Formel E

Todt schließt elektrische Formel 1 aus: "Wird Jahrzehnte dauern, bis das passiert - falls überhaupt"

Tobias Bluhm

Tobias Bluhm

Während die Formel E immer mehr Automobilhersteller anzieht und ab Ende 2020 sogar zur FIA-Weltmeisterschaft wird, setzt die Formel 1 vorerst weiter auf Verbrennungsmotoren. In die Debatte um eine mögliche elektrische Zukunft der F1 hakt sich nun auch FIA-Präsident Jean Todt ein.

Der Franzose will in absehbarer Zukunft auf die derzeit in der Formel 1 genutzten Hybridmotoren vertrauen. Die "Königsklasse" fährt seit 2014 mit V6-Turbo-Aggregaten, die über das Energierückgewinnungssystem ERS zum Teil mit elektrischer Leistung angetrieben werden. "Das ist das Einzige, was man sich momentan in der F1 vorstellen kann", sagt Todt den Medien des 'Motorsport Network'.

"Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Formel E die Formel 1 ersetzt. 300 Kilometer? Es gibt kein einziges elektrisches Fahrzeug, das heutzutage 300 Kilometer bei F1-Tempo zurücklegen kann. Das wird Jahrzehnte dauern, bis das passiert - falls überhaupt. Heute sind Hybridmotoren die richtige Wahl. Der nächste Schritt wäre es dann zu sehen, wie wir grüneren Kraftstoff einsetzen können."

Todt widerspricht damit den Aussagen von Formel-1-Technikchef Ross Brawn, der im vergangenen Jahr die Idee einer elektrischen Formel 1 in den Raum stellte. Zuletzt schlug zudem Jean-Eric Vergne eine Kombination beider Serien vor. Vorerst wird die Formel E aber ohnehin die einzige elektrische Formelmeisterschaft im FIA-Portfolio bleiben. Schließlich besitzt sie für die nächsten 25 Jahre eine Exklusiv-Lizenz für elektrische Rennserien unter dem Schirm des Automobil-Dachverbandes.

Mercedes-Motorenchef plädiert für Bio-Sprit

Todt erhält für seine Idee Unterstützung von Mercedes' Formel-1-Motorenchef Andy Cowell. "Es kommt auf die Technologie der Energiespeicherung an", antwortet der Brite. "Wenn das Lithium-Ionen sind, dann ist sein (Todts) zeitlicher Rahmen wohl korrekt." Die Formel E, die Lithium-Ionen-Batterien einsetzt, spielt für den 50-Jährigen also offenbar keine Rolle. "Wasserstoff wäre heutzutage eine machbare Lösung, aber dadurch hätten wir schwerere und klobigere Autos. Damit würden wir vielleicht den F1-Aspekt verlieren."

"Wir unternehmen schon für 2021 wichtige Schritte, indem wir 10 Prozent nachhaltigen Kraftstoff nutzen. Mit der nächsten Antriebsstrang-Generation könnten es schon 100 Prozent sein, wenn wir zum Beispiel das viele Kohlenstoffdioxid in der Atmosphäre in einen flüssigen Kraftstoff auf Basis von Kohlenwasserstoff umwandeln. Oder flüssige Kraftstoffe mit einem zu 60 Prozent thermisch effizienten Motor. In zehn bis 20 Jahren wird es nicht mehr um reine Verbrennungsmotoren gehen, sondern um petrochemische Firmen, die CO2 einfangen und so weiter."

Hybrid-Aggregate vorerst das Maß der Dinge

Auch der Formel-1-Vorsitzende Chase Carey ist ein Verfechter der Hybrid-Motoren. "Elektrofahrzeuge werden ein Teil der Lösung sein", sagt er. "Aber auch sie haben ihre Probleme, ob es die Wirtschaftlichkeit oder die Batterien sind. Da gibt es noch einige Hürden. Hybrid-Motoren sind vielleicht die wichtigsten Komponenten, wenn es darum geht, die Probleme mit Milliarden Verbrenner-Autos auf den Straßen anzugehen. Wir wollen ihnen mit Kraftstoffen, Technologien und der Energierückgewinnung den nötigen Platz geben."

Carey kündigte kürzlich an, dass die Formel 1 ihre Rennen bis zum Jahr 2030 vollkommen klimaneutral ausrichten werde. Ob ihm der ambitionierte Plan mit Hybrid-Fahrzeugen gelingen wird, bleibt abzuwarten. Kritiker befürchten zudem, dass die F1 mit ihrer ablehnenden Haltung gegenüber der Elektromobilität schon bald ihre Relevanz für Automobilhersteller verlieren könnte. Ob es soweit kommt, bleibt abzuwarten…

Foto: Shivraj Gohil / Spacesuit Media

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