Formel E

Vergne in Mexiko erstmals der Gejagte: "Verspüre keinen zusätzlichen Druck"

Timo Pape

Timo Pape

Das Renault-Kundenteam Techeetah kommt als Tabellenführer zum Mexico City E-Prix. Nach dem ersten Doppelsieg in der Historie der Elektrorennserie zuletzt in Santiago führt Jean-Eric Vergne die Fahrermeisterschaft mit fünf Punkten Vorsprung auf Mahindra-Pilot Felix Rosenqvist an. Sein chinesisches Team liegt in der Teammeisterschaft ebenfalls ganz vorn und wird dadurch in Mexiko erstmals zum Gejagten.

Techeetah ist im Vorjahr bereits in Mexico-Stadt gefahren und hätte beinahe einen Premierensieg gelandet. Vergne musste sich nur knapp Audi-Pilot Lucas di Grassi geschlagen geben, der seine Führung bis zur Ziellinie behaupten konnte. Lokalmatador Esteban Gutierrez erzielte im zweiten Techeetah-Boliden Platz zehn.

Beide Techeetah-Piloten schalteten und walteten zuletzt in Chile nach Belieben. Der Deutsche Andre Lotterer erreichte in Santiago in seinem vierten Rennen mit Platz zwei sein bisher besten Formel-E-Ergebnis und fightete mit Teamkollege Vergne lange um den Sieg. Letztendlich musste Lotterer dem Franzosen Platz eins überlassen, doch in Mexico-Stadt werden die Karten neu gemischt.

Mit viel Selbstvertrauen reist Lotterer daher nach Lateinamerika, denn ein Premierensieg ist dem 36-jährigen Duisburger durchaus zuzutrauen. "Der Mexico City E-Prix ist für mich eine ganz neue Strecke und eine neue Herausforderung", sagt Lotterer. "Viele Piloten haben bereits Erfahrungen auf dieser Strecke gesammelt, aber für mich ist das kein Problem. Ich sehe es als spaßige Herausforderung. JEV und das Team sind hier schon gefahren, was bei der Vorbereitung enorm hilft. Ich freue mich wirklich darauf, das Rennen hier zu fahren. Es sieht so aus, als würde es eine Menge Spaß machen", fügt er hinzu.

Mit dem Erfolgserlebnis im Rücken steckt sich Lotterer neue Ziele für die kommenden Aufgaben. "Mein erstes Podiumsergebnis nach nur vier Rennen in meiner Rookie-Saison war für mich großartig. Der gesamte Santiago E-Prix hat mir echt große Freude gemacht. Wir wussten, dass es einige Zeit dauern würde, bis ich mich an das Auto und das Setup der Serie gewöhne, und in Chile hat halt alles gepasst. Ich hatte eine gute Pace in beiden Trainingssessions und toppte meine Leistung noch einmal im Qualifying. Nichtsdestotrotz wartet noch jede Menge Arbeit in der Feinabstimmung auf mich. Ich fühle mich jetzt sehr wohl im Auto und bin bereit, zusammen mit Jean Eric die Spitze zu jagen", macht der Deutsche eine Kampfansage an die Konkurrenz.

Überrascht ob des Erfolges

Teamchef Mark Preston kann es noch gar nicht recht fassen, wie stark seine Truppe in der neuen Saison auftritt. "Wir haben nie gedacht, dass wir so früh in dieser Saison die Meisterschaft anführen. Wir sind erst eine Saison und vier Rennen dabei. Selbstverständlich sind wir sehr glücklich darüber. Der Dank gilt unserem unglaublichen Team, das hinter uns steht", sagt der Australier vor dem fünften Saisonlauf.

Der Formel-1-Veteran Preston, der schon bei Arrows, McLaren und Super Aguri gearbeitet hat, rechnet sich für Mexico-Stadt einiges aus: "Wir hatten im letzten Jahr in Mexiko wirklich eine gute Rennpace und haben seitdem eine Menge entwickelt. Ich bin zuversichtlich, dass wir eine weitere gute Leistung von unseren beiden Fahrern und dem Team sehen."

Techeetah wird diesmal sicherlich ein regelkonformes Gurtspannsystem bei Vergne und Lotterer einsetzen. Hintergrund: In Chile setzten die Chinesen ein unzulässiges System ein, kamen aber äußerst glücklich mit einer Geldstrafe von 30.000 Euro glimpflich davon. Eine Disqualifikation stand zur Debatte.

Für Preston kommt die Formel E gerade zur rechten Zeit in die mexikanische Hauptstadt: "Mexico City wurde erst kürzlich durch zwei schreckliche Erdbeben getroffen. Wir nutzen die Meisterschaft, um die Bewegung #FuerzaMexico zu unterstützen. Auf unseren Autos sind die Aufkleber mit dem Hashtag angebracht. Alle Erlöse aus dem Eintrittskartenverkauf fließen als Spenden in den Wiederaufbau nach dem Erdbeben in Mexiko-City."

Der Gejagte in der Metropolregion mit rund 20 Millionen Einwohnern ist natürlich Vergne, der die Tabellenführung verteidigen möchte. "Ich verspüre keinen zusätzlichen Druck. Für mich ist es wie immer ein Rennen wie jedes andere, egal auf welchen Platz ich in der Meisterschaft liege. Es ist noch ein langer Weg zur Meisterschaft. Das ganze Team hat wirklich hart gearbeitet und ist bestens vorbereitet, um mit der Spitze mitzukämpfen", fügt der Franzose hinzu.

Für Vergne macht die Atmosphäre im Autodromo Hermanos Rodriguez den besonderen Reiz aus: "Mexiko im vergangenen Jahr war mein zweites Podiumsergebnis mit Techeetah. Es war ein verrücktes Rennen. Ich liebe das Rennen in Mexiko nicht nur wegen des Streckenlayouts, sondern auch wegen der enthusiastischen Fans. Es gibt nichts Besseres, als die Fans jubeln zu hören, wenn du in der Startaufstellung stehst. Du spürst die Spannung in der Luft, es ist unschlagbar", freut sich der 27-Jährige auf das Gastspiel am kommenden Samstag. Rennstart ist um 23 Uhr deutscher Zeit.

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