Formel E

Verstoß gegen den Formel-E-Kostendeckel: Jaguar & Nissan erhalten Valencia-Fahrverbote & Geldstrafen

Tobias Wirtz

Tobias Wirtz

FIA-Formula-E-Logos

Der Automobil-Weltverband FIA hat in dieser Woche die Ergebnisse einer Überprüfung des zu Beginn der Gen3-Ära eingeführten Kostendeckels für die Formel-E-Teams bekannt gegeben. Mit Jaguar und Nissan haben gleich zwei Teams in der neunten Formel-E-Saison (2023) den Kostendeckel von knapp 13,7 Millionen Euro nicht eingehalten. Da es sich nur um geringe Überschreitungen von 0,6 bzw. 2,0 Prozent handelt und beide Teams kooperativ gewesen seien, wurde ein eher geringes Strafmaß gewählt. Dennoch haben die Verstöße für beide Teams Einfluss auf die Vorsaison-Tests in Valencia, die Anfang November stattfinden werden.

Sowohl Jaguar als auch Nissan haben mit der FIA eine "Vereinbarung über einen akzeptierten Vertragsbruch" unterzeichnet, in der sie zugeben, die in der Formel-E-Weltmeisterschaft geltenden Regeln bezüglich des Kostendeckels in der Saison 2023 nicht eingehalten zu haben. Da es sich um die erste Saison nach Einführung des Kostendeckels handelte, die Überschreitung nur um einen geringen Betrag ausfiel, und die Teams kooperativ und transparent im Umgang mit der FIA gewesen seien, gab es nur eine geringe sportliche Strafe.

FIA stellt mehrere Fehler in der Abrechnung fest

Die FIA gibt an, dass Jaguar in sieben Bereiche Angaben in seinen Berichten weggelassen oder falsch angegeben hat, darunter Paddock-Gebühren, Mietkosten für einen Lkw, Entwicklungskosten für den Simulator und Geldstrafen, die das Team entrichten musste. Zudem wurden Marketingaktivitäten, darunter die Gebühr für die Team- und Herstellervereinigung der Formel E, falsch verbucht, und Reparaturkosten doppelt angegeben.

Bei Nissan hingegen wurden in fünf Bereichen Abweichungen festgestellt, darunter die Kosten für Simulator, Reisen und Fahrzeugteile, die Sozialbeiträge der Mitarbeiter:innen, die Verrechnung von Ausbildungsfördergeldern sowie für Dienstleistungen des Herstellers Nissan, für deren Kosten das Werksteam ebenfalls aufkommen muss.

Jaguar Racing muss für die nachgewiesene Überschreitung um 73.849 Britische Pfund, umgerechnet rund 88.500 Euro, eine Geldstrafe von 100.000 Euro zahlen. Bei Nissan fiel die Überschreitung mit 269.252 Euro sogar noch etwas höher aus. Die Folge ist, dass die Geldstrafe für Nissan mit 300.000 Euro ebenfalls deutlich höher ist. Außerdem erhalten beide Teams eine "geringe sportliche Strafe" in der Form eines Fahrverbotes von drei Stunden, das für die erste Session der Vorsaison-Testfahrten in Valencia gilt.

Sollten die Teams nachweislich unehrlich, in bösartiger Absicht oder betrügerisch gehandelt haben, hätte die FIA auch deutlich höhere Strafen in Form von Punktabzügen oder sogar Rennsperren verhängen können.

Meinung von Tobias Wirtz: Verhältnismäßigkeit der Strafen ist diskutabel

Ist die Strafe für die beiden Teams nun gerecht oder nicht? Einen sportlichen Vorteil aufgrund der Überschreitung des Kostendeckels in Saison 9 wird man sowohl bei Jaguar als auch bei Nissan natürlich jederzeit kategorisch abstreiten.

Aber insbesondere, was die drei Stunden Fahrverbot in Valencia angeht, kann man durchaus darüber streiten, ob diese Strafe angemessen ist. Beide Teams, denen nun der Verstoß gegen den Budgetdeckel nachgewiesen wurde, sind gleichzeitig auch Herstellerteams. Das heißt, sie hatten für den Test ihres Gen3-Evo-Antriebs in den letzten Monaten sowieso schon 20 Testtage zur Verfügung, von denen sie vier an ihre Kundenteams abgeben mussten.

Bei 16 Testtagen pro Werksteam sind drei Stunden weniger Streckenzeit in Valencia absolut verkraftbar. Immerhin ist Valencia als Strecke zum einen kaum repräsentativ. Zum anderen dürfen Jaguar und Nissan ja auch noch weitere 18 Stunden mit ihren Stammfahrern auf dem Circuit Ricardo Tormo fahren. Wenn man den Frauentest am Donnerstag mit dazurechnet, sind es sogar 21 Stunden. Man wird in Reihen der beiden betroffenen Teams wohl - wenn überhaupt - nur leise Kritik an der Entscheidung der FIA hören.

Wenn man im Gegenzug jedoch betrachtet, dass Porsche-Werksfahrer Antonio Felix da Costa im April dieses Jahres wegen einer falschen Pedalfeder in Misano disqualifiziert wurde, muss man sich die Frage stellen, ob hier die Verhältnismäßigkeit passt. Ja, der Verstoß von Porsche war technischer Natur. Aber Jaguar und Nissan haben Geld ausgegeben, das sie eigentlich gar nicht zur Verfügung hatten. Wäre Jaguar 2023 auch Vizeweltmeister in der Teamwertung geworden, wenn das Team fast 90.000 Euro weniger für seine Vorbereitung im Simulator ausgegeben hätte? Seriös beantworten kann diese Frage niemand.

Ja, es war das erste Jahr mit dem Kostendeckel, und beide Teams hatten daher noch keine Erfahrung mit der Abrechnung. Das ist auch mit ein Grund dafür, dass die FIA nicht direkt die härtesten Sanktionen aussprach. Aber zur Wahrheit gehört auch, dass neun der elf Formel-E-Teams es hinbekommen haben, den Kostendeckel nicht zu überschreiten. Die FIA hat in einem solchen Fall aber ohnehin den schwarzen Peter - egal wie sie sich entscheidet, einen solchen Verstoß zu bestrafen. Denn ungerecht behandelt fühlt sich am Ende doch sowieso jeder.

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