscht über Platz 4

Teamkollege Andre Lotterer schnitt mit Platz 4 deutlich besser ab, obwohl auch er eine Durchfahrtsstrafe hinnehmen musste. Er lieferte bereits im Qualifying eine herausragende Leistung ab und stellte seinen Techeetah in die erste Startreihe. Vergne war von Platz 17 ins Rennen gegangen.

Während Lotterer um die Spitze kämpfte, näherte sich Vergne von hinten mit Riesenschritten: In den ersten neun Runden überholte er sieben Konkurrenten. Lotterer wehrte sich eine Weile lang gegen den späteren Sieger Lucas di Grassi, musste den Audi-Piloten aber ziehen lassen. Durch die Strafe - auch er war zu schnell unter FCY - rutschte der Deutsche noch auf Rang 4 ab. Zusätzlich zu den zwölf Punkten für seine Position erhielt Lotterer den Bonuspunkt für die schnellste Rennrunde.

"Ich bin enttäuscht, hier nicht auf dem Podium zu sein", sagt Lotterer. "Ich habe mich sehr gut im Auto gefühlt und hatte einige sehr spannende Kämpfe um den Sieg. Nach den Boxenstopps hatten wir alle Möglichkeiten nach vorne, bis wir leider die Strafen bekamen. Ich glaube, es war heute einfach nicht unser Tag. Trotzdem habe ich mich im Cockpit topfit gefühlt und die schnellste Runde geholt. Platz 4 bedeutet mehr Punkte für das Team, und jeder einzelne Punkt ist in dieser Phase der Meisterschaft entscheidend, wo nur noch zwei Rennen zu fahren sind."

Teamchef Mark Preston sagt: "Heute war ein Rennen mit gemischten Gefühlen für uns. Unsere Fahrer sind gut gefahren und haben viele Positionen gutgemacht beziehungsweise sich verteidigt. Jean-Eric hatte heute eine unglaubliche Rennpace und überholte mehr als zehn Fahrzeuge in einem einzigen Rennen. Von Platz 17 noch auf Platz 10 vorzufahren, obwohl er ein Problem beim Fahrzeugwechsel hatte und eine Durchfahrtsstrafe bekam, zeugt von seiner unglaublichen Fahrzeugbeherrschung. Wir gehen jetzt nach New York City und werden sicherstellen, dass wir aus den Fehlern, die wir heute gemacht haben, für zukünftige Rennen lernen werden."

Techeetah führt in der Teamwertung mit 33 Punkten Vorsprung und hat gute Chancen auf den Titel. Jean-Eric Vergne sammelte in der Fahrerwertung bislang 163 Punkte, sein Vorsprung auf Bird beträgt 23 Punkte. 58 Zähler sind beim "Double-Header" von New York noch zu vergeben - es ist also noch alles möglich. Andre Lotterer liegt mit 56 Punkten auf dem achten Gesamtrang und untermauert weiter eine starke Rookie-Saison in der Formel E.

Foto: RJod Photography für e-Formel.de

Zurück

0 Kommentare

Einen Kommentar schreiben

Bitte addieren Sie 3 und 4.
Advertisement