"Waren komplett verloren" - Formel-E-Fahrer Robin Frijns enttäuscht über Saisonverlauf 2022
Tobias Bluhm
Nach den ersten Rennen der Formel-E-Saison 2022 sah vieles danach aus, als könnte Robin Frijns zum Kreis der Mitfavoriten im Titelrennen zählen. Nach der ersten Jahreshälfte rutschte der Niederländer jedoch in ein Formtief ab, bei dem er den Anschluss an die Spitzengruppe um Stoffel Vandoorne (Mercedes) und Mitch Evans (Jaguar) verlor. Für die ausbleibenden Top-Ergebnisse macht der Niederländer unter anderem die Bremsen seines Envision-Renners verantwortlich.
Im Gespräch mit 'Autosport' reflektiert der 31-Jährige seine Saison. "Um ehrlich zu sein, habe ich an zu vielen Wochenenden Probleme gehabt", so Frijns. "80, 90 Prozent davon lagen an den Bremsen. Die haben wir nach Monaco gewechselt. Ab diesem Zeitpunkt hat keiner mehr verstanden, wie wir für sie ein ähnliches Gefühl wie zum Saisonstart bekommen können."
Auch einige andere Fahrer klagten in den vergangenen Monaten über die Bremsleistung ihrer Gen2-Fahrzeuge. Das häufigste Problem: Die Bremsscheiben einer Fahrzeugseite heizten sich deutlich langsamer oder schneller auf als die Scheiben auf der anderen Seite. Das "Brake Split" genannte Phänomen verringert das Vertrauen der Fahrer in die Bremswirkung ihrer Autos, was sich wiederum in schlechteren Rundenzeiten widerspiegelt.
Alle Rennställe werden in der Formel E mit Einheitsbremsen von Brembo ausgestattet. Die Scheiben und Beläge aus Carbon wurden speziell für die Gen2-Autos entwickelt, ebenso wie die Aluminium-Bremssättel. Das System kann Temperaturen von bis zu 800 Grad Celsius erreichen.
"Wir haben das Material geändert, die Software, einfach alles", sagt Frijns. "Natürlich konnten wir nicht mehr auf das (abgenutzte) Material vom Start zurückgreifen, also waren wir komplett verloren. Insbesondere bei trockenen Bedingungen war das Gefühl nicht gut, im Nassen lief es besser. Im ersten Seoul-Rennen war die Strecke noch nass, da habe ich mich stark beim Bremsen gefühlt. Aber je trockener es wurde, desto größere Probleme hatte ich."
Frijns rutschte bis zum Saisonende auf Rang 7 in der Fahrer-WM der Formel E ab, punktgleich mit Lucas di Grassi und Jake Dennis. Anders als seine Rivalen von Venturi und Andretti gewann er allerdings keinen E-Prix, weshalb er im Endstand hinter dem Duo landete. Für die Saison 2023 unterschrieb Frijns einen Vertrag beim deutschen Rückkehrerteam ABT Sportsline, sein Cockpit bei Envision übernimmt voraussichtlich Sebastien Buemi (bislang: Nissan e.dams). Der Schweizer bestritt in der letzten Woche laut 'The Race' bereits einen ersten Gen3-Test, allerdings im Fahrzeug von Envisions neuem Antriebslieferanten Jaguar.
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