Vom Vizemeister ins Formel-E-Hinterfeld: Der Absturz von Nissan e.dams
Tobias Bluhm
Vor der Saison 2021 zählte Nissan e.dams zu den großen Favoriten in der Formel E. Die Resultate des japanisch-französischen Rennstalls, der sich im Vorjahr noch die Vizemeisterschaft gesichert hatte, brachen in den vergangenen Monaten jedoch komplett ein. Statt um Rennsiege und den Titel zu kämpfen, musste sich Nissan 2021 mit Gesamtplatz 10 in der Team-WM begnügen.
Nissan war neben Dragon und DS Techeetah einer von drei Rennställen, die die Einführung des für diese Saison entwickelten Antriebsstranges verzögerten. Das Team verlängerte die Laufzeit des schon 2020 eingesetzten Aggregats unplanmäßig, da es - so die offizielle Begründung - durch die Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie "Verzögerungen in der Lieferkette" gegeben habe.
Das neue Motorenpaket, das erstmals in Monaco zum Einsatz kam, brachte jedoch nicht die erhoffte Trendwende. Während Oliver Rowland zwar gelegentlich um Toppositionen kämpfen konnte, blieb Sebastien Buemi weit hinter seinen Möglichkeiten zurück. Der Ex-Champion erlebte eine unterirdische Saison, die er knapp vor den Dragon- und Nio-333-Fahrern auf Platz 21 in der Gesamtwertung abschloss.
"Es war eine schwierige Saison für mich, da wir die Erwartungen, die wir zu Beginn des Jahres hatten, nicht erfüllen konnten", gesteht der Schweizer. "Wir müssen jetzt in der Sommerpause viel arbeiten, um besser zu verstehen, was nicht gut gelaufen ist."
"Vor allem in der zweiten Hälfte der Saison haben wir immerhin zeigen können, dass wir im Qualifying stark sind. Das Auto wird im nächsten Jahr unverändert sein, abgesehen von der Software. Und daran kann man immer viel arbeiten", gibt sich Buemi optimistisch.
Nissan vermutet, dass die Pace-Probleme des Schweizers auf einen Unfall in Valencia zurückzuführen sind. Beim ersten E-Prix in Spanien wurde der Schweizer von Andre Lotterer (Porsche) getroffen, wodurch möglicherweise Buemis Chassis beschädigt und folglich die Fahrbarkeit des Nissan-Wagens beeinträchtigt wurde. Eine Lösung für das Problem konnte dennoch bis zum Berlin E-Prix nicht identifiziert werden.
Our first Full Course Yellow is brought out by @Sebastien_buemi after @Andre_Lotterer tagged the @Nissanedams driver...
— ABB FIA Formula E World Championship (@FIAFormulaE) April 24, 2021
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"(Buemi) hatte einige Probleme bei der Suche nach der Balance und Konstanz, so viel steht fest", sagt auch Buemis Teamkollege Rowland bei 'Autosport'. "Manchmal konnte auch ich nicht das gesamte Potenzial ausreizen, das war nicht immer einfach. Daran lag es bei ihm in der gesamten Saison."
Rowland erreicht Podium im letzten Rennen für Nissan
Rowland beendete die Saison 2021 immerhin noch mit einem Podestplatz in Berlin - sein zweites Podium der Saison. Im direkten Vergleich sammelte der Brite fast dreimal so viele Punkte wie Buemi und schloss das Jahr auf Platz 14 ab. In der Sommerpause wechselt Rowland zu Mahindra Racing, wenngleich eine Bestätigung des Deals noch immer aussteht. Offiziell ist aber bereits, dass er Nissan verlassen wird.
"Ich freue mich sehr für die Jungs. Es war schön, ihnen etwas Champagner zu geben", sagte Rowland unmittelbar nach seinem letzten Nissan-Rennen in Berlin. "Ich habe drei fantastische Saisons mit Nissan verbracht und viel gelernt. Dafür möchte ich jedem im Team danken."
"Diese Mannschaft hat mir sehr dabei geholfen, mich als Fahrer und Person weiterzuentwickeln. Es ist traurig, das hinter mir zu lassen, aber mich freut das gute Ergebnis zum Abschluss der Saison!"
Welcher Fahrer Rowland bei Nissan ersetzen wird, ist weiterhin ungewiss. Laut Medienberichten zählen die Ex-Fahrer Alexander Albon und Daniil Kvyat zu den möglichen Kandidaten auf Rowlands Cockpit. Auch Lucas di Grassi soll einst mit dem Team gesprochen haben, allerdings werden dem Brasilianer derzeit größere Chancen als Ersatz für Norman Nato bei Venturi eingeräumt. Auch für Maximilian Günther könnte ein Wechsel zu Nissan infrage kommen.
Übersicht: Das Formel-E-Fahrerfeld 2022
Team | Fahrer 1 | Fahrer 2 |
Andretti Autosport | Jake Dennis | |
Dragon / Penske Autosport | ||
DS Techeetah | Antonio Felix da Costa* | Jean-Eric Vergne* |
Envision Virgin Racing | Robin Frijns | Nick Cassidy |
Jaguar Racing | Mitch Evans | Sam Bird |
Mahindra Racing | Alexander Sims* | Oliver Rowland* |
Mercedes-EQ | ||
Nio 333 | ||
Nissan e.dams | Sebastien Buemi* | |
ROKiT Venturi Racing | Edoardo Mortara* | |
TAG Heuer Porsche | Pascal Wehrlein | Andre Lotterer |
* offizielle Bestätigung ausstehend
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