Von grauer Maus zum Topteam: Mortara & Massa feiern 1. Formel-E-Sieg für Venturi
Timo Pape
Nach dem Marrakesch E-Prix Mitte Januar war Venturi buchstäblich am Nullpunkt angelangt: Keinen Zähler aus den ersten beiden Rennen, zudem schien der neue Antrieb von ZF nicht beim Konzert der Großen mitspielen zu dürfen. Seitdem hat sich jedoch einiges verändert. Edoardo Mortara fuhr beim Santiago E-Prix mit einer soliden Leistung überraschend auf den vierten Platz und holte somit das erste gute Ergebnis mit dem neuen Gen2-Fahrzeug. Beim darauffolgenden Rennen in Mexiko profitierte er ebenfalls von Strafen und Fehlern vor ihm und landete letztlich sogar als Dritter auf dem Podium. Zudem fuhr Teamkollege Felipe Massa, dessen Formkurve schon in Santiago nach oben zeigte, seine ersten Formel-E-Punkte ein.
Beim Hongkong E-Prix am Sonntag platzte der Knoten dann endgültig: Mortara, der schon im Qualifying seine Klasse bewiesen hatte, profitiere abermals vom Unfall der Führenden Andre Lotterer und Sam Bird und fuhr seinen ersten Formel-E-Sieg ein - gleichzeitig der erste überhaupt für Venturi in der 4,5-jährigen Geschichte des monegassischen Teams.
"Das Ergebnis heute ist fantastisch!", erklärte Mortara kurz nach dem Rennen. "Platz 4 in Santiago, Platz 3 in Mexiko, und jetzt mein erster Sieg in Hongkong - ich bin so stolz. Zu erfahren, dass ich gewonnen habe, ist ein unbeschreibliches Gefühl", spielt er auf die nachträgliche Bestrafung des ursprünglich gewerteten Siegers Sam Bird an. Der Brite hatte gut vier Stunden nach dem Rennen eine 5-Sekunden-Strafe erhalten, die ihn auf Platz 6 zurückwarf - und Mortara zum E-Prix-Sieger machte.
"Das Rennen war großartig, und ich hatte ein wunderbares Wochenende", führt Mortara fort. "Rennen in Asien haben mir schon immer viel Glück gebracht. Ich bin wirklich überglücklich. Das Team hat brillante Arbeit geleistet. Sie haben Stunden um Stunden investiert und alle Register gezogen - dieses Ergebnis ist ein Tribut an ihre harte Arbeit. Wir haben die Saison mit ziemlichem Rückstand begonnen, aber die Jungs machen einen so tollen Job und verbessern sich von Rennen zu Rennen. Dieses Ergebnis widme ich ihnen - ich weiß, dass es sie noch mehr motivieren wird. Ich kann es kaum erwarten, wieder auf die Strecke zu gehen."
Massa endgültig in Formel E angekommen
Auch Teamkollege Massa ist endgültig in der Formel E angekommen. Mit Platz 5 holte der ehemalige Formel-1-Star sein bisher bestes Ergebnis in der Elektroserie. "Das war schon wieder so ein actiongeladenes Rennen, in dem extrem viel passiert ist", erinnert sich der Brasilianer. "Zuallererst freue ich mich riesig für das Team - Edos Ergebnis ist unglaublich. Ich hatte einen fantastischen Start und konnte zwei Positionen gutmachen, bevor ich bei einem Rennunfall mehrere Positionen verlor, und das Heck meines Autos beschädigt wurde."
"Glücklicherweise konnten wir das Problem mit der Radaufhängung während der Rennunterbrechung (nach roter Flagge) beheben", erklärt Massa weiter. "Meine Mechaniker haben einen großartigen Job gemacht, alles so schnell zu reparieren. Nach dem Re-Start war mein Rennen großartig. Ich habe zu Beginn Energie sparen und dann mit einer großartigen Pace mehrere Leute überholen können. Platz 5 ist mein bislang bestes Ergebnis, aber es hätte auch noch besser für mich laufen können. Ich freue mich jedenfalls für mein Team - unser erster Sieg, und wieder mit beiden Autos in den Punkten. Da gehören wir hin!"
Venturi steht mit den insgesamt 35 Punkten aus Hongkong - kein Team holte mehr - bei insgesamt 66 Zählern nach fünf Rennen. Damit haben die Monegassen sogar BMW überholt und liegen nun auf dem vierten Gesamtrang. Mortara steht ähnlich gut da: In der Fahrerwertung belegt der Schweizer ebenfalls den vierten Platz, ist allerdings sogar punktgleich mit dem Drittplatzierten Lucas di Grassi. Massa rückte durch seine zehn Punkte aus Hongkong auf Gesamtrang 14 vor. Venturi hat sich gemacht - von der buchstäblich grauen Maus zum Saisonstart hin zum regelmäßigen Podiumskandidaten. In Sanya in knapp zwei Wochen können die Monegassen unter Beweis stellen, ob sie auch aus eigener Kraft um den Sieg kämpfen können.
Zusätzliche Berichterstattung durch Tobias Wirtz
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