Formel E

Vor dem Saisonauftakt 2023: Das e-Formel.de Team-Rating zur 9. Formel-E-Saison

Tobias Wirtz

Tobias Wirtz

Formel-E-Autos-Valencia-2022

Die Formel-E-Weltmeisterschaft 2023 startet in wenigen Tagen (14. Januar) mit dem Mexico-City E-Prix. Aber nicht nur die Fahrzeuge sind neu: Gleich zehn Teams gehen mit einer neuen Fahrerkombination in die Gen3-Ära der elektrischen Rennserie. Wie unsere Redaktion die insgesamt elf Fahrerduos bewertet, und wer die stärkste Paarung hat, erfährst du in unserem Team-Rating.

Wie üblich vergab die Redaktion von e-Formel.de auch vor dem Saisonstart Punkte auf einer Skala zwischen 1 und 10 für alle 22 Formel-E-Fahrer. Die Punkte für beide Fahrer eines Teams wurden zusammengezählt. Anschließend haben wir die Duos nach ihrem durchschnittlichen "Rating-Score" geordnet und kommentiert. Viel Spaß beim Lesen!

Das e-Formel.de Team-Rating zur Saison 2022/23

1. DS Penske | 9.5 Punkte

Stoffel Vandoorne: 55 Starts 3 Siege 417 Punkte | Jean-Eric Vergne: 98 Starts 10 Siege 887 Punkte

Es ist zwar ein neues Team, aber derselbe Hersteller für Jean-Eric Vergne. Für den Franzosen, den einzigen zweimaligen Champion der Formel E, lief es in der abgelaufenen Saison jedoch nicht so gut: Nach fünf Jahren blieb Vergne erstmals wieder ohne einen Rennsieg. Er bekommt mit dem amtierenden Formel-E-Weltmeister Stoffel Vandoorne einen sehr starken Teamkollegen, der neben seinem hohen Speed zuletzt auch eine überragende Konstanz zeigte.

FAZIT: Beide Fahrer zeigten sich bereits bei den Vorsaisontests in Valencia stark sowie auf Augenhöhe. Vandoorne und Vergne bilden unserer Meinung nach das beste Fahrerduo der Formel-E-WM 2023.

2. TAG Heuer Porsche | 8.5 Punkte

Antonio Felix da Costa: 96 Starts 7 Siege 574 Punkte | Pascal Wehrlein: 48 Starts 1 Sieg 222 Punkte

Porsche-Werkspilot Pascal Wehrlein gewann im vergangenen Jahr den Mexico-City E-Prix. Der langersehnte erste Rennsieg der Truppe aus Weissach war eine Machtdemonstration, denn Wehrleins damaliger Teamkollege Andre Lotterer überquerte die Ziellinie unmittelbar hinter ihm. Es war jedoch das einzige Mal in der abgelaufenen Saison, dass Wehrlein brillieren konnte. Dennoch: Das Potenzial des Deutschen ist offensichtlich. In seinem dritten Jahr mit dem Team bekommt er nun einen neuen Teamkollegen: Antonio Felix da Costa, siebenfacher Rennsieger und Champion von Saison 6. Der Portugiese gehört zu den erfahrensten und erfolgreichsten Piloten der Rennserie und wechselte von DS Techeetah zu Porsche.

FAZIT: Mit zwei Siegfahrern an Bord hat Porsche mit die besten Voraussetzungen für den Start der Gen3-Ära. Wir erwarten viel vom Duo Felix da Costa und Wehrlein!

3. Maserati MSG Racing | 8.5 Punkte

Max Günther: 52 Starts 3 Siege 161 Punkte | Edoardo Mortara: 63 Starts 6 Siege 383 Punkte

Dass Maserati als neuer Hersteller in der Formel E kommt, muss nicht gleichzeitig bedeuten, dass die Mannschaft unerfahren ist: Viele Mitarbeiter:innen des Teams haben bereits jahrelange Formel-E-Erfahrung im Dienste von Venturi sammeln können, darunter auch Edoardo Mortara. Der Schweizer geht in seine sechste Saison mit dem monegassischen Team. Mit dem dreifachen Formel-E-Rennsieger Max Günther bekommt er einen neuen und sehr schnellen Teamkollegen. Günther hat mit mehreren Bestzeiten bei den Testfahrten in Valencia gezeigt, dass das Team und er für den Saisonstart sehr gut vorbereitet sind.

Das liegt natürlich auch am Antrieb: Der Elektromotor im Maserati stammt von Konzernschwester DS Automobiles, die in der Vergangenheit bereits erfolgreiche Antriebe entwickelte. So holten Autos mit DS-Antrieb je zwei Fahrer- und Teamtitel in der Formel E, zudem gewann ein DS-Fahrer in jeder Saison seit dem Einstieg der Franzosen mindestens ein Rennen.

FAZIT: Ein schneller, erfahrener Straßenkurs-Spezialist trifft auf einen jungen Fahrer, der ebenfalls einige Jahre Formel-E-Erfahrung hat. Eine Paarung mit sehr viel Potenzial, wie wir finden!

4. Jaguar TCS Racing | 8.0 Punkte

Sam Bird: 98 Starts 11 Siege 743 Punkte | Mitch Evans: 79 Starts 6 Siege 536 Punkte

Sam Bird und Mitch Evans bilden die einzige konstante Fahrerpaarung vor der neunten Formel-E-Saison: Während Bird in seine dritte Jaguar-Saison startet, ist es bei Evans bereits die siebte. Sportlich lief es stark unterschiedlich für die beiden Piloten: Evans kämpfte in den vergangenen beiden Jahren bis zum Saisonende um den Titel und unterlag am Ende nur knapp. Bei Bird ging die Formkurve zuletzt stark nach unten. In der abgelaufenen Saison blieb er erstmals ohne Rennsieg. In der Gesamtwertung belegte er trotz eines offensichtlich sieg- und titelfähigen Fahrzeugs am Ende nur Platz 13.

Bei den Vorsaison-Testfahrten hat Jaguar nicht überzeugt, wenngleich die Pace im Rennmodus mit 300 kW gut war. Bird und Evans haben sich in Valencia möglicherweise auch noch nicht in die Karten blicken lassen, wie gut der Jaguar I-Type 6 tatsächlich ist.

FAZIT: Jaguar geht 2023 mit einem der erfolgreichsten und erfahrensten Fahrerduos der Rennserie an den Start. Sollen beide Fahrer um den WM-Titel kämpfen, muss Sam Bird zu alter Stärke zurückfinden.

5. Avalanche Andretti | 7.5 Punkte

Jake Dennis: 31 Starts 3 Siege 217 Punkte | Andre Lotterer: 67 Starts 0 Siege 340 Punkte

Vier Saisons fuhr das Team mit BMW-Antrieben, 2023 geht Avalanche Andretti nun mit Porsche-Kundenmotoren an den Start. Nach drei Rennsiegen mit dem Team in den vergangenen beiden Jahren war die Vertragsverlängerung mit Jake Dennis nur Formsache. Der 27-jährige Brite erhält mit Andre Lotterer einen sehr erfahrenen Teamkollegen. Der Deutsche, der neben seinem Einsatz in der Formel E auch in das Langstreckenprogramm von Antriebslieferant Porsche eingebunden ist, wartet jedoch immer noch auf seinen ersten Formel-E-Sieg.

FAZIT: Andretti hat 2023 eine sehr solide Fahrerpaarung mit zwei potenziellen Siegkandidaten, je nach Tagesform. Wir sehen die Kombination Dennis und Lotterer im oberen Mittelfeld.

6. Mahindra Racing | 7.5 Punkte

Lucas di Grassi: 100 Starts 13 Siege 1009 Punkte | Oliver Rowland: 56 Starts 1 Sieg 263 Punkte

Mahindra Racing startet mit einem von ZF Friedrichshafen entwickelten Antriebsstrang in die Gen3-Ära. Mit ABT Cupra haben die Inder dabei sogar erstmals ein Kundenteam und können bei der Weiterentwicklung des Autos auf die Daten von vier Autos zurückgreifen. Oliver Rowland geht in seine zweite Saison beim Team und bekommt mit Lucas di Grassi den erfahrensten Piloten als Teamkollegen, den es in der Formel E gibt. Der Champion von 2016/17 schloss keine Formel-E-Saison schlechter als Platz 7 ab, die ersten fünf Saisons beendete er sogar immer unter den ersten Drei. Rowland fiel in seiner Formel-E-Zeit mit starker Quali-Pace, jedoch häufig auch wegen seines grenzwertigen Zweikampfverhaltens auf.

FAZIT: Di Grassi mag vielleicht nicht mehr der Toppilot der Formel E sein, gehört aber dennoch an einem guten Tag zu den besten Fahrern der Rennserie. Daran wird sich Rowland messen lassen müssen. Für uns liegt die Fahrerpaarung gleichauf mit Andretti.

7. ABT Cupra | 6.6 Punkte

Robin Frijns: 76 Starts 2 Siege 448 Punkte | Nico Müller: 17 Starts 0 Siege 30 Punkte

Das Formel-E-Gründungsmitglied ABT kehrt nach einem Jahr Abstinenz in die Formel E zurück. Mit dem indischen Mahindra-Team wurde eine Vereinbarung über die Lieferung von Kundenmotoren vereinbart. Das Team verpflichtete zwei Fahrer mit Formel-E-Erfahrung: Robin Frijns, der für ABT bereits in der DTM fuhr, wurde nach vier Jahren von Envision geholt. Hier gewann der Niederländer zwei Rennen, wartet jedoch seit dem New York City E-Prix 2019 auf einen weiteren Sieg. Sein Teamkollege ist Nico Müller, der für Dragon Racing unter glücklichen Umständen den einzigen Podestplatz der letzten vier Jahre erzielte. Zuvor war der Schweizer Test- und Ersatzfahrer beim Audi-Werksteam.

FAZIT: ABT hat zwar zwei Fahrer mit Formel-E-Erfahrung an Bord, das Duo ist unserer Meinung nach jedoch Formel-E-Mittelmaß. Müller wird sich nach seiner schwierig zu bewertenden Dragon-Zeit beweisen müssen, Frijns muss endlich wieder Big-Points holen.

8. Envision Racing | 6.6 Punkte

Sebastien Buemi: 98 Starts 13 Siege 834 Punkte | Nick Cassidy: 31 Starts 1 Sieg 144 Punkte

Das frühere Audi-Kundenteam Envision geht 2023 mit Jaguar-Motoren an den Start. Nick Cassidy, der 2022 beim abgebrochenen New York City seinen ersten Rennsieg in der Formel E feiern konnte, bleibt beim Team. Sein neuer Teamkollege ist ein sehr prominenter Neuzugang: Sebastien Buemi, Meister aus Saison 2 und einer der erfolgreichsten Piloten der Rennserie, verließ nach acht Saisons das frühere e.dams-Team, das inzwischen komplett von Nissan übernommen wurde. Der letzte Erfolg des Schweizers ist jedoch lange her: Er wartet bereits seit dem New York City E-Prix 2019 auf einen Sieg in der Formel E.

Bei den Testfahrten in Valencia ist jedoch insbesondere Buemi nach technischen Problemen und einem Unfall am Freitagmorgen nur wenig zum Fahren gekommen und könnte noch mehr Eingewöhnungszeit brauchen.

FAZIT: Sebastien Buemi muss bei Envision zeigen, dass seine schlechte Form in den letzten Jahren wirklich dem technisch unterlegenen Nissan-Antrieb geschuldet war. Cassidy muss konstanter werden. Für uns liegt das Fahrerduo nur im Mittelfeld.

9. Nio 333 | 6.4 Punkte

Sergio Sette Camara: 36 Start 0 Siege 18 Punkte | Daniel Ticktum: 16 Starts 0 Siege 1 Punkt

Nio 333 geht mit einem klaren Nachteil in die Formel-E-Saison 2023: Als einziger der sechs Formel-E-Hersteller haben die Chinesen kein Kundenteam, daher stand ihnen auch deutlich weniger Testzeit zur Verfügung als der Konkurrenz. Von weniger Daten im Rahmen der Vorsaisontests ganz zu schweigen.

Bei den Fahrern ging 2022 nach mehr als sieben Jahren bei Nio 333 eine Ära zu Ende: Oliver Turvey bestritt in Seoul sein letztes Rennen für das Team. Der Brite wird fortan Ersatzfahrer und Sportlicher Berater bei DS Penske. Sein ehemaliger Teamkollege Dan Ticktum erhält in seiner zweiten Formel-E-Saison mit Sergio Sette Camara einen Rohdiamanten als Partner. Sette Camara war in den vergangenen anderthalb Jahren für die einzigen Lichtblicke bei Dragon Racing verantwortlich, auch wenn er gelegentlich ein zu hohes Risiko einging, um im unterlegenen Boliden um gute Ergebnisse zu kämpfen.

FAZIT: Sette Camara und Ticktum sind zwei sehr starke Nachwuchspiloten, haben aber beide in der Formel E noch nicht viel erreicht. Auch wenn die Bewertungen unserer Redaktion insbesondere bei Daniel Ticktum weit auseinander gehen, schätzen wir das Duo daher insgesamt eher schwach ein.

10. Neom McLaren | 5.8 Punkte

Jake Hughes: 0 Starts 0 Siege 0 Punkte | Rene Rast: 22 Starts 0 Siege 107 Punkte

Neuer Name, bekanntes Team: McLaren hat die erfolgreiche Mannschaft von Mercedes-EQ nach dem Formel-E-Ausstieg der Stuttgarter übernommen, wechselt jedoch das Fahrerduo aus. Formel-E-Rückkehrer Rene Rast wird neben Debütant Jake Hughes im Cockpit der papayafarbenen Boliden sitzen. Hughes kennt das Team jedoch, weil er in der vergangenen Saison bereits Test- und Ersatzfahrer für Mercedes-EQ (und daneben auch für ROKiT Venturi Racing) war. Auch auf der Antriebsseite ändert sich etwas beim Team, das nun mit Kundenantrieben von Nissan an den Start geht.

Für das Team spricht definitiv die vielversprechende Form bei den Vorsaisontests in Valencia. Aber da ging es auch nicht um Punkte und Meisterschaften...

FAZIT: Das erfolgreichste Team der letzten Jahre startet mit einer der unerfahrensten Fahrerkombinationen in die Saison. Gerade das Potenzial von Neuling Hughes ist noch schwer einzuschätzen. Für unsere Redaktion gehört McLaren damit nicht zu den Favoriten.

11. Nissan | 5.1 Punkte

Sacha Fenestraz: 1 Start 0 Siege 0 Punkte | Norman Nato: 16 Starts 1 Sieg 54 Punkte

Norman Nato, der mit Venturi den Berlin E-Prix 2021 gewann, stößt in dieser Saison neu zum Nissan-Werksteam. Genau wie sein Teamkollege, der Franco-Argentinier Sacha Fenestraz. Beide haben bereits in der Vorsaison als Test- und Ersatzfahrer bei Jaguar zusammengearbeitet und in dieser Position auch den Seoul E-Prix bestritten: Nato nahm als Ersatz für Sam Bird im Jaguar Platz, während Fenestraz im Sonntagsrennen den ebenfalls an der Hand verletzten Antonio Giovinazzi bei Dragon Racing ersetzte.

FAZIT: Nissan hat auf dem Papier die mit Abstand unerfahrenste Fahrerpaarung. In unseren Augen dürften es die Japaner damit sehr schwer haben.

So hat die Redaktion abgestimmt:
Team Tobias Bluhm Tobias Wirtz Timo Pape Svenja König Durchschnitt
DS Penske 10 9.0 9.5 9.5 9.500
TAG Heuer Porsche 9 7 8.5 9.5 8.500
Maserati MSG 8 8.5 8.5 9 8.500
Jaguar TCS Racing 8.5 7.5 8.5 7.5 8.000
Avelanche Andretti 7.5 6.5 8 8 7.500
Mahindra Racing 7.5 7 7.5 8 7.500
ABT Cupra 7.5 5 7 7 6.625
Envision Racing 7 5.5 7 7 6.625
Nio 333 Racing 7.5 3.5 7 7.5 6.375
Neom McLaren 6.5 4 6 6.5 5.750
Nissan 6 3.5 5.5 5.5 5.125

 

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