Formel E

Vergne fürchtet kein Team-Sterben in Formel E: "Deshalb können Hersteller happy sein"

Timo Pape

Timo Pape

Automobilhersteller schreiben sich in Rennserien ein, haben keinen Erfolg und steigen wieder aus. So ist es in der Geschichte des Motorsports schon häufig vorgekommen. Einige befürchten ein ähnliches Schicksal für die Formel E, in der sich mehr Hersteller tummeln denn je. Meister Jean-Eric Vergne teilt diese Sorge jedoch nicht.

Audi, BMW, Mercedes, Porsche, Jaguar, Nissan, DS Automobiles, Mahindra, Nio und Penske: zehn verschiedene Hersteller treten in der aktuellen Saison 2019/20 in der Formel E an. Bis auf Nio (seit Sommer nur noch Titelsponsor von Lisheng Racing) und Penske stehen jeweils große Automobilunternehmen hinter den Teams, die nicht nur hohe Budgets mitbringen, sondern auch hohe Ansprüche.

Gewinnen kann am Ende jedoch immer nur einer, und selten in der Historie des Motorsports war die Chance so hoch, nicht zu gewinnen. Erfahrungsgemäß führte notorische Erfolglosigkeit, wie sie einige Hersteller in der Formel E zwangsläufig in den kommenden Jahren erwarten wird, irgendwann zur Aufgabe. Dem aktuellen Boom könnte ein Hersteller-Sterben folgen, fürchten Kritiker immer wieder.

Kostendeckelung wichtiger Mechanismus gegen Hersteller-Sterben

Jean-Eric Vergne, der mit dem verhältnismäßig kleinen französischen Hersteller DS (PSA-Konzern) zweimal in Folge den Fahrertitel in der Formel E gewinnen konnte, teilt diese Angst nicht. Grund für seinen Optimismus ist das Regelwerk der Formel E, das einem wichtigen Grundprinzip folgt, um die Serie nachhaltig für Hersteller attraktiv zu machen: die Kosten gering halten.

"Ich denke, die FEH (Formula E Holdings) und die FIA haben bisher einen guten Job gemacht, die Budgets so gering wie möglich zu halten", erklärt Vergne gegenüber 'Motorsport.com'. "Manche Teams haben gewaltige Budgets, aber das macht sie nicht schneller. Solang sie nichts finden, was aus einer anderen Welt stammt, werden sie auch nicht eine Sekunde schneller sein als wir."

Recht hat er. Den Beweis lieferte der Franzose erst im vergangenen Sommer, als sich sein Team DS Techeetah im Titelkampf gegen Automobilgigant Audi durchsetzte. Schon in Saison 4 hatte Techeetah als privates Kundenteam für Aufsehen gesorgt, als man den eigenen Antriebslieferanten - das Werksteam Renault e.dams - klar in den Schatten stellte, fast doppelt so viele Punkte wie der Autobauer sammelte und Vizemeister wurde.

"Das ist das Problem der Formel 1"

In den meisten anderen Rennserien ist so eine Geschichte kaum vorstellbar. Einen Seitenhieb gegen die "Königsklasse", in der Vergne zwischen 2012 und 2014 für Toro Rosso startete, kann er sich nicht verkneifen: "Das ist das Problem der Formel 1. Mercedes, Ferrari und Red Bull sind im Schnitt mehr als eine Sekunde schneller als die anderen Teams. In der Formel E kann jeder gewinnen."

In der Elektroserie gehe es vor allem darum, ein sauberes und fehlerfreies Wochenende abzuliefern. Wer gut vorbereitet sei und alles zusammenbringe, könne letztlich auch immer siegen. "Wenn ein Hersteller nicht die Meisterschaft gewinnt, liegt es also nicht daran, dass die Regeln schlecht wären. Es liegt nur daran, dass man einen besseren Job hätte machen können, und dass die anderen genau dies getan haben", erklärt Vergne.

"Ich denke, das versteht in der Formel E jeder, und deshalb können die Hersteller auch happy sein, denn jeder kann hier Rennen gewinnen." Tatsächlich ist vor dem zweiten Rennwochenende der sechsten Saison am 18. Januar in Santiago de Chile nicht absehbar, welches Team den Sieg davontragen wird. Bis auf einen oder zwei Rennställe hat jedes Team eine realistische Chance zu gewinnen.

Foto: Shivraj Gohil / Spacesuit Media

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