Formel E

TV: ARD erwägt Formel-E-Übertragung anstelle von DTM

Timo Pape

Timo Pape

Das Erste Deutsche Fernsehen spielt mit dem Gedanken, sich die Übertragungsrechte an der Formel E zu sichern. Das hat 'e-Formel.de' im Rahmen des Berlin ePrix aus drei unterschiedlichen Quellen erfahren. Hintergrund der Überlegungen: Die ARD wägt derzeit ab, ob sie künftig noch auf die DTM setzen soll, denn der Vertrag zwischen TV-Sender und Rennserie läuft nach unseren Informationen am Ende der aktuellen Saison, also mit dem Finale von Hockenheim am 15. Oktober, aus. Die ARD selbst wollte auf Anfrage von 'e-Formel.de' nicht zu dem Thema Stellung nehmen. Die folgenden Informationen sind somit nicht offiziell bestätigt, wurden uns aber übereinstimmend zugetragen.

Schon seit längerem kursieren immer wieder Gerüchte, dass sich ARD und DTM nicht wirklich grün seien. Nicht zuletzt wegen zahlreicher politischer Rangeleien hinter den Kulissen könnte das Erste Deutsche Fernsehen nun womöglich die Reißleine ziehen. Die aktuelle Vorverlegung des Norisring-Rennens gießt weiteres Öl ins Feuer - auch zwischen Herstellern und ARD. Hinzu kommt, dass der Sender für die Übertragung der Rennen erhebliche Summen an die DTM zahlt.

Wie es heißt, steht der Motorsport als solcher im Nachmittagsprogramm der ARD aber nicht auf der Kippe. Denn auch wenn die Formel 1 bezüglich Einschaltquoten in einer anderen Liga spielt, können sich die Zuschauerzahlen der DTM immer noch sehen lassen. Aus diesem Grund spielen momentan drei bis vier alternative Rennserien eine Rolle in den Gedanken der Programmplaner - unter anderem eben die Formel E. Die ARD soll in Richtung Elektroserie tendieren, zumal von den anderen zwei bis drei realistischen Kandidaten aktuell eigentlich nur eine trendet, aber längst nicht so zukunftsorientiert ist wie die Formel E.

Ringen mit Shareholder Discovery?

Seit Beginn der zweiten Saison im Herbst 2015 hält der US-Konzern Discovery Communications die Live-Übertragungsrechte für die Formel E in Deutschland. Zum Konzern zählen sowohl die Sender Eurosport als auch DMAX, wo die Formel E zuletzt lief. Sollte die ARD tatsächlich Interesse anmelden, könnte es teuer werden, denn Discovery räumt der Formel E weltweit einen hohen Stellenwert ein und ist sogar Anteilseigner der elektrischen FIA-Meisterschaft.

Fast schon ironisch: Die Olympischen Spiele laufen ab dem kommenden Jahr nicht mehr bei ARD und ZDF, sondern bei Eurosport und anderen Sendern des Discovery-Konzerns. Das dadurch eingesparte Geld - eine horrende Summe - könnte die ARD nun dazu nutzen, dem US-Giganten die Live-Rechte an der Formel E abzuluchsen.

Zunächst einmal hängt jedoch alles davon ab, ob das Erste den TV-Vertrag mit der DTM verlängern wird oder nicht. Eine Entscheidung hierzu könnte nach unseren Informationen schon im Juli fallen, also relativ schnell nach dem DTM-Lauf am Norisring, der am kommenden Wochenende stattfindet.

Kommentar von Timo Pape

Ich schaue mir durchaus immer wieder mal ein DTM-Rennen an und will der Serie gar nichts absprechen, aber zeitgemäß geht in meinen Augen anders. Die DTM ist eine reine Marketingserie, die den Herstellern keine Erkenntnisse für die Serienentwicklung bringt, sondern stattdessen relativ teuer ist. Und selbst in Sachen Vermarktung eignet sich die grünere, wirtschafts- und gesellschaftsrelevantere Formel E für Unternehmen besser. Trotzdem hat die DTM viele Fans und bietet eine tolle Show, die auch weiterhin eine Plattform braucht.

Allerdings sollte die ARD meiner Meinung nach ein Zeichen setzen und mit der Zeit gehen. Sicher ist auch in der Formel E nicht alles so grün, wie es von der Serie verbal angepinselt wird. Nichtsdestotrotz promotet sie grundsätzlich die richtigen Werte für die Gesellschaft. Zudem steht sie der DTM in Sachen Show in nichts nach. Es gibt eben keine lauten Motoren, aber die wird es in ein paar Jahren auch auf der Straße nicht mehr geben. Und so sehr mir ein Zwölfzylinder auch heute noch Gänsehaut bereitet, so egal ist mir der Sound im Rennsport.

Wir haben schon vor einigen Monaten spekuliert, ob die DTM irgendwann der Formel E weichen wird, schließlich engagieren sich Audi und BMW mittlerweile (in verschiedenem Maße) auch in der Elektroserie. Mercedes könnte ebenfalls 2018 kommen. Ich gehe davon aus, dass der große deutsche Dreikampf künftig elektrisch ausgetragen wird. Dafür muss es eine passende Plattform geben, die in meinen Augen nur die ARD sein kann. Die Formel-E-Reportage während des Berlin ePrix im Ersten könnte eine Art Testlauf gewesen sein, wie die neue Serie im TV ankommt.

Sollte die Formel E am Ende tatsächlich den Zuschlag in der ARD bekommen, könnte es fast ohne Pause weitergehen: Nach dem DTM-Finale im Oktober hätte der Sender noch anderthalb Monate Zeit, um sich auf den Start der vierten Formel-E-Saison am 2. Dezember in Hongkong vorzubereiten. Vorteil: Die ARD hätte auch über den Winter hinweg Motorsport im Programm - wenngleich sich die Off-Season natürlich nur verschiebt auf August bis November. Wenn also Formel E, dann aber bitte auch im Live-Stream - wie in der DTM eben.

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