Formel E

Übersicht: Alle Fahrer & Teams der neuen Formel-E-Saison 2021 im Talent- & Formcheck

Timo Pape

Timo Pape

Formel-E-Fahrerfeld-Saison-2021

"Ich bin zuversichtlich, dass wir sicherlich ein starkes Fahrer-Line-up haben, aber es gibt wohl auch keine schwachen Fahrerpaarungen in der Formel E", meint Mercedes-Pilot Stoffel Vandoorne, als wir ihn am Donnerstagmittag auf die Wettbewerbsfähigkeit seines Teams ansprechen. Tatsächlich ist das durchschnittliche Fahrerlevel in der Formel E extrem hoch - manche Piloten nannten es in den vergangenen Jahren gar das stärkste im gesamten Motorsport. Doch wie gut sind die Teams in der neuen Saison 2021 wirklich aufgestellt?

Wir haben einen Blick auf die Fahrerpaarungen aller zwölf Rennställe geworfen und jeden Fahrer auf einer Skala von 1 bis 10 bewertet (10 = Optimum). So konnten wir einen Teamdurchschnitt berechnen und eine Rangfolge erstellen, die auf den subjektiven Bewertungen der e-Formel.de Redakteure Tobias Bluhm, Tobias Wirtz und Timo Pape basiert. Aspekte bei der Bewertung waren unter anderem die Pace auf eine Runde, die Stärke im Rennen (Umgang mit Druck, Energiemanagement etc.) und Konstanz. Am besten sind aus unserer Sicht das Meisterteam DS Techeetah sowie Jaguar Racing aufgestellt.

DS Techeetah | Note: 9,7

Drei Fahrermeisterschaften in den vergangenen drei Jahren - diese Bilanz spricht für sich. Felix da Costa (Note 10,0) feierte in der vergangenen Saison seinen ersten Titel in der Formel E und schlug seinen Teamkollegen Jean-Eric Vergne (9,3) deutlich. Nichtsdestotrotz hat Vergne in den beiden Jahren zuvor bewiesen, dass er ein wahrer Champion ist und alle nötigen Qualitäten mitbringt. Findet er seine Konstanz wieder, ist DS Techeetah in Sachen Fahrer-Line-up kaum zu schlagen.

Jaguar Racing | Note: 9,7

Auf die gleiche Note kommt Jaguar Racing. Mitch Evans (Note: 10,0) verfügt über extrem viel Erfahrung - nicht nur in der Formel E, sondern insbesondere bei Jaguar. In Mexiko 2020 zeigte er eine dominante Performance und kämpfte lange um den Titel mit, hatte beim Saisonabschluss in Berlin jedoch viel Pech. Wenn er noch etwas konstanter wird, hat er das Zeug zum künftigen Champion. Sein neuer Teamkollege Sam Bird (9,3) wird jedoch die Messlatte sein. Als einziger Fahrer siegte der Routinier bislang in jeder Saison. Mit dem stärksten Line-up der Teamgeschichte sollte Jaguar um den ersten Formel-E-WM-Titel mitkämpfen können.

Mercedes-EQ | Note: 9,3

Stoffel Vandoorne (9,7) schloss seine zweite Formel-E-Saison im August mit seinem ersten E-Prix-Sieg als Vizemeister ab. Von ihm ist 2021 einiges zu erwarten - sofern er konstanter wird und weniger Fehler macht. Er harmoniert zudem sehr gut mit seinem Teamkollegen Nyck de Vries (9,0), der eine beeindruckende Rookie-Saison zeigte. Vom Speed her ist der Niederländer durchaus auf einem Niveau mit Vandoorne und deklassierte im 1. Freien Training am Donnerstag bereits sämtliche Konkurrenten. Allein die Konstanz fehlte bislang. "Wir haben in Berlin einen Doppelsieg gefeiert und haben gezeigt, dass wir gut zusammen funktionieren, aber es gibt nicht nur uns…", so Vandoorne.

TAG Heuer Porsche | Note: 8,7

Porsche ließ in seiner Debütsaison 2019/20 bereits sein Potenzial aufblitzen. Andre Lotterer (9,0) holte zwei Pokale, war jedoch über weite Strecken als Einzelkämpfer unterwegs. Er hat häufig bewiesen, wie schnell er sowohl im Qualifying als auch im Rennen sein kann - nur ein Sieg fehlt ihm noch immer. Teamneuling Pascal Wehrlein (8,3) wird Porsche nach vorn bringen, denn auch der Deutsche ist bekannt für seine Pace in der Formel E. Wenn er künftig etwas besser mit der Energie haushaltet und vor allem endlich konstanter wird, ist Wehrlein ein absoluter Topfahrer.

Nissan e.dams | Note: 8,5

Auch Nissan geht abermals mit einer sehr starken und ausgeglichenen Fahrerpaarung in die neue Saison. Sebastien Buemi (8,7) wurde 2015/16 Meister und führt einige Formel-E-Statistiken an, etwa die der meisten Rennsiege und Pole-Positions. Mit dem Schweizer ist einfach immer zu rechnen. Sein Teamkollege Oliver Rowland (8,3) hat in den vergangenen beiden Saisons ebenfalls unterstrichen, dass er einer der schnellsten Fahrer im Feld ist, besonders im Qualifying. Seit dem Berlin E-Prix 2020 darf er sich zudem als Rennsieger bezeichnen. Bislang fehlte dem Briten lediglich die Konstanz.

Audi Sport ABT Schaeffler | Note: 7,7

Auch im siebten Jahr in Folge vertraut Audi auf seinen Teamleader Lucas di Grassi (8,3). Der Champion von 2017 hält unter anderem den Rekord für die meisten Podiumsplatzierungen in der Formel E. Im Rennen ist di Grassi womöglich sogar der beste Fahrer der Formel E, doch im Qualifying bringt sich der Brasilianer oftmals in eine schwierige Ausgangssituation. Sein neuer Teamkollege Rene Rast (7,0) hat vergangenen August in Berlin mit einem Podium und starker Quali-Pace gezeigt, dass er das Potenzial zum Topfahrer in der Formel E hat. Bislang aber eben nur dort. Es bleibt abzuwarten, wie sich Rast auf den übrigen (Straßen-) Kursen der Formel E schlägt. "Wir müssen erst mal sehen, ob die Formel E etwas für mich ist", meinte Rast diese Woche sogar selbst.

Envision Virgin Racing | Note: 7,5

Robin Frijns (8,7) hat bereits mehrere Formel-E-Rennen gewonnen und zählt auch auf eine Runde betrachtet zu den schnellsten Piloten im Feld. Gerade in der vergangenen Saison hatte er jedoch wieder häufiger mit seiner alten Schwäche, der fehlenden Konstanz, zu kämpfen. Sein neuer Teamkollege Nick Cassidy (6,3) hat in anderen Rennserien und auch beim Formel-E-Rookie-Test bereits bewiesen, wie schnell er sein kann. Ob der "Kiwi" auch in den umkämpften Rennen mithalten kann, in den es viel mehr auf gekonntes Energiemanagement ankommt, wird sich erst im Laufe der Saison zeigen. Das Potenzial ist jedenfalls vorhanden.

Mahindra Racing | Note: 7,3

Alex Lynn (7,3) war zuletzt nur Reservefahrer und bestreitet erstmals seit 2017/18 bei DS Virgin wieder eine vollständige Formel-E-Saison. Er hat sich jedoch als sehr anpassungsfähig erwiesen und ist in fast jedem Auto schnell. Sein Auftritt in Berlin war vielversprechend, dennoch muss sich der Brite beweisen. Teamkollege Alexander Sims (7,3) kam vor der Saison von BMW. Nachdem er sich in Diriyya in der vergangenen Saison zum Rennsieger kürte, spielte er anschließend jedoch die "zweite Geige" beim Team und sah kaum noch Land gegen Neuzugang Max Günther. Sims erwies sich in der Vergangenheit als hochprofessionell und hin und wieder blitzschnell, aber die Konstanz fehlt ihm schlichtweg.

BMW i Andretti Motorsport | Note: 7,0

Max Günther (8,7) geht trotz seines jungen Alters in seiner dritten Formel-E-Saison als Teamleader an den Start. Er blühte in der vergangenen Saison auf und konnte mit zwei Rennsiegen sein Talent und seinen Speed unter Beweis stellen. Jedoch fehlte auch ihm bislang die Konstanz: Entweder er landete auf den Plätzen 1 oder 2, oder er ging vollends leer aus. Jake Dennis (5,3) ist weitgehend unbekannt und ein Formel-E-Neuling, der zwar viel Talent in die Serie mitbringt. Ihm fehlt jedoch das Entscheidende in der Formel E: Erfahrung. Allerdings haben uns auch schon andere Rookies Lügen gestraft...

Dragon Penske Autosport | Note: 7,0

Nico Müller (6,7) präsentierte sich in der DTM in Topform, in der Formel E sucht der Schweizer jedoch noch nach dem Anschluss. Seine einzige Chance auf ein gutes Ergebnis in der vergangenen Saison hat er in Mexiko mit einem Fahrfehler vergeben. Sein Teamkollege Sergio Sette Camara (7,3) zeigte in Berlin ein starkes Debüt. Von der Pace her steht er Müller in nichts nach. Er bleibt dennoch ein blutiger Anfänger, auch wenn Penske nach Max Günther erneut die Verpflichtung eines großen Talentes gelungen ist.

Nio 333 | Note: 6,5

Oliver Turvey (8,3) hat in den vergangenen sechs Jahren immer wieder sein Potenzial zur Schau gestellt. Er bringt eigentlich alles mit, was einen Topfahrer auszeichnet - nur keine Erfolge. Dadurch, dass er stets im technisch unterlegenen Nio unterwegs war, reichte es für den erfahrenen Briten bislang nur zu einem zweiten Platz. Verbessert sich sein Team, wird auch Turvey strahlen. Teamkollege Tom Blomqvist (4,7) konnte in der Formel E bislang nicht überzeugen, weder bei Andretti noch zuletzt bei Jaguar. Nach wie vor wird ihm großes Potenzial nachgesagt, das es nun abzurufen gilt.

ROKiT Venturi Racing | Note: 6,3

Edo Mortara (7,3) hat viel Formel-E- und Stadtkurs-Erfahrung, was ihm einen klaren Vorteil gegen seinen früheren Teamkollegen Felipe Massa verschafft hat. Sogar einen E-Prix hat der Italo-Schweizer schon gewonnen. Dennoch stand seine fahrerische Leistung etwas hinter den Fahrern im Werks-Mercedes zurück. Für Podien ist Mortara dennoch immer gut. Norman Nato (5,3) geht als Rookie in die Saison, besitzt bislang vor allem Simulator- und Test-Erfahrung. Der Formel-2-Rennsieger wird voraussichtlich etwas Eingewöhnungszeit in der Formel E benötigen. Aber warten wir's ab!

Das erste Rennen zur neuen Formel-E-Saison 2021 startet am Freitag um 18 Uhr deutscher Zeit - zu verfolgen im Fernsehen bei ProSieben Maxx sowie im Live-Ticker bei e-Formel.de.

zusätzliche Berichterstattung durch Tobias Wirtz

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