Vancouver statt Montreal? Formel E könnte nach Kanada zurückkehren
Tobias Wirtz
Nachdem die Formel E 2017 bereits einmalig in Montreal gastierte, um ihre dritte Saison abzuschließen, schreiten die Pläne für eine Rückkehr nach Kanada, das Heimatland von Formel-E-CEO Jamie Reigle, weiter fort. Neben einer möglichen Neuauflage des Montreal E-Prix gibt es nun auch in Vancouver Bemühungen, die Formel E an die kanadische Westküste zu holen.
Hinter den neuen Plänen, die Elektrorennserie in den Bundesstaat British Columbia zu lotsen, steht einem Bericht von 'RaceFans' zufolge das Unternehmen One Stop Strategy Motorsport (OSS), das auch bei der Organisation des Swiss E-Prix 2019 in der Schweizer Bundesstadt Bern beteiligt war. Matthew Carter, von 2013 bis zum Verkauf des Teams 2015 CEO des Lotus F1 Teams, tritt als leitender Berater von OSS auf.
Ebenfalls als Berater für OSS fungiert Anne Roy, die von 2013 bis 2016 unter anderem als Presseagentin für Dennis Coderre, den damaligen Bürgermeister von Montreal, tätig war. Nach ihrer Tätigkeit für Coderre, der im Frühjahr 2019 zum Sonderberater für Urban Mobility bei der FIA ernannt wurde, arbeitete Roy als Motorsportberaterin und Publizistin.
Roy ist jedoch nicht die einzige Verbindung von OSS zum Montreal E-Prix: OSS-Miteigentümer Phillip Smirnow, zuvor Betriebskoordinator beim Großen Preis von Kanda, arbeitete auch für Evenko, den Veranstalter des bislang einzigen kanadischen Formel-E-Rennens. Evenko kam deshalb in die Schlagzeilen, da Bürgermeister Coderre dem Unternehmen ohne vorherige Ausschreibung den Auftrag zur Organisation des Rennens erteilte und zudem eine Mantelfirma zur "Event-Promotion" gründete.
Vancouver: ChampCar-Strecke am False Creek noch nutzbar?
Die Formel E wurde anschließend eines der großen Wahlkampfthemen bei der Bürgermeisterwahl von Montreal. Coderre unterlag seiner Konkurrentin Valerie Plante, die prompt ihr Versprechen einlöste und den E-Prix für 2018 trotz gültiger Verträge einfach absagte. Die Formel E reagierte mit einer Klage. Der Rechtsstreit ist bis heute nicht abgeschlossen.
Es wäre nicht das erste Mal, dass ein Rennen auf einem Straßenkurs in Vancouver stattfinden würde: Von 1990 bis 2004 gastierte die nordamerikanische ChampCar-Rennserie auf einer "Streets of Vancouver" genannten Strecke am False Creek, die in drei verschiedenen Konfigurationen mit einer Länge zwischen 2,7 und 2,9 Kilometern befahren wurde. Nach dem Rückzug von Hauptsponsor Molson fand das Rennen nicht mehr statt.
Ob Teile des Kurses möglicherweise auch für ein Formel-E-Rennen infrage kämen, ist derzeit unklar. Der südliche Teil der Streckenführung müsste auf jeden Fall überarbeitet werden, da hier das Olympische Dorf für die Olympischen Winterspiele 2010 errichtet wurde. Eine kurzfristige Rückkehr der Formel E nach Kanada erscheint ohnehin eher unrealistisch. Frühestens im Sommer 2022 könnte ein Rennen in Vancouver stattfinden. Die entsprechenden Rahmenbedingungen müssten dann jedoch bereits in kurzer Zeit geschaffen werden.
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