Formel E

Vergnes Wiedergeburt nach Virgin: "Deutlich glücklicher hier"

Timo Pape

Timo Pape

Jean-Eric Vergne ist ein Rennfahrer, bei dem das Seelenleben eine wichtige Rolle spielt. Das wurde gleich bei seiner Formel-E-Premiere deutlich. Kurz nachdem er in der Formel 1 bei Toro Rosso vom Hof gejagt wurde, kam er mit jeder Menge Wut im Bauch in die Formel E. Und mit der Motivation, es der Welt zu zeigen. Das tat der Franzose beim Punta del Este ePrix 2014 durchaus: In seinem ersten Qualifying holte er sensationell die Pole-Position und kämpfte im Rennen bis kurz vor Schluss um den Sieg, bis ihn ein technischer Defekt stoppte.

So groß seine Motivation damals war, so klein schien sie am Anfang der zweiten Saison zu sein. Vergne hatte sich große Hoffnungen gemacht, mit dem neuen Rennstall Haas in die Formel 1 zurückzukehren, doch daraus wurde nichts. Stattdessen stellte ihm Virgin ein übergewichtiges Auto, das zu den am schwierigsten zu fahrenden Boliden der Formel E zählte. Zudem fand er in Sam Bird, mit dem hinter verschlossenen Türen Eiszeit geherrscht haben soll, seinen Meister für Saison zwei.

Dann der überraschende Wechsel zum No-Name, dem neuen Rennstall Techeetah. Dass Vergne auf Anhieb seine Punta-Pace wiederfinden würde, hätte wohl kaum jemand erwartet. Doch an seinem ersten Testtag mit Techeetah in Donington brach Vergne auf Anhieb den Rundenrekord aus dem Vorjahr, an den während der ersten Testwoche auch niemand mehr herankommen sollte.

Die chinesische Wohlfühloase

Techeetah scheint für Vergne das optimale Umfeld zu sein, um zu alter Stärke zurückzufinden. "Es ist echt angenehm hier", sagt Vergne gegenüber 'Current E'. "Ich will keine Vergleiche anstellen, aber man kann mir glaube ich von den Lippen ablesen, dass ich hier deutlich glücklicher bin. Ich fühle mich einfach wohler bei diesem Team." Eine Liebeserklärung an Techeetah, aber gleichzeitig ein Watschen für seinen ehemaligen Rennstall DS Virgin Racing.

"Vergangene Saison hat es sich so angefühlt, als wäre das gar nicht ich, der da fährt. Und ich habe keine Ahnung, warum", fährt Vergne fort. "Jetzt spüre ich, dass ich wieder Leistung bringen kann. Ich weiß, dass ich das Auto am Limit bewegen kann und keine Fehler mehr mache. Das fühlt sich so gut an, es pusht das Selbstvertrauen und vor allem den Spaß beim Fahren."

Auch wenn die Saison noch sehr jung ist beziehungsweise nicht mal begonnen hat, sei Vergne schon jetzt in einem deutlich besseren Gemütszustand als noch bei seinem alten Arbeitgeber. "Ich bin mit mir selbst viel mehr im Reinen als während der letzten Saison. Ich will wieder dieselbe Freude verspüren wie zuvor", spielt er auf seine erste Formel-E-Saison in Diensten von Andretti an.

Techeetah als einziges Team ohne private Testfahrten

Mit dem Testauftakt im Donington Park ist Vergne verständlicherweise hochzufrieden. Vor allem vor dem Hintergrund, dass Techeetah als Kundenteam von Renault keinen eigenen Antrieb testen konnte. Alle anderen neun Formel-E-Teams hatten im Sommer dank eigenem Hersteller 15 private Testtage zur Verfügung. Für Techeetah hingegen stellte Donington die Jungfernfahrt dar.

"Leider konnten wir über den Sommer hinweg nicht wie die anderen Teams testen, also haben wir einiges aufzuholen. Ich bin jedoch zuversichtlich, dass wir das schaffen, denn wir haben ein paar echt gute Leute hier. Ich glaube, wir haben ein starkes Gesamtpaket", sagt Vergne. Ganz offensichtlich, wenn man gleich am zweiten Testtag überhaupt die gesamte Konkurrenz hinter sich lässt. Vielleicht war es aber auch einfach nur die Punta-Pace eines gewissen Herrn Vergne.

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