Vergne nach epischem Duell mit Evans: "Ich war definitiv langsamer als Mitch"
Timo Pape
Was für ein Duell um den Sieg: Beim Formel-E-Rennen in Bern am Samstag verteidigte sich DS-Techeetah-Fahrer Jean-Eric Vergne bis zum Ende gegen den heranstürmenden Mitch Evans. Der Jaguar-Pilot biss sich von der ersten bis zur letzten Runde die Zähne am amtierenden Meister aus und startete zahlreiche wütende Angriffe. Auch unter schwierigsten Bedingungen kurz vor Rennende behielt Vergne jedoch die Nerven und nahm seinen dritten Saisonsieg aus der Schweiz mit.
"Ich war definitiv langsamer als Mitch - er war echt stark", gibt Vergne nach dem Swiss E-Prix zu. "Er hat mich das ganze Rennen über enorm unter Druck gesetzt und auch seine Attack-Modes clever genutzt, deshalb musste ich meinen auch schnell aktivieren. Er hat echt in jeder Kurve angegriffen." Nach einem brillanten Qualifying hatte Vergne im Rennen leichte Schwierigkeiten mit seinem Auto: "Ich selbst war nicht ganz so schnell und hatte eine Menge Untersteuern, keine Ahnung warum. Ich bin aber auch kein allzu großes Risiko eingegangen."
Als er den Sieg bereits vor Augen hatte, fing es in der vorletzten Runde plötzlich an zu regnen. Vergne schildert die Situation wie folgt: "Als der Regen in den letzten Runden kam, und mir mein Ingenieur das mitteilte, konnte ich es nicht glauben. Dann habe ich die Tropfen auf meinem Visier und die Flaggen der Streckenposten gesehen. Es war hart, aber ich bin es dann vorsichtig angegangen - lieber als Zweiter oder Dritter ins Ziel kommen, als in der Wand zu landen. Gerade mit Blick auf die Meisterschaft. Deshalb war ich etwas langsamer unterwegs. Aber nun ja, hier sitze ich nun (als Sieger)."
Noch eine Woche zuvor war Vergne bei den 24 Stunden von Le Mans angetreten. Nach eigener Aussage hatte er die ganze Bern-Woche über noch mit den "Nachwehen" des Langstrecken-Klassikers zu tun. "Es war nach Le Mans echt ein hartes Wochenende, gerade mental. Ich war die vergangene Woche sehr, sehr müde. Ich saß nach dem Le-Mans-Wochenende am Montag um 9 Uhr schon wieder im Simulator und habe nicht gut geschlafen. Aber am Ende hat mir mein Team ein richtig starkes Auto gegeben."
Mitch Evans: "Ich hatte die Pace für den Sieg"
Evans, der sich am Ende mit Platz 2 begnügen musste, blickt auf ein starkes Rennen zurück und zollt dem Champion Respekt: "Es war schwieriger, an ihm vorbeizukommen als erwartet. Ich habe ein paar riskante Manöver versucht, zum Beispiel auf der Außenbahn in Kurve 3, aber er hat sich eben sehr gut verteidigt", lobt der Neuseeländer. "Wir waren extrem schnell heute. Das Podium fühlt sich natürlich gut an, aber ich denke, ich hatte die Pace für den Sieg."
Evans hadert am Ende vor allem mit der Platzierung der Attack-Zone, denn ohne die 25 kW Extraleistung gab es keinen Weg vorbei an Vergne: "Was mir am Ende richtig wehgetan hat, war die Tatsache, dass man bei der Aktivierung des Attack-Mode keine Zeit verloren hat. Das hat ihn gerettet. Trotzdem nehmen wir Platz 2 natürlich gern mit und freuen uns über die Punkte, die damit einhergehen." Durch die 18 Zähler von Bern ist Evans in der Meisterschaft sogar an Andre Lotterer vorbeigezogen und belegt vor dem Saisonfinale in New York (Mitte Juli) nun den dritten Rang.
Möglicherweise hat Evans sogar noch Chancen auf den Titel, allerdings beträgt sein Rückstand auf Spitzenreiter Vergne vor den letzten zwei Saisonläufen satte 43 Punkte. Vergne selbst bleibt nichtsdestotrotz auf der Hut: "In der Formel E gibt es keine komfortablen Vorsprünge. Alles kann sich ganz schnell wieder ändern. Man denke nur an den Vorsprung, mit dem Seb (Buemi) damals nach Montreal gereist ist (und den Titel noch an Lucas di Grassi verloren hat). Der Vorsprung ist recht groß, das ist gut. Aber ich will auch in New York gewinnen und den bestmöglichen Job machen."
0 Kommentare
Einen Kommentar schreiben