Formel E

Formel E in New York: Vergne wird am Samstag schon Meister, wenn…

Tobias Wirtz

Tobias Wirtz

Vor dem abschließenden "Double-Header" der Formel E in New York City haben mit Sam Bird und Jean-Eric Vergne nur noch zwei Fahrer rechnerische Chancen auf den Gewinn des Fahrertitels der vierten Saison. Vergne könnte bereits am Samstag den "Sack zumachen" - das wäre übrigens zum allerersten Mal in der Geschichte der Serie vor dem letzten Saisonrennen.

e-Formel.de beleuchtet für euch jene Konstellationen, unter denen der Meisterschaftskampf bereits im ersten der beiden Rennen im "Big Apple" entschieden wäre. Ein Hinweis vorweg: Wegen der Bonuspunkte für Pole-Position und schnellste Rennrunde gibt es mehrere hundert Möglichkeiten - die nachfolgenden Ausführungen können daher teilweise an höhere Mathematik erinnern.

Die Ausgangssituation: Vergne liegt mit 23 Punkten vorn

29 Punkte kann ein Pilot in einem E-Prix maximal erzielen - 25 Punkte für den Sieg, dazu drei Punkte für die Pole-Position und einen Punkt für die schnellste Rennrunde. Dies wäre also der maximale Rückstand, den Bird am Sonntag noch aufholen könnte. Da Bird mit 23 Punkten Rückstand in die Vereinigten Staaten reist, wären seine Titelchancen erloschen, sollte Vergne morgen seinen Vorsprung um sechs oder sieben Punkte ausbauen.

Sechs oder Sieben? Dies mag so manchen Leser verwirren: Es gibt nämlich Konstellationen, bei denen Bird bei Punktgleichheit den Titel gewinnen würde, aber auch welche, bei denen Vergne bei Punktgleichheit vorne läge. Allen Konstellationen ist eines gemeinsam: Vergne muss im Rennen vor Bird die Ziellinie überqueren und dabei mindestens Achter werden um den Titel vorzeitig zu gewinnen, ansonsten steht fest, dass die Entscheidung im letzten Lauf der Saison fällt.

Im Reglement ist festgelegt: Bei Punktgleichheit entscheidet die höhere Anzahl der Siege über den Meistertitel. Vergne führt hier aktuell mit 3:2, könnte also mit einem Sieg im ersten Rennen auch bei Punktgleichheit nach dem Sonntagsrennen nicht mehr eingeholt werden. Bei gleicher Anzahl der Siege entscheidet dann die höhere Anzahl der zweiten Plätze, hier steht es aktuell 1:1. Danach entscheidet die Anzahl der dritten Plätze, hier führt Bird vor dem letzten E-Prix der Saison mit 3:1. Wenn Vergne also am Samstag Zweiter wird, gewänne er bei Punktgleichheit den Titel, auch wenn Bird eines der beiden Rennen gewinnen sollte. Bei zwei Bird-Siegen in New York jedoch wäre der Brite bei Punktgleichheit immer vorne.

Bonuspunkte: Pole-Position könnte vorentscheidend sein

Das Ergebnis des Qualifyings ist in der Formel E ist sehr ein wichtiger Faktor - immerhin geht es hier nicht nur um den besten Startplatz, sondern auch um drei Bonuspunkte. Jean-Eric Vergne könnte hier also bereits einen großen Schritt in Richtung Titel machen, wenn er den ersten Startplatz erzielen sollte. Dem Franzosen würde es schon reichen, wenn er anschließend im Rennen vier Punkte mehr holt als Bird - bei einem Sieg oder einem zweiten Platz wären sogar drei Punkte ausreichend.

Sollte Bird außerhalb der Punkteränge ins Ziel kommen oder gar ausfallen, wäre der Titelkampf daher bereits mit einem achten Platz von Vergne entschieden. Wenn Bird punktet, Vergne mindestens Siebter wird und zwei oder mehr Plätze vor dem Briten ins Ziel kommt, ebenso - solange Bird nicht die schnellste Rennrunde fährt. Sollte dies der Fall sein, müsste Vergne drei Plätze vor Bird landen, um eine vorzeitige Entscheidung herbeizuführen. Einzige Ausnahme: Bei Platz 3 und schnellster Rennrunde von Vergne reicht Bird Platz 5 nicht, um die Entscheidung zu vertagen.

Sollte Vergne Zweiter werden, müsste Bird entweder gewinnen, oder aber Dritter werden und zusätzlich die schnellste Rennrunde fahren, um die Entscheidung offen zu halten. Bei einem Vergne-Sieg von der Pole-Position wäre die Messe jedoch bereits morgen Abend gelesen.

Andersherum erhöht eine Pole-Position für Bird die Chancen des Briten und gleichzeitig die Anforderungen an Vergne, die Meisterschaft vorzeitig zu entscheiden. Hier müsste der Franzose mindestens neun Punkte mehr holen als Bird und entweder Fünfter oder Sechster mit der schnellsten Rennrunde werden - vorausgesetzt, Bird geht im Rennen leer aus. Wird der Brite Zehnter oder Neunter, müsste Vergne für eine Entscheidung im Titelkampf bereits auf Platz 4 landen. Bei Platz 8 für Bird müsste Vergne Dritter werden, bei Platz 7 oder 6 bereits Zweiter und bei Platz 3 bis Platz 5 würde nur ein Sieg des Franzosen reichen. Fährt Bird von der Pole-Position auf Platz 2, wäre die Entscheidung ebenfalls vertagt. Eine schnellste Rennrunde für Vergne würde lediglich dann einen Unterschied machen, wenn der Franzose Zweiter oder Dritter wird. In diesem Fall müsste Bird dann einen Platz weiter vorne ankommen (also auf Platz 5 bzw. Platz 7).

Pole-Position weder für Bird noch für Vergne

Ohne Bonuspunkte aus dem Qualifying für einen der beiden Titelkandidaten verändern sich die Konstellationen leicht. Hier würde ein Vergne-Sieg grundsätzlich immer auch die Entscheidung bedeuten.

Sollte Bird punktlos blieben, müsste Vergne zur Entscheidung mindestens Siebter werden und die schnellste Runde fahren. Ohne die schnellste Rennrunde wäre Platz 6 das Minimum. Sollte Vergne die schnellste Runde fahren, müsste er zudem immer mindestens drei Plätze vor Bird das Ziel erreichen. Ausnahmen sind lediglich Platz 1, wie oben genannt, und Platz 2 - hier müsste Bird mindestens Dritter werden, um die Entscheidung zu vertagen.

Ginge die schnellste Rennrunde an Bird, wäre Vergne nur dann Meister, wenn er vier Plätze vor Bird ins Ziel kommt. Auch hier ist Platz 2 die Ausnahme - dann muss Bird mindestens Vierter werden.

Wenn keiner der beiden Piloten die schnellste Rennrunde unter den ersten Zehn erzielt, müsste Vergne Bird mindestens vier Plätze abnehmen, sollte er es nicht aufs Podium schaffen. Bei Platz 3 von Vergne müsste Bird mindestens Fünfter, bei Platz 2 gar Dritter werden, um die Entscheidung zu vertagen.

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