Formel E

Virgin & Genpact stellen neues KI-Tool zur Analyse des Formel-E-Funkverkehrs vor

Timo Pape

Timo Pape

Nick-Cassidy-Monaco-2021

Das US-amerikanische Unternehmen Genpact, Partner des Formel-E-Teams Envision Virgin Racing, hat eine Software entwickelt, die den britischen Rennstall im kommenden Jahr noch wettbewerbsfähiger machen soll. Die neue "Radio Analytics Engine" (RAE) wertet mittels Datenanalyse und künstlicher Intelligenz sämtliche Funksprüche während eines E-Prix in nutzbare Informationen für die Strategieabteilung des Virgin-Teams um.

Während eines Formel-E-Rennens setzen Fahrer und Teams kumuliert mehrere Stunden Funksprüche ab, oftmals auch gleichzeitig. Dieser Teamfunk ist frei zugänglich - sogar allen Formel-E-Fans über die offizielle App der Elektroserie. App-Nutzer können sich allerdings nur für einen Fahrer entscheiden und dessen Kommunikation mit seinem Renningenieur in Echtzeit verfolgen.

Diesen Service macht sich Virgin nun gewissermaßen zunutze. Die Genpact-Software transkribiert die Funksprüche in Echtzeit und strukturiert sie anschließend nach ihrem Inhalt in verschiedene Themen-Cluster. Bei zahllosen Testläufen soll die KI immer bessere Ergebnisse bei der Interpretation der zum Teil schwer verständlichen Funksprüche erzielt haben und inzwischen fast alles verstehen.

Die sortierten Informationen zu Energieverbrauch, Attack-Mode-Strategie oder ähnlichem werden anschließend an die zuständigen Ingenieure weitergeleitet, die auf Basis der Echtzeitinformationen zur Konkurrenz reagieren und die eigene Strategie gegebenenfalls anpassen können. Selbst geheime Codes der verschiedenen Teams sollen bereits analysiert und systematisiert worden sein.

"Überwachung der Konkurrenten ermöglicht, Strategie in Echtzeit anzupassen"

"Die Erkenntnisse aus der Funkanalyse machen einen gewaltigen Unterschied", sagt Gil Abrantes, Strategieingenieur bei Envision Virgin Racing. "Ohne die digitale Technologie und die Datenkompetenz von Genpact wären wir nicht in der Lage, so wertvolle Erkenntnisse aus einer so großen Menge unstrukturierter Daten schnell und in großem Umfang zu gewinnen. Die Überwachung der Konkurrenten ermöglicht es uns, unsere Strategie in Echtzeit anzupassen. Wenn wir wissen, wann ein anderer Fahrer in den Attack-Mode übergeht, können wir im Voraus handeln."

Die neue Technologie habe bei Testläufen im Rahmen ausgewählter E-Prix in der vergangenen Saison bereits zu Ergebnissen geführt. In Puebla beispielsweise startete Nick Cassidy vom achten Startplatz. Die Erkenntnisse der RAE hätten ihm bei der Entscheidung geholfen, wann er seinen Attack-Mode aktiviert, um seine Konkurrenten zu überholen. Dies habe Cassidy den dritten Platz eingebracht, erklärt Genpact.

"Der Schlüssel zum Erfolg liegt darin, die richtigen Erkenntnisse zur richtigen Zeit zu haben. Aber viel zu oft gehen die Informationen in den Daten verloren, da sich die Signale in einem Meer von Rauschen verstecken", sagt Sanjay Srivastava, Chief Digital Officer bei Genpact. "Für Envision Virgin Racing ist der Funk hingegen eine Fundgrube für Erkenntnisse. Aber nur, wenn man in der Lage ist, die riesigen Datenmengen aus verschiedenen Quellen schnell zu harmonisieren, zu analysieren und zu interpretieren. Um dies zu ermöglichen, treiben wir die Grenzen des Data-Engineering, der fortschrittlichen Analytik und der künstlichen Intelligenz voran."

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