Formel E

Unsere Redaktion hat gewählt: Die denkwürdigsten E-Prix der Formel-E-Geschichte

Tobias Wirtz

Tobias Wirtz

Die COVID-19-Pandemie, oft als Coronavirus-Krise bezeichnet, hat den Sport weltweit fast vollständig zum Erliegen gebracht. Auch die Formel E hat sich nach dem fünften Saisonlauf in Marrakesch in eine mindestens dreimonatige Pause verabschiedet. Wer momentan Motorsport sehen will, muss sich entweder dem Simracing zuwenden oder in Erinnerungen schwelgen.

Bei Letzterem wollen wir dich gerne unterstützen: Unsere Redakteure haben jeweils das aus ihrer Sicht denkwürdigste Rennen der ersten fünfeinhalb Saisons der Formel E gewählt und erklären in diesem Artikel, warum. Außerdem haben wir dir zu jedem der fünf Rennen das zugehörige Re-Live-Video eingebettet. Wer die denkwürdigen E-Prix also noch einmal in voller Länge schauen möchte, sei herzlich dazu eingeladen.

Die Rennen kannst du außerdem in der kommenden Woche mit einem komplett neuen Feeling erleben: Vom 23. bis zum 27. März zeigen wir an jedem Abend um 18 Uhr eines dieser fünf Rennen in einer speziellen Video-Folge unseres Podcasts ePod - mit dem Live-Kommentar unserer Redakteure! Auch unser beliebter Live-Chat wird wieder verfügbar sein.

Dennis Schmidt: Mexico City E-Prix 2019

Der Mexico City E-Prix 2019 ist für mich das Rennen, das mir bisher am ehesten in Erinnerung geblieben ist – vor allem aufgrund des denkwürdigen Zieleinlaufes.

Los ging es mit der ersten Pole für Pascal Wehrlein in seinem erst dritten Formel-E-Rennen. In der ersten Runde gab es direkt einen Rennabbruch, nachdem Nelson Piquet jr. auf Jean-Eric Vergne auflief und vom Boden abhob. Nach dem Neustart fuhren vor allem die Nissan-Piloten Oliver Rowland und Sebastien Buemi ziemlich starke Rennen. Allerdings stellte sich in der letzten Rennrunde auch heraus, dass sich das Team bei der Energie verkalkuliert hatte, sodass beide Fahrer das Rennen nicht beenden konnten.

Und dann gab es natürlich noch den Kampf um den Rennsieg in der letzten Runde, in der sich Pascal Wehrlein mit Händen und Füßen – und vor allem mit weniger Energie – gegen Lucas di Grassi wehren musste. Das ging auch fast gut, bis Wehrlein wenige Meter vor dem Ziel die Energie ausging, und di Grassi sich quasi auf der Linie den Rennsieg holte und zum vierten Sieger im vierten Rennen wurde.

Mexico City E-Prix 2019 - das Rennen im Video

Tobias Bluhm: Buenos Aires E-Prix 2015

Ohne den Buenos Aires E-Prix in der ersten Formel-E-Saison wäre diese Liste definitiv nicht vollständig. 2015 bekamen wir in der argentinischen Hauptstadt zahlreiche Führungswechsel, kontroverse Durchfahrtsstrafen und mehrere Safety-Cars serviert. Nach 35 packenden Runden feierte Antonio Felix da Costa seinen ersten Rennsieg in der Elektroserie - und zwar ausgerechnet für Amlin Aguri, den Vorgänger-Rennstall seinen aktuellen Teams Techeetah.

Dabei hatte der Portugiese erst in der letzten Runde die Führung des Rennens übernommen. Noch zwei Runden vor Schluss hatte Nick Heidfeld wie der sichere Gewinner gewirkt. Eine Durchfahrtsstrafe raubte dem Deutschen, der bereits wenige Monate zuvor den sicher geglaubten Rennsieg von Peking in der letzten Runde verloren hatte, jedoch seinen ersten Platz. Er war zuvor beim Fahrzeugwechsel zu schnell in der Boxengasse gewesen. Eine Runde vor Schluss trat der damalige Venturi-Pilot seine Strafe an und überließ Antonio Felix da Costa, der das Rennen auf Rang 8 begonnen hatte, den ersten Platz. Auch aus Nostalgie-Gründen: Dieser E-Prix ist ein absolutes Must-Watch für alle neuen und alten Formel-E-Fans!

Buenos Aires E-Prix 2015 - das Rennen im Video

Tobias Wirtz: Paris E-Prix 2019

Der Paris E-Prix 2019 - nie habe ich mich im Vorfeld eines Rennens mehr getäuscht. Als es nach Regenfällen zwischen Qualifying und Rennen vor dem Start abtrocknete, entschied sich der Renndirektor für einen Start hinter dem Safety-Car. Die Begründung: Durch die am Streckenrand stehenden Bäume war nur eine Streckenseite abgetrocknet, die andere Seite war noch nass. Bei einem stehenden Start hätte dies einen großen Nachteil für alle Fahrer auf den geraden Startpositionen bedeutet.

Nach Bekanntgabe dieser Entscheidung sagte ich enttäuscht zu Timo, der im Media-Center in Paris neben mir saß: "Das wird jetzt das langweiligste Rennen der Gen2-Geschichte". Immerhin ist die enge Strecke rund um den Invalidendom nicht dafür bekannt, viele Überholmanöver zuzulassen. Aber es sollte ganz anders kommen. Ein Debakel für die aus Startreihe 1 ins Rennen gegangen Nissan-Piloten beim Heimrennen des e.dams-Teams, einsetzender Regen und sogar ein Hagelschauer, dazu drei Deutsche unter den ersten Fünf. Der Paris E-Prix wurde zu einem der denkwürdigsten Rennen der Formel-E-Geschichte. Aber sieh selbst...

Paris E-Prix 2019 - das Rennen im Video

Svenja König: Montreal E-Prix 2017

Das denkwürdigste Rennen der Formel-E-Geschichte ist für mich der Montreal E-Prix 2017 - genauer gesagt das erste Rennen des "Double-Header"-Wochenendes. Sebastien Buemi war als Meisterschaftsführender nach Montreal gereist. Er musste nach einem schweren Trainingsunfall jedoch von weit hinten ins Rennen gehen und kollidierte in der ersten Runde mit Robin Frijns, was ihn noch weiter zurückwarf. In und um die Boxengasse geriet er mehrere Male mit Daniel Abt aneinander. Ansonsten war es ein gutes Rennen des Meisters der zweiten Saison: Er kämpfte sich nach vorn und ging als Vierter über die Linie.

Doch das eigentliche Drama ereignete sich nach dem Rennen: Buemi nahm sich nacheinander alle zur Brust, die er im Verdacht hatte, sein Rennen zerstört zu haben. Zunächst Antonio Felix da Costa, bis er darauf hingewiesen wurde, dass dessen Teamkollege Frijns der Übeltäter war. Beide einigten sich darauf, dass Frijns beim nächsten Mal den Heckflügel und nicht die Lenkung zerstören würde. Danach geriet er auch noch mit Abt aneinander. Dass es nicht zu Handgreiflichkeiten kam, war ein Wunder. Buemi wurde nach dem Rennen allerdings disqualifiziert, da sein Auto nach dem Trainingsunfall zu leicht war. Da Lucas di Grassi das Rennen gewann, übernahm er die Gesamtführung - und holte einen Tag später den Titel.

Montreal hat mir zum ersten Mal wirklich vor Augen gehalten, wie kompetitiv die Formel E geworden ist, und wie viel es bedeuten kann, den Formel-E-Titel zu gewinnen oder nicht. In einer Serie, die bis dahin hauptsächlich belächelt wurde.

Montreal E-Prix 2017 - das Rennen im Video

Timo Pape: Diriyya E-Prix 2018 - Strandfeeling & Mauerfall

Das erste Formel-E-Rennen in Saudi-Arabien wird mir aus vielen Gründen im Gedächtnis bleiben. Nicht nur, weil ich zum ersten Mal dort war, wo sich sonst kaum wer hintraut, sondern auch wegen der vielen Geschichten vor Ort. In der Nacht vor dem Debütrennen der zweiten Formel-E-Generation (erstmals auch mit BMW, HWA und Attack-Mode) regnete es mitten in der Wüste Hunde und Katzen. Eine unwahrscheinliche wie ungewohnte in Riad, deshalb gab es auch keine Dreinage-Systeme. Schon auf dem Weg zur Strecke fuhren wir durch knietiefe Pfützen, und auch die vielversprechende neue Strecke war überschwemmt. So viel Sand und Wasser - das gibt's sonst nur am Strand.

Das 1. Freie Training wurde gänzlich abgesagt, die zweite Session war wegen einer langen Rotphase äußerst kurz. Das Qualifying fand in zwei 11er-Gruppen und ohne Super-Pole statt. Antonio Felix da Costa holte die erste Pole-Position und anschließend den ersten Formel-E-Sieg für BMW. Besonders in Erinnerung wird mir jedoch das Popkonzert am Abend bleiben: Erstmals in der Geschichte Saudi-Arabiens durften Männer und Frauen gemeinsam unter freiem Himmel tanzen und feiern. Ich war beim Mauerfall zwar noch zu jung, um ihn bewusst zu erleben. Aber ich könnte mir vorstellen, dass sich die Atmosphäre ähnlich anfühlte. Was von der ausgelassenen Aufbruchsstimmung der Einheimischen geblieben ist, lässt sich aus der Ferne schwer einschätzen. Aber der Moment war magisch.

Diriyya E-Prix 2018 - das Rennen im Video

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